Guy Tariq Meynen (Belgien), 21. Januar 2004
zu: Der Westen muss jetzt mit den Islamisten sprechen, von Amr Hamzawy
Der Westen sollte auf keinen Fall den Dialog mit den Islamisten suchen, weil es so etwas wie den "gemäßigten Islamismus" ganz einfach nicht gibt! Die Islamisten missbrauchen den Begriff Sharia systematisch, ganz so, als ob es sich dabei um einen etablierten Rechtskodex handeln würde. Dem ist nicht so. Es gibt zwar einen islamischen Rechtskodex, der aber stammt aus der Feder von Juristen, man nennt ihn "Fiqh". Die Sharia ist nichts anderes als eine Anleitung, die die Gläubigen dabei unterstützt und motiviert, ihren Alltag zu meistern.
Die Argumentation der so genannten "gemäßigten" Islamisten ist äußerst geschickt: sie preisen ihr Modell eines Islamischen Staates, das nicht für die Praxis geschaffen ist, weil die Sharia sich von der Fiqh-Jurisprudenz unterscheidet und weil es keine allgemeingültige Interpretation der Sharia gibt oder jemals geben wird. Die Islamisten leugnen, dass sie demokratische Gesellschaftsmodelle ablehnen, das gehört aber zu ihrer Strategie. Die radikalen Islamisten machen im Gegensatz dazu keinen Hehl daraus - darin besteht aber auch der einzige Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen.