Pakistan: Mit Bäumen gegen die Hitze Kühlende Waldinseln statt brutzelnder Betonwüste: Dutzende Anpflanzungsprojekte sollen in Karatschi die Hitze erträglicher machen – eine Erleichterung für Mensch und Tier. Von Claudia Diehn (mit Reuters) Zwischen Wald und Betonwüste: In Pakistans größter Stadt Karatschi ist es oft unerträglich heiß: Temperaturen über 40 Grad sind hier keine Seltenheit. In der weitgehend versiegelten Betonwüste der Millionenmetropole heizen sich die Straßen noch weiter auf. Kühlende Waldflächen sind daher absolut notwendig. Im Clifton-Viertel Karatschis, einer von Dutzenden Anpflanzungsinitiativen, werden solche grünen Oasen künstlich angelegt. Von der Müllhalde zum Biotop: Mulazim Hussain, 61, ist stolz auf die Bäume, die er gepflanzt hat. Umgeben von Neem-Setzlingen und Gemüse, die im Clifton-Viertel aus dem Gestrüpp sprießen, erinnert sich der 61-Jährige an die Zeit vor ein paar Jahren, als das Gebiet noch eine riesige, inoffizielle Müllhalde war. Natürliche Naherholung: "Jetzt ist es grün und fröhlich, die Kinder kommen abends zum Spielen und die Leute zum Spazierengehen", sagt Hussain in der Nähe einer Baumgruppe inmitten einer kargen Fläche, die auf der einen Seite vom Meer und auf der anderen Seite von Hochhäusern und Büros begrenzt wird. Bäume statt Beton: Das Ziel in Clifton ist es, ein Gegengewicht zur raschen Verstädterung in Karatschi zu schaffen, einer sich ausbreitenden Hafenstadt mit rund 17 Millionen Einwohnern, in der die rasante Ausdehnung von Straßen und Gebäuden dazu führt, dass immer weniger Platz für Bäume und Parkanlagen bleibt. Hier wie in ganz Pakistan bleibt die Waldbedeckung bisher weit hinter dem Durchschnitt Südasiens zurück. Mehr Bäume – mehr Abkühlung: Stolz zeigt Hussain seine selbst geernteten Auberginen. Die Pflanzen können mit ihrem Nahrungsangebot auch einheimische Wildtiere anlocken, Überschwemmungen in der Stadt abmildern und neue Nahrungsquellen erschließen. "Je mehr Bäume hier stehen, desto stärker ist die Abkühlung", sagt Hussain. In einer Stadt wie Karatschi kann der Unterschied schon einmal bis zu zehn Grad Celsius betragen. Masood Lohar, 54, ein Entwicklungsexperte, der den Clifton Urban Forest beaufsichtigt hat, begutachtet ein Nest mit Eiern von Teichhühnern. Zurzeit tummeln sich auch Mungos im Park, genauso wie eine Handvoll Chamäleonarten. Auch für viele Tierarten ist der Stadtwald von Karatschi ein willkommenes neues Zuhause. In der Sindh Forestry Public Nursery in Karatschi bereitet ein Arbeiter Pflanzsäcke für Setzlinge vor, die für städtische Waldprojekte verwendet werden sollen. Die Aufzucht von Bäumen ist kostspielig, die Wahl der richtigen Baumarten besonders wichtig. Sie wirkt sich auf die Menge aus, mit der die Setzlinge bewässert werden müssen – ein wichtiger Faktor in Pakistan, wo Wasser generell knapp ist. Bewässert werden muss auch Gärtner Hussain – nach seinem anstrengenden Arbeitstag bei sengender Hitze spritzt er sich mit seinem Gartenschlauch ab. Die Hitzewellen werden auch hier immer extremer: Bei einer besonders heftigen im Jahr 2015 starben in der Stadt innerhalb von drei Tagen mehr als 400 Menschen, und auch 2022 erreichten die Temperaturen in der umliegenden Region Sindh Rekordhöhen.