Türkische Olivenbäuerin kämpft gegen Tagebaubetreiber
-
Entschlossen, ihr Land und ihr Dorf zu retten, hat Demirel, eine 64-jährige Großmutter, es im Alleingang mit den Betreibern einer Kohlemine aufgenommen. Sie wollen das Kohlebergwerk erweitern, das eines der größten Kraftwerke der Türkei versorgt. -
Letzten Monat gewann Demirel ein Gerichtsverfahren gegen die Erweiterung des Bergwerks in Richtung ihres Dorfes. Ausgestattet mit Informationen, die sie selbst aus einem früheren Gerichtsurteil bezogen hat, das besagte, Olivenhaine müssten geschützt werden, gewann sie auch das Berufungsverfahren bei der nächsthöheren Gerichtsinstanz. -
Ihr Sieg vor Gericht stoppte die Pläne zur Erweiterung des Kohlebergwerks vorerst, aber Demirel befürchtet, dass ihr sechs Hektar großes Grundstück demnächst vollständig von der Anlage umgeben sein wird. -
"Das ganze Land rundum wird umgegraben und ausgeplündert, und der Olivenhain wird mitten darin feststecken", sagte sie. "Ich bin gegen den Ausbau der Kohlemine. Ich werde meinen Kampf fortsetzen und meine Rechte einfordern. Wie soll ich zu meinem Feld kommen? Mit einem Hubschrauber vom Himmel aus?" -
Aktivisten sagen, dass die Verschmutzung durch die Kohle, die in Yatagan abgebaut und verbrannt wird, 40 km von einigen türkischen Badeorten am Mittelmeer und an der Ägäis entfernt zu großen Gesundheits- und Umweltschäden geführt hat. -
Fünf Dörfer sind bereits verschwunden, weil die Minen, die das Yatagan-Kraftwerk versorgen, erweitert wurden, und nun ist auch Demirels Dorf Turgut bedroht. -
In der gesamten Provinz Mugla sind in den letzten vier Jahrzehnten 5.000 Hektar, das entspricht fast 8.000 Fußballfeldern, dem Bergbau zum Opfer gefallen, sagen Aktivisten. -
Unterdessen treiben die türkischen Behörden ihre Pläne voran, um den Ausbau der Kapazitäten von Kohlekraftwerken mehr als zu verdoppeln. Die Regierung sagt, sie müsse die hohe Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren, die ein Fünftel des Gesamtwertes der türkischen Importe ausmachen und ein wesentlicher Faktor hinter den jahrelangen Leistungsbilanzdefiziten sind. -
Die Health and Environment Alliance (HEAL), eine europäische Non-Profit-Organisation, die die Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf die menschliche Gesundheit misst, schätzt die Gesundheitskosten der Kohleverstromung in der Türkei auf bis zu 5,9 Milliarden Euro pro Jahr. -
Ein Bericht über die gesundheitlichen Folgen der Kohleförderung in der Türkei für HEAL zeigt, dass die drei Kohlekraftwerke in der Region in den mehr als 40 Jahren seit der Inbetriebnahme des ersten Kraftwerks den Tod von 45.000 Menschen verursacht haben, meist aufgrund von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. -
Die fossile Rohstoff-Industrie scheint einen Krieg zu führen – gegen die lokale Bevölkerung, die Wälder und die Ökosysteme – aber die Entschlossenheit von Dorfbewohnern und Frauen wie Demirel bedeutet, dass es noch Grund für Optimismus gibt. -
"Die Frauen führen einen unglaublichen Kampf gegen dieses ungerechte Kohlegeschäft. Sie waren sehr erfolgreich darin, das Voranschreiten des Tagebaus zu stoppen oder zu verlangsamen", sagt ein türkischer Umweltschützer. -
Wenn Demirel von ihren Olivenfeldern auf den Tagebau blickt, sagt sie, dass die Gegend ein paar Jahre zuvor noch mit Tulpen, Mohn und Gänseblümchen übersät war. "Was ist besser, eine höllische Kohlegrube oder die Natur?", fragt sie.
https://qantara.de//node/18639
Link
Alle Bildergalerien