Orientalisches Märchen in Ostdeutschland
Schlachter soll er werden und die Metzgerei seines Vaters in Köln übernehmen – doch Tiere zu töten, das bringt der junge Deutsch-Iraner Mohsen (Navid Akhavan) nicht übers Herz. Darum lässt er sich auf einen zwielichtigen Handel ein und fährt nach Polen.
Er kommt aber nur bis Oberniederwalde, tief in der ostdeutschen Provinz, und verliebt sich dort prompt in Ana (Anna Böger). Ana ist einen Kopf größer als der schmächtige Mohsen und war in der DDR eine gefeierte Kugelstoßerin.
Mit Mohsen und Ana prallen zwei Welten aufeinander. Aber eins haben die beiden gemeisam: die Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft. Das ist auch das zentrale Thema des Films, sagt Regisseur Ali Samadi Ahadi:
"Ich bin seit 25 Jahren in Deutschland, und seit ich hier bin, bewegt mich die Suche nach Heimat und die Frage: 'Wo gehöre ich hin?' Das habe ich versucht, in einer gewissen Art und Weise in diesem Film abzuhandeln."
Auf bunte und teils schräge Weise setzt Ahadi das Thema um. Wenn die Filmfiguren sich in ihren Tagträumen oder in der Vergangenheit verlieren, flimmert das als grellfarbener Comic über die Kinoleinwand. Und über allem schwebt eine Märchenstimme, die immer wieder Einblick in die Gefühlswelt von Mohsen und Ana gibt.
Kein Klischee kommt zu kurz
Die Liebesgeschichte an sich ist wenig originell. Das Glück der beiden beruht auf einer Notlüge: Weil Ana Vegetarierin ist, gibt sich der angehende Schlachter Mohsen als Textilunternehmer aus. Damit weckt er im ganzen Dorf Hoffnungen, er könne die marode Kleiderfabrik aus DDR-Zeiten retten.
Schnell umgarnen alle den jungen Deutsch-Iraner, allen voran Anas Vater (Wolfgang Stumph), der frühere Chef der Textilfabrik. Für das Bild der dörflichen Szene lässt der Film kein Klischee über die ostdeutsche Provinz aus.
Justin von der Jugendgang knattert mit seinem Moped über Straßen voller Schlaglöcher, das düstere Wirtshaus ist der Umschlagplatz für die neuesten Ereignisse. Es sind die gängigen Klischees, doch gerade deshalb wirken sie.
Das gilt zum Beispiel auch für die kuriosen Szenen, in denen Anas Eltern auf ihrer Wohnzimmercouch sitzen und direkt zum Publikum sprechen. "Ich hab nichts gegen Ausländer – nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht", betont da etwa Anas Vater.
Und seine Frau (Eva-Maria Radoy) bekräftigt: "Man sollte immer freundlich sein, das ist ganz klar. Aber wenn man zu freundlich ist, dann missverstehen die das. Und dann holen die gleich die ganze Sippe nach, und dann ham wir hier Kleinasien... Aber wenigstens ist er kein Wessi!"
Showdown im Bollywood-Stil
Nach und nach rückt die Liebesgeschichte von Ana und Mohsen in den Hintergrund, und das Motiv der Heimatsuche wird stärker. Das verkörpern vor allem die Väter von Mohsen und Ana. Der eine war General zu Zeiten des persischen Schahs, der andere DDR-Funktionär, beide trauern sie dem Glanz alter Zeiten hinterher.
In einer pathosgeladenen Schluss-Szene treffen sich die Väter schließlich auf einer Brücke und erkennen, dass sie sich der Realität stellen müssen, in der sie nun einmal leben. Dass "Salami Aleikum" gerade ostdeutsche und iranische Schicksale nebeneinanderstellt, ist kein Zufall.
Filmregisseur Ahadi erklärt: "Es gibt ostdeutsche Mitbürger und iranische Mitbürger, die nicht den Bezug zu Deutschland haben wie manche andere. Denn das Umfeld, in dem sie aufgewachsen sind, ist verloren gegangen – sei es nun durch das Leben im Exil oder das Leben nach der Wende. Diese Parallelität habe ich angesprochen."
Diese Parallelität scheint durch, wenn auch erst sehr spät im Film. Ahadi ist es gelungen, einen grundsätzlich schweren Stoff in eine flotte Komödie zu verwandeln – auch, weil er die richtigen Schauspieler dafür gefunden hat.
Doch je mehr sich Mohsens iranische und Anas ostdeutsche Welten näher kommen, desto mehr driftet die Handlung in Fiktion ab. Zum Schluss tanzen alle Beteiligten zu indischer Bollywood-Musik auf dem ostdeutschen Dorfplatz.
So herrlich skurril diese Szene auch daherkommt – letzten Endes bleibt damit der Eindruck, dass die Harmonie nicht mehr ist als ein Gedankenexperiment: wünschenswert, aber utopisch.
Regina Mennig
© Deutsche Welle 2009
Qantara.de
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