Kulturerbe in Syrien in Gefahr Der Bürgerkrieg in Syrien wird immer brutaler und kostet seit 2011 Tausende Menschen das Leben. Auch ihre wertvollen Kulturstätten wurden im Kampf zerstört. Die UNESCO legte nun weitere Berichte über Schäden vor. Der Krieg in Syrien kostet Tausende Menschen das Leben. Auch ihre wertvollen historischen Kulturstätten werden während der anhaltenden Kämpfe zerstört. Vier Jahrtausende lang kreuzten sich in Syrien Einflüsse der Babylonier, Ägypter, Perser, Griechen und Römer. Die UNESCO ist um das Kulturerbe des Landes besorgt und legte nun weitere Berichte über die Schäden an den Kulturstätten vor. Bereits im Juni 2013 hatte die UNESCO sechs einzigartige Kulturdenkmäler in Syrien auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten gesetzt. Darunter die Altstadt von Aleppo, die durch die Kämpfe zerstört wird. Aleppo hat eine lange Geschichte. Mit der Lage am Mittelmeer war sie schon im Altertum ein kultureller Knotenpunkt. Die UNESCO hatte die Altstadt vor allem wegen des Souk, des größten Basars des Vorderen Orients, zum Weltkulturerbe gekürt: Mit einer Fläche von 350 Hektar umfasst der Basar etliche Einkaufsstraßen mit hunderten Straßenläden. Zwar ist dieses historische Zentrum von einer fünf Kilometer langen Stadtmauer umgeben. Doch die konnte den Souk nicht schützen. 2012 wurde er bei Kämpfen in Brand gesetzt. Im Laufe des Bürgerkriegs wurden Kulturerbestätten als strategische Posten missbraucht. Darunter die Zitadelle von Aleppo, eine historische Festungsanlage auf einem Hügel inmitten der Altstadt. Die Seleukiden, eine Nachfolgedynastie Alexanders des Großen, errichteten die Burg im vierten Jahrhundert vor Christus. Auch Griechen, Römer, Perser, Byzantiner und Osmanen errichteten auf dem Hügel ihre Bauwerke. Die seit 4000 Jahren besiedelte Altstadt von Damaskus ist ebenfalls Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Vor Beginn des Aufstands gegen Baschar al-Assad gehörte die Altstadt mit ihren Märkten, Restaurants, Kirchen und Moscheen zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Syriens. Im Juni 2013 explodierten hier die Bomben, die historische Altstadt war erstmals Ziel eines größeren Anschlags. Die Oasenstadt Palmyra ist ebenfalls gefährdet. Der Triumphbogen steht noch, einige archäologische Ausgrabungen wurden aber bereits geplündert. Palmyra ist das architektonische Wahrzeichen Syriens. Die Prachtstraße mit ihren korinthischen Säulen, der Triumphbogen der Severer und die Umfassungsmauer des Baal-Tempels sind durch Einschüsse gezeichnet. Auch dieses Kulturdenkmal steht mitten im Kriegsgebiet: die Kreuzritterburg "Krak des Chevaliers" am Rande des Alawitengebirges. Im Jahre 1099 erreichten erstmalig Kreuzritter auf ihrem Weg nach Jerusalem die Burg. Ihr Zustand ist derzeit umstritten. Nach Angaben der Rebellen wurde sie durch die syrische Luftwaffe bombardiert. Die Freie Syrische Armee soll die Burg als Stützpunkt nutzen. Die Berichte über die Zerstörungen nehmen zu. Neben Aleppo und Damaskus ist auch die Altstadt von Bosra betroffen. Das Amphitheater galt bisher als eines der besterhaltenen römischen Theater der Welt. Es wurde im 12. Jahrhundert zur arabischen Festung ausgebaut. Musiker und Orchester weltweit schätzen seine besondere Akustik. Bei den Kämpfen soll es zu Zerstörungen in den Ruinen gekommen sein. Auch die sogenannten "Toten Städte" stehen auf der roten Liste gefährdeten Welterbes. In diesen dörflichen Siedlungen im Norden Syriens stehen zahlreiche Häuser aus byzantinischer Zeit. Die antiken Gebäudereste in Jerada waren bis vor dem Bürgerkrieg teilweise sehr gut erhalten. Seit Beginn der Auseinandersetzungen standen sie teils unter Feuer, teils wurden sie ausgeplündert. Auch die Lage der syrischen Museen ist dramatisch. Viele von ihnen liegen mitten in Kampfgebieten - etwa das Museum in Idlib, das einen Großteil der unschätzbaren Ebla-Tontafeln verwahrt. Seit 2011 sollen einige wertvolle Stücke aus den Museen in Damaskus und Aleppo in den Safe der syrischen Staatsbank gebracht worden sein. Die meisten Museen sind den Plünderungen aber schutzlos ausgeliefert. Die UNESCO hat Experten ausgebildet, um die Zerstörung und Plünderung von Syriens Kulturerbe zu verhindern. Generalsekretärin Irina Bokowa und UN-Syrien-Beauftragter Lakhdar Brahimi stellten am 29. August 2013 Schutzmaßnahmen vor. Die Experten sind dem gestohlenen Kulturerbe auf der Spur, informieren und alarmieren Zolldienste und Händler, um einen internationalen illegalen Handel zu verhindern. Autorin/Autor: Ananda Grade | Redaktion: Philipp Jedicke