Christian Lichtenberg, 19. Mai 2009
zu Der gekreuzigte Dialog von Stefan Weidner
"Geradezu grotesk wäre diese Kehrtwende aber, wenn man in Betracht zieht, wie der Westen den Muslimen brüske Ablehnung zentraler islamischer Glaubenselemente zumutet..." Wer bitte schön ist denn "der Westen"? Sind die Muhammed-Karikaturen etwa von christlichen Würdenträgern gezeichnet worden, die sich im christliche-muslimischen Dialog engagieren? Weidner misst hier mit zweierlei Maß. Darüber hinaus lässt er sich zunehmend von einseitig pro-muslimischer Rhetorik vereinnahmen. Was meint Herr Weidner denn, was im Land der "political correctness" passiert wäre, wenn sich ein Vertreter des Christentums in einem "philosophisch-theologischen Meditationstext" (wie er es nennt) angewidert über die Vielehen, Kriege und Meuchelmorde des Propheten Muhammed, wie sie in dessen Biographien geschildert werden, geäußert hätte? Dann wäre sofort die "Islamophobie-Keule" geschwungen worden. Leider ist das Pendant hierzu, eine sog. "Christiano-Phobie" noch nicht etabliert. Was Herr Weidner als "philosophisch-theologischen Meditationstext" bezeichnet, gilt im theologischen Jargon auch als apologetische Schrift. Wie soll jemand, der theologische-emotionale Kampfschriften gegen eine andere Religion verfasst, für einen Preis des interreligiösen Dialoges geeignet sein? Wenn er schon in solchen "Grobkategorien" wie "der Westen" denkt, dann könnte man ja auch umgekehrt fragen, warum "die Muslime" den christlichen Minderheiten in ihren Ländern, das Leben tagtäglich zur Hölle machen.