Rohingya-Flüchtlinge: Aufbruch ins Ungewisse Dicht gedrängt sitzen sie in Booten und schauen ihrem neuen Zuhause entgegen. Bangladesch hat erneut Rohingya-Flüchtlinge aus einem überfüllten Camp auf eine Insel gebracht. Doch sicher sind sie dort nicht. Von Mirjam Benecke Schiffe nehmen Kurs auf Bhashan Char: Drei Stunden Fahrt hat diese Rohingya-Familie noch vor sich. Das Schiff der Marine bringt sie von der Hafenstadt Chittagong zur 35 Kilometer entfernten Insel Bhashan Char. In Bangladesch leben derzeit mehr als eine Million Rohingya - meist in provisorischen Lagern. Um die Camps auf dem Festland zu entlasten, hat die Regierung im Dezember das Umsiedlungsprogramm gestartet. 100.000 Rohingya sollen auf die Insel: Gleich geht es los. Die Passagiere warten auf harten Holzbänken auf die Abfahrt. Fünf Marineschiffe transportieren die 1804 Angehörigen der muslimischen Minderheit nach Bhashan Char. Insgesamt will Bangladeschs Regierung 100.000 Rohingya auf der bisher unbewohnten Insel ansiedeln. Schon seit Jahren auf der Flucht: Dieses Mädchen schleppt einen Stapel Decken an Bord eines Schiffes. Viel ist es nicht, was die Rohingya besitzen. Die meisten von ihnen sind bereits 2017 vor Militärgewalt aus dem vorwiegend buddhistischen Nachbarland Myanmar geflohen. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der muslimischen Minderheit dort als anhaltenden Völkermord. Gehen sie wirklich freiwillig? Wer an Bord geht, muss eine Maske aufsetzen. Das gilt auch für die Kleinsten. Ob die Rohingya wirklich freiwillig auf die Insel übersiedeln, ist fraglich. Nach der Verlegung der ersten Gruppe Anfang Dezember hatten mehrere Flüchtlinge berichtet, dass sie geschlagen und bedroht worden seien, um sie zum Umzug zu bewegen. Regierung lobt die "schönen Resorts": In diesen Unterkünften auf der Insel Bhashan Char sollen die Rohingya nun wohnen. Nach den Worten von Bangladeschs Außenminister Abdul Momen gehen die Flüchtlinge freiwillig in die "schönen Resorts". Die Regierung hat nach eigenen Angaben fast 350 Millionen Dollar investiert und Häuser, Krankenhäuser, Dämme, Moscheen und Notunterkünfte als Schutz vor Zyklonen gebaut. Sind die Rohingya auf der Insel wirklich sicher? Menschenrechtsaktivisten und Hilfsorganisationen kritisieren das Umsiedlungsprogramm scharf. Die Insel entstand erst vor etwa 20 Jahren durch den Schlick des Flusses Meghna, der in den Golf von Bengalen mündet. Die 40 Quadratkilometer große Insel wird während des jährlichen Monsuns zwischen Juni und September regelmäßig überflutet. Die Lebensbedingungen gelten als erbärmlich.