"River Tales" - Geschichten entlang des Nils Er ist Lebensader und fließt durch Deltas und Wüsten. Drei junge Nachwuchsfotografen erzählen vom Leben am Nil. Eine Ausstellung des Goethe-Instituts in Dessau zeigt Aufnahmen aus Ägypten, Äthiopien und dem Sudan. Von Franziska Kloos Ein Tag im Leben einer Familie in Rosette: Den Künstlern geht es nicht darum, politische Konflikte zu zeigen. Es geht um Menschen und darum, wie sie ihren Alltag leben - allen Schwierigkeiten zum Trotz. Mahmoud Yakut erzählt vom Leben im ägyptischen Rosette. Landwirtschaft bildet dort die Lebensgrundlage vieler Familien - die Fruchtbarkeit des Bodens am Nildelta ist ein Segen für die Menschen. Fischfarmen auf dem Nil: Im ägyptischen Rosette fließt der längste Fluss der Welt ins Mittelmeer. Viele Menschen dort leben vom Fischfang. Auf dem Wasser schwimmen aus Holz gezimmerte Fischfarmen, auf denen sich kleine Hütten befinden. In jeder Hütte ist Platz für ein Bett und eine winzige Teeküche. Ein Familienmitglied bewacht immer die mobile Fischfarm. Leben in der Stadt: In Rosette begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart: Seit dem Mittelalter ist die Hafenstadt ein wichtiges Handelszentrum. Geschichte und Geschäftigkeit gehen dort Hand in Hand. Das Leben der Menschen ist sehr einfach. Zugleich ist Rosette für die Herzlichkeit und Großzügigkeit seiner Bewohner bekannt. Rolle der Frauen: Frauen bleiben in Rosette gewöhnlich zu Hause. Sie betreuen die Kinder, kümmern sich um den Haushalt: Sie backen z.B. Brot in traditionellen Keramiköfen. Auf dem Markt verkaufen sie Gemüse und hausgemachten Käse. Ihre Armut hält die Menschen nicht von großer Gastfreundschaft ab. Teilen ist Teil ihrer Lebensphilosophie. Labor der Schöpfung: Die Fotografen waren im Sommer 2013 zu einem Workshop des Goethe-Instituts eingeladen. Zum ersten Mal ist die Ausstellung nun im Bundesumweltamt in Dessau zu sehen. Al-Sadig Mohamed kommt aus dem Sudan. Ihn inspirierte die Töpferkunst, die entlang des Nils Tradition hat. Für Al-Sadig Mohamed ergänzen und beeinflussen sich Künstler und Material. Lebensader Nil: Getöpfert wird entlang des Nils seit Jahrhunderten. Bis zum Bau des Assuan-Staudamms brachte die Nilschwemme fruchtbare Erde. Wasser ist gerade heute ein wertvolles Gut - so gilt der Fluss als Lebensader und symbolisiert zugleich ständigen Wandel. Die Menschen sind angewiesen auf den Nil als Wasserquelle, Transportweg, Energieversorger und Lebensraum. Uralte Traditionen: Tönerne Gefäße sind nützlich und schön zugleich. So entwickelte das älteste Handwerk der Welt über die Jahrhunderte ganz verschiedene Formen. Heute sind viele Exemplare nubischer Töpferkunst in Museen und Ausstellungen zu bewundern. Sie erzählen von der Kultur und der Geschichte der Nubier im Sudan, die zu allen Zeiten vom Nil geprägt waren. Lektionen der Demut am Blauen Nil: Mit Brook Zerai Mengistu geht die Reise weiter nach Äthiopien. Entlang des Blauen Nils, der in Äthiopien entspringt, lebt eine am Urchristentum orientierte Gemeinschaft von Bibelstudenten. Sie leben abseits der Gesellschaft, um Zugang zur spirituellen Welt zu erlangen und zu Heilern für andere Menschen zu werden. Ihre Ausbildung in selbst gewählter Einsamkeit dauert vierzehn Jahre. Bibelstudenten: Von Zeit zu Zeit verlassen die Gelehrten die Gemeinschaft, um im Dorf um Nahrung zu bitten. Das Betteln lehrt sie Demut. Demut, so ihre Überzeugung, stellt einen Zugang zu spiritueller Kraft dar. Einheit und göttliche Ewigkeit: Der äthiopische Teil des Blauen Nils steht für Einheit und göttliche Ewigkeit. Abseits der Städte bietet der Nil Weite und Ruhe. Die Workshop-Teilnehmer des Goethe-Institus sind dafür in ihre Heimatländer gereist, von denen viele Kriege und Konflikte erlebt haben. Ihre eindrucksvollen Aufnahmen sind bis zum 27. Mai im Umweltbundesamt Dessau zu sehen.