Bensalem, 24. Juli 2009

zu Das große Missverständnis? von Sonja Hegasy

Man muss nicht da und dort in der internationalen Presse lesen, was in Marokko vor sich geht und behaupten, man sei Marokkoexperte. So eine Annahme führe mit Sicherheit zu falschen Trugschlüssen, z.B. das Problem Marokkos wäre die Machtkonzentration in der Hand des Monarchen. Wer sowas behauptet, verschleiert die richtigen Ursachen für das Elend der marokkanischen Demokratie. Eine davon ist die bedingungslose Unterstützung des Westens für das Regime in Marokko, dessen Aufrechterhaltung und Stabilisierung zu den "vitalen Interessen" des Westen in Nordafrika zuzählen. Wenn nur das beinahe in manchen seinen Zügen doch mittelalterliche politische Regime das einzige Problem der immer mehr verarmten Masse der Marokkaner wäre, so wären die Marokkaner sicherlich längst mit ihm fertig, wenn da nicht der Schutz in den unterschiedlichsten Formen wäre: Finanzspritzen, militärische Assisstenz, Begünstigung der Angehörigen der Machtclique in Marokko, und die Abhängigkeit vom Diktat der Weltbank. Als die Marokkaner 1998 den integren Ministerpräsidenten ihrer Wahl Abderahman al-Youssoufi gewählt haben, müsste dieser gleich in seiner Regierungserklärung einräumen, dass seine Regierung die von der Weltbank diktierten Reformen forsetzen werde, im völligen Gegensatz zu dem Programm seiner links-orientierten Partei der USFP.
Bei den letzten Kommunalwahlen vom 12. Juni 2009 hat die Partei des Königsfreunds Ali Al Hamma nicht nur flächendeckend Kandidaten aufgestellt, sondern in fast allen Wahlkreisen die meisten Stimmmen erhalten. Diese Partei, die erst im letzten Jahr von Ali Al Hamma gegründet wurde und zu der alle unzufriedenen in den anderen Partein flüchteten, hat einen Wahlkampf geführt, den die Marokkaner nur von der Wahlkampfshow in den USA kennen.
Das Problem in Marokko ist nicht nur die Monarchie, sondern die Stabilsierungspolitik des Regimes von den westlichen Staaten, allen voran von den USA und Frankreich.