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Die Kolbars von Irans Kurdistan

Hunderte von Lastenträgern, lokal als "Kolbars" bekannt, überqueren das ganze Jahr über die bergige Grenze zwischen Iran und dem irakischen Kurdistan. Angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftskrise im Iran entscheiden sich immer mehr Kurden für diese schlecht bezahlte und äußerst gefährliche Arbeit als einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ihre Familien zu versorgen. Bilder und Text von Konstantin Novakovic

  • Berghang mit einer Spur durch den Schnee; Foto: Konstantin Novakovic
    Von der Straße aus, die die westiranische Grenzstadt Marivan mit dem nahe gelegenen Ort Hawraman Takht verbindet, ist die Kolbar-Route entlang der schneebedeckten Hänge des Berges Kuh-e Takht gut zu erkennen. Viele Menschen aus dem Ort bestreiten ihren Lebensunterhalt als Lastenträger auf dieser gefährlichen Route. Entlang des kurdisch besiedelten Gebiets der 1500 km langen Grenze zwischen dem Iran und dem Irak verlaufen zahlreiche weitere Schmuggelrouten
  • Vier Männer mit zwei Rucksäcken im Schnee; Foto: Konstantin Novakovic
    Nach Überqueren der Bergpässe steigt eine Gruppe von "Kolbars" bei Minusgraden mit ihrer Last den steilen Hang durch den Schnee hinunter ins Tal. "Kolbar" bedeutet auf Kurdisch Lastenträger. Die Überquerung der Grenze dauert zwischen acht und zwölf Stunden. Insbesondere unter den schwierigen Bedingungen im Winter kommt es zu zahlreichen Unfällen.
  • Umgeben von Bergen gehen zwei Männer in die Hocke, um sich um ihre Rucksäcke zu kümmern; Foto: Konstantin Novakovic
    Je nach Art der Güter und der körperlichen Verfassung transportiert ein Träger zwischen 40 und 90 kg. Aus dem kurdischen Teil des Irak werden Waren aller Art in den Iran geschmuggelt: Unterhaltungselektronik, Kleidung, Zigaretten und auch Alkoholika. Letztere sind im Iran verboten. Die Kolbars sind eine Besonderheit in der kurdischen Grenzregion des Iran.
  • Rucksäcke und orangefarbenes Plastik liegen auf dem schneebedeckten Boden verstreut. Männer arbeiten; Foto: Konstantin Novakovic
    Unten am Berghang angekommen, ist es Zeit, die Lasten wieder zu schultern. Diese sind oft so schwer, dass die Kolbars sich gegenseitig dabei helfen müssen. Die hohe Arbeitslosigkeit von bis zu 50 % in den kurdischen Provinzen des Iran sowie die bittere Armut lassen der männlichen Bevölkerung zwischen 13 und 80 Jahren oft keine andere Einnahmequelle.
  • Mann mit Wollmütze raucht eine Zigarette mit Bergen im Hintergrund; Foto: Konstantin Novakovic
    Ein schwer beladener Träger begibt sich nach kurzer Zigarettenpause auf die letzte Etappe der Route. Die Träger sind nicht nur den Elementen ausgeliefert. Sie sind im Visier der iranischen Grenzpolizei und müssen stets damit rechnen, beschossen zu werden.
  • Vier Männer stapfen durch den Schnee in der mittleren Entfernung; Foto: Konstantin Novakovic
    Eine Gruppe von Kolbars bahnt sich Schritt für Schritt ihren Weg durch den Schnee dem Ziel entgegen. Laut Statistik verlieren jedes Jahr mehrere hundert Träger ihr Leben. Etwa zwei Drittel werden von der Islamischen Revolutionsgarde erschossen, die die Grenze zum Irak überwacht. In der letzten Zeit nimmt die Gewalt gegen Kolbars kontinuierlich zu.
  • Zwei Männer mit großen Rucksäcken gehen einen Pfad entlang vor einer Schneelandschaft; Foto: Konstantin Novakovic
    Nach Schätzungen bestreiten mehrere tausend Männer aus den Grenzregionen der kurdischen Gebiete (Rojhelat) den Lebensunterhalt ihrer Familien als Kolbars. In einem Gebiet, wo traditionell viele Großfamilien leben, sind mehrere hunderttausend Menschen auf diese illegale Einnahmequelle angewiesen. Viele weitere sind an der Verteilung der Schmuggelware in anderen Teilen des Iran beteiligt.
  • Zwei Männer mit Gepäck auf dem Rücken sitzen auf einer Schneebank; Foto: Konstantin Novakovic
    Kolbars überqueren die unwegsamen, schneebedeckten Berge in ihrer üblichen Kleidung. Funktionsbekleidung können sie sich nicht leisten. Die Zahl der Menschen, die als Träger arbeitet, nimmt weiter zu. Nicht zuletzt wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise im Iran und der von den USA und anderen Ländern verhängten strengen Sanktionen.
  • Nahaufnahme von schlecht beschuhten Füßen im Schnee mit behelfsmäßigem Seil und Metallsteigeisen; Foto: Konstantin Novakovic
    Im Winter benutzen die Männer behelfsmäßige Steigeisen, um die Berge zu überqueren. Die Eisen werden mit Schnüren an normalen Schuhen befestigt.
  • Junger Mann mit Schal und auffallend blauen Augen blickt in die Kamera; Foto: Konstantin Novakovic
    Auch ein Mann in den Zwanzigern aus einem nahegelegenen Dorf arbeitet seit kurzem als Träger. Trotz eines Master-Abschlusses an der örtlichen Hochschule konnte er keine andere Arbeit finden. Für ihn ist dies derzeit die einzige Einnahmequelle.
  • Eine Reihe von Männern geht bei Schnee und Eis auf eine Straße zu; Foto: Konstantin Novakovic
    Eine Gruppe erschöpfter Träger nähert sich der örtlichen Straße, wo sie ihre Waren deponieren werden. Der Markt für Schmuggelware entstand mit Gründung der Regionalregierung Kurdistan im Irak im Jahr 1992 und entwickelte sich in den späten 1990er Jahren immer stärker.
  • Eine Reihe von Männern geht mit riesigen Rucksäcken auf dem Rücken auf die Kamera zu, vor dem Hintergrund verschneiter Berge; Foto: Konstantin Novakovic
    Kolbars mit LED-Großbildschirmen auf dem Rücken kurz vor Ende eines langen und gefährlichen Marsches.
  • Männer versammeln sich hinter einem Lieferwagen und laden ihre Rucksäcke aus; Foto: Konstantin Novakovic
    Sobald die Lastenträger die Straße zwischen Marivan und Hawraman Takht erreichen, übergeben sie ihre Waren. Je nach Gewicht der Güter verdienen sie am Transport zwischen 20 und 40 US-Dollar.
  • In den Berghang gebaute Siedlung, bestehend aus einfachen Reihenhäusern aus Stein; Foto: Konstantin Novakovic
    Blick auf Hawraman Takht, einem historischen Ort mit den für die Region typischen Terrassenhäusern aus Stein. Wegen seiner besonderen Architektur und Landschaft wurde der Ort letztes Jahr in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Ungeachtet des großen touristischen Potenzials bleibt der Schmuggel für viele Menschen in dieser verarmten Region vorerst die einzige Möglichkeit zu überleben.
https://qantara.de//node/42333 Link
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