"Im Ring wird's ernst!" - traditioneller Kamelkampf in Selcuk
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Am Vortag des traditionellen Ringkampfes im westtürkischen Selcuk gilt es zunächst, die Auswahlkommission eines Schönheitswettbewerbs zu beeindrucken. Das geht am besten in bunte Gewänder gehüllt und mit Glöckchen behangen. So ziehen die Kamele an der Leine ihrer Besitzer begleitet von Trommel- und Flötenklängen durch die Straßen. -
Hingebungsvoll bereiten Kamelbesitzer ihre Schützlinge auf das Spektakel vor - und das oft wochenlang. Es heißt, Ring-Festivals lassen die historisch gewachsene Beziehung zwischen früheren Nomaden und ihren Tieren fortleben. -
Denn die wiederbelebten Bräuche sollen noch aus der Zeit von Nomadentum und Handelskarawanen übrig geblieben sein. So berichten erfahrene Ringkämpfer, es sei ein beliebter Zeitvertreib der Nomaden gewesen, ihre Kamele auf den Weideplätzen gegeneinander antreten zu lassen. -
Bei aller Festivalbelustigung wird es spätestens im Ring ernst. Dann wird gerungen, gerammt und getreten. Um tödliche Bissverletzungen zu vermeiden, zerren Helfer die Kampfkamele immer wieder auseinander. Die "Tülü"-Bullen, eine Kreuzung aus arabischen und asiatischen Kamelen, gelten nämlich als besonders wertvoll und sollen nicht ernsthaft zu Schaden kommen. -
Gewonnen hat das Kamel, das seinen Konkurrenten zuerst abdrängen, zum Schreien oder zu Fall bringen kann. Darauf ein Sieges-Spucker! -
Heutzutage werden die Festivals auf Fußballplätzen, in antiken Amphitheatern oder in anderen natürlichen Arenen ausgetragen. Allein in Selcuk kommen dazu jedes Jahr jährlich 20.000 Menschen und 120 Kamele zusammen. -
In den frühen Morgenstunden rücken Zuschauer mit eigenen Stühlen an, um sich die besten Plätze auf den Rängen zu reservieren. Dann werden Verkaufsstände für Essen und Trinken aufgebaut - oder einfach selbst der Grill ausgepackt. -
Auf sie mit Gebrüll... oder zumindest mit ein wenig Schaum vor'm Maul. Damit stellen die Kampfbullen ihre angezüchtete Angriffslust zur Schau. Einige der türkischen "Tülü"-Kamele haben den Ringkampf inzwischen perfektioniert. So ziehen sie zwischen November und März an der Seite ihrer Besitzer von einem Festival zum nächsten.
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