Christen und Muslime: Frieden schaffen im nigerianischen Mubi
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Die Skepsis gegen über den Anderen überwinden: Das Misstrauen zwischen Christen und Muslimen könnte das Klima in der nigerianischen Stadt Mubi vergiften. Ein Zeichen dagegen setzten Yusuf Yaro, Vorsitzender des muslimischen Rates von Mubi Süd (links), und der katholische Priester Alexander Miskita William. Der Imam besucht seit Jahren immer wieder die Sankt-Andreas-Kirche. -
Sorgen hinter der Fassade: Die Marktstadt Mubi im nigerianischen Bundesstaat Adamawa steckt vor der Präsidentschaftswahl am 16. Februar mitten im Wahlkampf. Über eins sprechen Politiker jedoch nicht: wie die Bewohner die Erinnerungen an die Besatzung durch Boko Haram im Herbst 2014 verarbeiten. -
Straßensperren helfen nur bedingt: Im Oktober und November 2014 hielten sich Kämpfer der Gruppe wochenlang in der Stadt auf. Im November 2017 und Mai 2018 kam es zu weiteren schweren Anschlägen auf zwei Moscheen und einen Markt, bei denen etliche Menschen starben. Das geschah trotz zahlreicher Polizei- und Armeeposten rund um die Stadt. -
Verantwortung in der Not: Als Boko Haram Mubi einnahm, war die heute 16-jährige Fatima Sharfadeen gerade in der Schule. "Ich nahm meine Geschwister und setzte sie in den Schulbus", erzählt sie. Später sei es ihr gelungen, mit der Familie nach Kamerun zu fliehen. Die Angst, die sie in dieser Zeit gespürt habe, werde sie nie vergessen. -
Banken liegen in Ruinen: Die Schülerin wird überall in der Stadt an den Terror erinnert. Boko Haram verübte Sprengstoffanschläge auf zahlreiche Banken, die bis heute nicht wieder aufgebaut worden sind. -
Anschläge auf 337 Kirchen: Versteckter liegen die Grundmauern der Kirchen. Es wird geschätzt, dass im Norden Adamawas Anschläge auf 337 Gotteshäuser verübt worden sind. Bis heute sind viele der Christen, die während der Besetzung größtenteils aus der Stadt flohen, misstrauisch. Man wisse ja nicht, wer mit Boko Haram kollaboriert habe, heißt es. -
Langwierige Rückkehr zur Normalität: "Gemäßigte Christen und Muslime finden inzwischen wieder langsam zusammen", meint Pastor Daniel Doyi von der E.Y.N. Church (Church of the Brethren) und Präsident der christlich-muslimischen Friedensinitiative Campi, auch wenn er einschränkend hinzufügt: "Mubi ist nicht mehr so wie früher". -
Der Staat soll den Dialog unterstützen: Helfen könnte nach Ansicht von Doyi der Wiederaufbau der Kirchen, wie der E.Y.N. Church Police Barracks. Dabei sieht der Pastor auch den Staat in der Verantwortung. "Bisher kümmern sich nur nichtstaatliche Organisationen um einen interreligiösen Dialog", kritisiert Doyi. -
NIREC sorgt für Versöhnung: Muhammad Abbas, der für den Landkreis (Local Government Area) Mubi North arbeitet, lässt diese Kritik nicht gelten. Er verweist auf den Nationalen Interreligiösen Rat (NIREC). "Er predigt Frieden. Das wissen die Menschen." -
"Boko Haram hat die Religion missbraucht": Für Pastor John Musa, den Vorsitzenden der Christlichen Vereinigung Nigerias (CAN) in Mubi South, ist indes Wissen über die andere Religion von Bedeutung. "Im Islam geht es genauso um Frieden, wie im Christentum. Boko Haram hat die Religion nur missbraucht." -
Christen kommen wieder zu Muslimen: Solche Erkenntnisse lassen Christen und Muslime wieder zusammen rücken. "Das beste Beispiel für mich ist es, dass Christen wieder ins Büro des muslimischen Rates kommen", sagt Imam Yaro, der dort regelmäßig mit Pastor Musa gemeinsame Veranstaltungen plant. -
Friedenserziehung für die nächste Generation: Für Kinder und Jugendliche gilt: Sie sollen wieder gemeinsam und ohne Vorurteile aufwachsen. An der Schule von Fatima Sharfadeen gibt es deshalb einen Friedensclub. Gemeinsam mit dem 16-jährigen Nwoah Amos Drambi und Jibrilla Garba, dem Vizepräsidenten von Campi, diskutiert sie gerade eine neue Aktion. Die soll vermitteln, wie wichtig ein friedliches Miteinander im Leben ist.
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