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Koranschulen im Senegal – Betteln unter Zwang

Viele Familien im Senegal schreiben ihre Kinder in Schulen namens "Daaras" ein, um die islamische Schrift zu lernen und den Charakter zu stärken. Die Tradition des Bettelns um Nahrung, um Demut zu wecken - ein wesentlicher Bestandteil dieser Erziehung - setzt viele jedoch Missbrauch und Ausbeutung aus. Von Louis Bock

  • Der achtjährige Omar Wone sitzt auf dem Boden einer sogenannten "Daara", wie die Koranschulen im Senegal genannt werden; Foto: Reuters
  • Ein Koranschüler bettelt vor einem Hotel in der Stadt Saint Louis; Foto: Reuters
    Abhängig von den Marabus: Ein Koranschüler bettelt vor einem Hotel in der Stadt Saint Louis. Einige Menschenrechtsorganisationen sagen, dass die Schüler - Talibés genannt - in vielen Fällen unter schlimmen Bedingungen leben müssen. Nach ihren Angaben werden sie von den Koranlehrern zum Betteln gezwungen. Schaffen sie es nicht, genug Geld einzutreiben, würden sie von ihnen geschlagen. Manche Kinder flüchten.
  • Der zehnjährige Koranschüler Suleiman; Foto: Reuters
    Geld oder Missbrauch: Der zehnjährige Suleiman erzählt: "Ich darf meine Eltern nicht wiedersehen, bevor ich den Koran vollständig gelernt habe. Ich muss dem Marabu (Koranlehrer) 200 Francs (rund 30 Eurocents) bringen, ansonsten werde ich verprügelt. Oft kann ich das Geld nicht auftreiben." Schutzmaßnahmen für Kinder, die wegrennen und sich allein auf der Straße wiederfinden, gibt es nicht.
  • Moussa, ein Talibé, aus Futa; Foto: Reuters
    Keine Wahl Moussa, ein Talibé, aus Futa, trägt einen Eimer, weil er sich in einem Hilfsprojekt für Koranschüler waschen möchte. "Meine Eltern wissen, dass ich bettle, um dem Marabu Geld zu bringen, aber sie unternehmen nichts dagegen. Ich mag es nicht zu betteln, aber ich habe keine andere Wahl. Wenn ich ohne Geld zurückkomme, werde ich geschlagen", sagte er.
  • Ein Kind bettelt bei einer Passantin im Senegal; Foto: Reuters
    Das Tabu brechen: Die Misshandlung der Talibés war lange Zeit ein Tabuthema im Senegal, doch durch Aufklärungskampagnen kommt langsam eine Debatte über die Zustände in den Koranschulen in Gang. Präsident Macky Sall ordnete bereits 2016 an, die Kinder von den Straßen zu holen und Marabus zu verhaften, die sie zum Betteln zwingen. 300 Kindern konnte 2018 durch dieses Programm geholfen werden.
  • Issa Kouyate, Gründer der Hilfsorganisation "Maison de la Gare"; Foto: Reuters
    Geflüchtet und vergewaltigt: Issa Kouyate, Gründer der Hilfsorganisation "Maison de la Gare", weint. Ein achtjähriger Koranschüler hat ihm gerade von seinem Schicksal erzählt. Er ist aus der Schule geflohen und wurde nachts auf der Straße von einem Teenager vergewaltigt. Kouyate hatte ihn zufällig gerettet. "Solche Vorkommnisse schockieren immer noch, auch wenn man sie zum zehnten oder fünfzehnten Mal sieht", sagt er.
  • Der Arzt El Hadj Diallou, ein ehemaliger Talibé, behandelt einen Koranschüler, der sich mit Krätze angesteckt hat; Foto: Reuters
    Mit der Krätze angesteckt: El Hadj Diallou, ein ehemaliger Talibé, arbeitet heute als Arzt bei "Maison de la Gare". Hier behandelt er einen Koranschüler, der sich mit Krätze angesteckt hat. Experten sagen, dass viele Eltern nicht wissen, wie ihre Kinder in manchen Schulen misshandelt werden. Sie schicken ihre Kinder in die Schulen, weil ein erfolgreicher Abschluss ihnen helfen kann, Imam oder Koranlehrer zu werden.
  • Der achtjährige Demba beim Karate-Training; Foto: Reuters
    Karate in der "La Maison de la Gare": "Ich lerne Karate, um mich verteidigen zu können”, sagt der achtjährige Demba. Ein Lehrer zwang ihn, die ganze Nacht auf der Straße um Geld zu betteln. Am Morgen danach wurde er von einem betrunkenen Mann ausgeraubt. In der "Maison de la Gare" werden die Talibés mit Essen, Wasser und Medizin versorgt. Außer Karate können sie auch andere Sportanlagen und Englisch lernen.
  • Der 13-jährige Ngorsek sucht in den Müllcontainern der Stadt Saint-Louis nach Essen; Foto: Reuters
    Essenssuche im Müll: Der 13-jährige Ngorsek sucht in den Müllcontainern der Stadt Saint-Louis nach Essen. "Ich bin aus der Schule weggerannt, weil ich nicht mehr kann. Der Marabu misshandelt mich und schlägt mich oft. Ich habe genug." Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" werden noch immer über 100.000 Kinder im Senegal zum Betteln gezwungen.
https://qantara.de//node/24385 Link
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