13. Biennale in Istanbul Bis zum 20. Oktober läuft die 13. Biennale in Istanbul. Kunst im öffentlichen Raum - das Thema ist angesichts der politischen Entwicklungen in der Türkei brisanter als ursprünglich gedacht. Eindrücke von Senada Sokollu Öffentlicher Raum als politisches Forum: Das Motto der 13. Biennale Istanbul stand schon lange vor den Protesten im Gezi-Park fest. Als die jedoch ausbrachen, hat sich ein Großteil der Istanbuler Kunstszene den Protestierenden angeschlossen. Die Ereignisse haben das Konzept der Biennale überholt. Kunst findet zwar im öffentlichen Raum statt - aber dennoch hinter Mauern. "The Castle": Der Rückzug der Biennale in die Ausstellungsräume gibt den Künstlern die Gelegenheit, ihre Werke anders zu präsentieren. So sind auch empfindlichere Installationen möglich: Der Künstler Jorge Mendez Blake hat ein Buch von Franz Kafka ("Das Schloss") unter einer Mauer platziert. Die Mauer ist verformt und wirkt instabil: Hier wird sichtbar, wie kleine Dinge ein großes System beeinflussen können. Fastenbrechen: Der Hamburger Künstler Christoph Schäfer beschäftigt sich in seinen Zeichnungen vor allem mit dem öffentlichen Raum als politisches Forum. Die mittlere Zeichnung stellt ein "politisches Fastenbrechen" im Istanbuler Stadtteil Yeniköy dar. An dem Abend habe es sehr konstruktive politische Diskussionen gegeben, so Schäfer, und das habe ihn sehr beeindruckt. Gezi-Park Fiction: Die Zeichnung Schäfers zeigt den "Park Fiction" in Hamburg, der während der Proteste in der Türkei aus Solidarität über Nacht in "Gezi-Park Fiction“ umbenannt wurde. Schäfer selbst hat vor 15 Jahren für den Erhalt des Parkes in Hamburg gekämpft. Mit seinen Zeichnungen will er die türkischen Aktivisten motivieren. Protest treibt Geschichte an: Das fünf mal zwei Meter große Banner kommt aus dem Kunstkollektiv "Freee“ der britischen Künstler Dave Beech, Andy Hewitt und Mel Jordan. Mit dieser Aussage möchten sie ausdrücken, dass gemeinsames öffentliches Handeln die Gesellschaft verändern kann. Ursprünglich hing das Banner als Plakat in London. Kunst in der Schule: Auch dies ist ein öffentlicher Ort: Die griechisch-orthodoxe Grundschule im Istanbuler Stadtteil Karaköy gehört zu den fünf Ausstellungsräumen der Istanbul Biennale. Hier bieten junge Künstler und Studenten Musik, Tanzchoreographien und Lesungen. "Between Two Seas": Der türkische Fotograf Serkan Taycan widmet sich in seinem Projekt dem umstrittenen Bauboom in Istanbul. Er fotografierte anhand der Istanbuler Baupläne Orte entlang einer 60 Kilometer langen Strecke zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmara-Meer. Dazu ist ein Bildband entstanden. Die Fotos daraus sind im Dachgeschoss der griechischen Grundschule zu sehen. Kunst-Pause beim Shoppen: "Arter – Space of Art" gehört zu den Top 10 der Ausstellungsräume in Istanbul. Nicht zuletzt, weil er sich in der Hauptfußgängerzone "Istiklal Caddesi" befindet. Und die führt direkt zum Taksim-Platz. So können die Künstler mit einem großen Laufpublikum rechnen - denn viele schauen auch mal gerne ins Innere. Kunst aus Palästina: Im Inneren des "Arter" zeigen Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme Kunst aus Ramallah. Ihr Thema ist die Politik der Begierde und die Absurdität von Macht. Ihre Arbeit basiert auf Geschichten und Fotos, unter anderem auch auf Schriften von Walter Benjamin aus den 1930ern, in denen es um den europäischen Faschismus geht. "Market or Die": Auch der "Salt Beyoglu" liegt direkt in der Istanbuler Fußgängerzone. Hier hat der argentinische Künstler Diego Bianchi in der für ihn typischen Art eine absurde Version eines Marktes installiert, auf dem alles gekauft und verkauft werden kann. Das wie zufällig hingeworfene Sammelsurium von Gegenständen in halbfertigen Räumen ist Bianchis Markenzeichen. Der "stehende Mann" vom Taksim-Platz: Der türkische Künstler Erdem Gündüz ist durch seinen stillen Protest auf dem Taksim-Platz weltberühmt geworden. Er stand stundenlang einfach nur da – als Alternative zum lauten Protest. Hunderttausende Türken machten es ihm nach. Auf der Biennale kann man ihn jetzt auch hören: Er macht Musik und hält Vorträge über die Menschen im Gezi-Park.