Bamiyan - in der Heimat der zerbombten Buddhas
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Im März 2001 wurden die 2500 Jahre alten Statuen von den Taliban gesprengt. Das UNESCO-Vorhaben zum Wiederaufbau der Buddhas unter Beteiligung internationaler Partner ist bisher nur Theorie geblieben. Auch die Hunderten von Höhlen im Umkreis der Nischen sind von Verfall bedroht, viele der buddhistischen Wandgemälde sind bereits zerstört. -
Die Provinz Bamiyan hat eine Fläche von der Größe Schleswig-Holsteins und liegt im geografischen Zentrum Afghanistans mit einer Einwohnerzahl von rund 400.000. Das Panorama der gleichnamigen Stadt, die auf 2.850 Höhenmetern liegt, wird von rötlichen Sandsteinfelsen dominiert. -
Umringt von den Ausläufern des Hindukusch und den steilen Felsen des Koh-e-Baba-Gebirges war Bamiyan lange Zeit eine isolierte Bergregion. Seit dem Sturz der Taliban 2001 erfreut sich die Gegend anders als viele der Nachbarprovinzen an Sicherheit und Stabilität. -
Bamiyan liegt theoretisch nur drei Stunden Autofahrt von Kabul entfernt. Teile der 180 Kilometer langen Strecke jedoch werden von den Taliban kontrolliert, sodass Einheimische nur noch ungerne auf dem Landweg in die Hauptstadt reisen. -
Bamiyan ist das Herzland der schiitischen Hazaras, einer der Hauptethnien Afghanistans. Das radikal sunnitische Taliban-Regime verfolgte und mordete Hazaras bis ins Jahr 2001 zu Hunderten, auch um den bewaffneten Widerstand der Bevölkerung von Bamiyan niederzuschlagen. -
Von den Leiden des Bürgerkriegs und der Taliban-Jahre ist heute nur noch wenig zu spüren, mit einer Armutsrate von fast sechzig Prozent ist Bamiyan jedoch nach wie vor eine der strukturschwächsten Provinzen Afghanistans. -
In Afghanistan gelten rund 65 Prozent der Bevölkerung als Analphabeten. Unter Frauen liegt die Zahl deutlich höher. Das weckt Sorgen für die junge Generation der Unter-Dreißigjährigen, die fast drei Viertel der afghanischen Bevölkerung ausmacht. -
Ein Großteil der Bevölkerung von Bamiyan ist in der Landwirtschaft beschäftigt. Rund 60 000 Bauern in der Provinz bestreiten ihren Lebensunterhalt mit der Kartoffelernte. Während Kartoffeln auch ins benachbarte Ausland, wie etwa Pakistan oder Tajikistan exportiert werden, werden grüne Gemüsesorten in der Regel aus anderen Provinzen eingeführt. -
- Das mit Abstand größte wirtschaftliche Potenzial der Provinz liegt im Tourismus. Die Band-e-Amir-Seen sind der erste Nationalpark Afghanistans und werden jährlich von Zehntausenden einheimischen Touristen besucht. Ausländer kommen nur wenige Hundert. -
Dementsprechend verwaist ist das lehmgebaute Touristenbüro an den Buddhanischen. Auf Anfrage wird der Besucher zu den klaffenden Felslöchern geführt. -
Würde sich die Sicherheitslage in Afghanistan insgesamt verbessern, so dürfte Bamiyan die erste Adresse für den internationalen Tourismus sein: Die lehmgebaute Festung “Shahr-e Zahak” aus dem 3. Jahrhundert vor Christus lockt 17 Kilometer vom Stadtkern entfernt mit anspruchsvollen Kletterpfaden und einem malerischen Bergpanorama.
https://qantara.de//node/22698
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