Papstbesuch: Biblische Stätten im Irak Abraham wurde hier geboren und Jona vom Wal verschluckt - so steht es in der Bibel. Wenn Papst Franziskus den Irak besucht, betritt er geschichtsträchtigen Boden. Zwischen Euphrat und Tigris soll in biblischer Vorzeit das Paradies gelegen haben, wo einst Adam und Eva lebten, bis Gott beide aus dem Garten Eden vertrieb, weil sie von der verbotenen Frucht am Baum der Erkenntnis gegessen hatten. Noch immer gibt es üppige Oasen am Flussufer, doch die Lebensumstände der heutigen Bewohner sind nicht immer paradiesisch. Johannes der Täufer taufte die Menschen, auch Jesus von Nazareth, im Wasser des Flusses Jordan, um sie symbolisch von ihren Sünden zu reinigen. Für die Mandäer im Irak, eine der ältesten Religionsgemeinschaften der Welt, war er der letzte Prophet auf Erden. Bis heute glauben sie an die Kraft des Wassers und reinigen sich regelmäßig im Tigris - ganz so, wie es ihr Prophet einst vorgemacht hat. Vor rund 5500 Jahren entstanden in Mesopotamien die ersten Dörfer, aus denen später mächtige Reiche werden sollten. Das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris liegt heute zum Großteil auf irakischem Gebiet. In der Antike war das Land sehr fruchtbar, heute ist es karg und sandig. Hier standen die Mauern der Stadt Ur, in der einst Abraham lebte. Die Anfänge Urs reichen bis 4000 v. Chr. zurück. Es ist eine der ältesten Städte, deren Überreste jemals von Archäologen entdeckt wurden. Hier lag die Wiege der Zivilisation. Und hier soll Gott Abraham eines Tages befohlen haben, die Gegend zu verlassen und ins Gelobte Land Kanaan zu wandern. Papst Franziskus hat bei seiner Irak-Reise einen Abstecher in die Heimat von Israels Stammvater geplant. Abraham ist eine Schlüsselfigur im Alten Testament. Mehrfach stellte Gott ihn auf die Probe und verlangte sogar den ultimativen Treuebeweis: Er sollte ihm seinen Sohn opfern. Abraham verstand die Welt nicht mehr, aber er gehorchte. Im letzten Moment verhinderte Gott die Tat. Später befahl er Abraham, seine Nachkommen beschneiden zu lassen. Eine Praxis, die Juden und Muslime bis heute exerzieren. Am Ostufer des Tigris dehnte sich einst Ninive aus, die Hauptstadt des Assyrischen Reiches. Heute liegen die Überreste der antiken Metropole auf dem Stadtgebiet von Mossul. Hier stand bis 2014 die Moschee des Propheten Jona, bevor sie vom IS zerstört wurde. Die Moschee wiederum war eine antike Kirche, die von den Muslimen umgewidmet wurde. Tief im Inneren wurde Jona angeblich begraben. Auch Mossul will der Papst besuchen, denn Jonas Grab war eine beliebte Pilgerstätte für Muslime und Christen. Der Prophet hatte von Gott den Auftrag erhalten, den sündigen Bewohnern Ninives ein Strafgericht anzukündigen. Er wollte sich drücken und floh mit einem Schiff, doch Gott ließ es im Sturm kentern. Jona überlebte nur, weil ein Wal ihn verschluckte und später wieder freigab, so erzählt es die Bibel. So mag das prächtige Ischtar-Tor, das unter der Herrschaft von Nebukadnezar II. (605–562 v. Chr.) errichtet wurde, einst ausgesehen haben. Heute gibt es nur noch diese Replik des Stadttors, durch das die Menschen einst nach Babylon hineinströmten. Doch die Einwohner strebten nach mehr: Sie wollten einen Turm bis in den Himmel bauen, um Gott gleichzukommen. Gott verhinderte den Turmbau zu Babel, indem er viele Sprachen erschuf, so dass die Menschen nicht mehr kommunizieren konnten. Laut Bibel wollte Gott den babylonischen Sündenpfuhl schließlich sogar ganz ausrotten: "Und Babel, die Zierde der Königreiche, wird keine Niederlassung mehr sein", heißt es da. Wilde Hunde würden heulend in den einstigen Palästen umherstreifen und Ziegen herumspringen. Der Israelit Ezechiel war Sohn eines Priesters und wurde unter König Nebukadnezar II. nach Babylon verschleppt. Im Exil tadelte er das Volk wegen Götzenanbetung und prophezeite den Untergang der Städte und Nationen, die sich von Gott abgewandt hatten. Das Grab des Propheten Ezechiel befindet sich laut jüdischer Überlieferung im irakischen Dorf al-Kifl. Seit dem 10. Jahrhundert pilgern Juden zum Grab des Propheten Ezechiel. 200 Jahre später beanspruchten auch Muslime den Begräbnisort des "Dhu l-Kifl" als Wallfahrtsort. Die strategisch günstige Lage des Schreins an der traditionellen Route der Haddsch-Karawanen aus Irak und Iran bescherte ihm große Beachtung in der islamischen Welt. Assur: Das ist der Name eines Gottes, einer Stadt und der einst mächtigen assyrischen Nation. Ein Name, der in der Antike in den Ländern des Vorderen Orients Angst und Schrecken auslöste. Denn die Könige Assyriens regierten mit brutaler Gewalt und dehnten ihr Reich bis nach Ägypten aus. In der Bibel wird Assur nur als Synonym für Assyrien verwendet, die Stadt selbst wird nicht erwähnt. Schreckensherrschaft kennt man im Irak auch im 21. Jahrhundert. Als der Islamische Staat in Baghdida, auch als Karakosch bekannt, nahe Mossul einfiel, flohen fast alle Familien gen Norden. Rund 97 Prozent der Bevölkerung hier sind Christen - für den IS also Ungläubige, die es zu töten galt. Im ganzen Irak leben nur noch 250.000 Christen, nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung. Gebet für die Christen Die Kathedrale des Heiligen Josef in Ankawa bei Erbil ist der Sitz des Patriarchs der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak, erbaut auf historischem Boden. Auch hier wird der Papst vermutlich vorbeischauen. Ob in Erbil oder in Mossul: Überall sieht man Spuren der Kämpfe zwischen der irakischen Armee und dem Islamischen Staat. Im Gebet will Papst Franziskus den Christen Mut zusprechen.