Hoffen auf bessere Geschäfte im Irak

Nach der Machtübergabe machen sich auch deutsche Firmen wieder größere Hoffnungen auf lukrative Aufträge im Irak. Nach dem Ende des Krieges waren sie zunächst von Aufträgen der US-Regierung ausgeschlossen worden. Hintergründe von Andreas Becker

Nach der Machtübergabe machen sich auch deutsche Firmen wieder größere Hoffnungen auf lukrative Aufträge im Irak. Nach dem Ende des Krieges waren sie zunächst von Aufträgen der US-Regierung ausgeschlossen worden, als Strafe für die Antikriegshaltung der deutschen Regierung. Hintergründe von Andreas Becker

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​​Nun können die irakischen Behörden vermehrt selbst bestimmen, welche Aufträge an welche Unternehmen vergeben werden. Das Geld dazu kommt aus den Öleinnahmen des Irak, die bisher in einen Fonds zum Wiederaufbau flossen, der von den Besatzungsmächten USA und Großbritannien kontrolliert wurde.

Deutsche Firmen hoffen nun, wieder stärker am Geschäft mit dem Wiederaufbau beteiligt zu werden. Hans-Jürgen Müller vom deutschen Groß- und Einzelhandelsverband (BGA) rechnet zwar damit, dass vor allem einheimische Firmen von Aufträgen der irakischen Behörden profitieren werden. Im guten Ruf, den deutsche Firmen im Irak genießen, sieht er allerdings eine große Chance:

"Wenn sich irakische Firmen an Ausschreibungen beteiligen, können sie deutsche Firmen als Subunternehmer einführen", so Müller. "Und das werden sie im technischen Bereich sicherlich tun, da, wo es zunächst um Ersatzteile, später aber auch um Maschinenlieferungen geht. Irakische Privatleute haben eine starke Affinität zu deutscher Technik. Zum Teil haben sie da, wo sie arbeiten, auch noch einen Bestand an deutschen Maschinen."

Steigendes Exportvolumen

Im Kriegsjahr 2003 exportierten deutsche Firmen Waren im Wert von 200 Millionen Euro in den Irak. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) geht davon aus, dass dieses Volumen im laufenden Jahr überschritten wird, ohne allerdings konkrete Zahlen nennen zu können.

Vor rund zwanzig Jahren lag das deutsche Exportvolumen noch deutlich höher. 1982, vor dem Iran-Irak-Krieg, wurden Waren im Wert von vier Milliarden Euro von Deutschland in den Irak ausgeführt.

Zurzeit muss im Irak erst einmal die Infrastruktur wieder aufgebaut werden. Aufträge für den Straßen- oder Brückenbau sowie die Errichtung von Telekommunikationsnetzen und Anlagen für die Versorgung mit Wasser und Energie gehören zu den lukrativsten Projekten im Irak.

Keine guten Aussichten für die Deutschen

Deutsche Firmen sind hier bislang kaum vertreten, allenfalls als Subunternehmer amerikanischer Firmen, die den Löwenanteil solcher Aufträge bekommen haben. Daran wird sich in naher Zukunft auch nichts ändern, glaubt Außenwirtschaftsexperte Hans-Jürgen Müller vom BGA:

"Hier läuft sehr viel über die amerikanische Schiene und das von den USA beeinflusste internationale Ausschreibungsgeschäft. Und da haben die Deutschen nicht so wahnsinnig gute Aussichten."

So vergab die US-Regierung im März Bauaufträge im Wert von rund fünf Milliarden Dollar ausschließlich an Firmen aus Ländern, die am Irak-Krieg teilgenommen hatten.

Als Subunternehmer für arabische Firmen

Deutsche Firmen haben sich daher schon in der Vergangenheit bemüht, als Subunternehmer arabischer Partner zum Zuge zu kommen, zum Beispiel Firmen aus Kuwait und den Vereinten Arabischen Emiraten. Dabei seien sie zumindest nicht auf das Wohlwollen der US-Amerikaner angewiesen, sagt Hans-Jürgen Müller.

In der jordanischen Hauptstadt Amman gibt es seit Mitte Juni ein Verbindungsbüro der deutschen Wirtschaft, das mittelständischen Unternehmen Kontakte mit Geschäftspartnern im Irak und in anderen Golfstaaten vermitteln soll. Mittelfristig ist die Gründung einer deutsch-irakischen Handelskammer geplant.

Sicherheitslage bremst Wiederaufbau

Gebremst werden sämtliche Geschäftsbemühungen allerdings von der weiterhin riskanten Sicherheitslage im Irak. Jeden Tag werden im Schnitt vierzig Anschläge auf Soldaten und Zivilisten verübt.

"Von daher ist die Neigung, sich im Irak direkt wirtschaftlich zu betätigen - also nicht über ausländische Partner, die meist auch das Personal stellen - nach wie vor gering", meint Müller.

Der deutsche Technologiekonzern Siemens, der an der Errichtung eines Mobilfunknetzes und auch im Kraftwerksbau beteiligt ist, setzt seine deutschen Mitarbeiter nur sehr kurz und nach eingehender Sicherheitsprüfung im Irak ein.

Nach Angaben des DIHK hielten sich Ende Juni insgesamt weniger als zwanzig deutsche Firmen-Mitarbeiter im Irak auf. Zum Vergleich: Allein der amerikanische Ölkonzern Halliburton hat vierzig seiner Mitarbeiter im Irak verloren.

Andreas Becker

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORD.DE 2004