Johannes Kandel, 28. Oktober 2005

zu: Debatte über deutsche Leitkultur, von Peter Philipp

Werte Qantara-Redaktion,

ich widerspreche Peter Philipp ausdrücklich. Wir brauchen dringend eine Debatte über "deutsche Leitkultur". Allerdings nicht in dem völlig abwegigen und verballhornten Sinne wie es Herr Philipp darstellt. Es geht doch gar nicht um Gamsbärte, Lederhosen und Sauerkraut! Ist ja nett, dass Herr Philipp von Menschen, die auf Dauer in einem fremden Land leben, verlangt, sich "wenigstens ein bisschen in dieses Land zu integrieren." "Ein bisschen"? Was meint er damit?

"Deutsche Leitkultur" ist zu verstehen als eine von der europäischen Aufklärung geprägte politische Basiskultur. Darum geht es. Eine politische Basiskultur für "Einheimische" und "Zugewanderte" bedeutet die uneingeschränkte Akzeptanz von Menschenrechten, der Säkularität des demokratischen Rechtsstaates (Trennung von Staat und Kirche) und der pluralistischen Demokratie. Wer das nicht akzeptieren kann, sollte woanders leben. Das würde ich allen Islamisten in Deutschland, vor allem den "fundamentalistischen Islamisten" (Selbstbezeichnung) aus Delmenhost (die Gebrüder Özoguz) empfehlen!

Daneben wäre es sinnvoll, wenn sich Zuwanderer "ein bisschen" mit Geschichte und politischer Kultur Deutschlands befassen würden, in dem Falle würde die Akzeptanz der deutschen Leitkultur als politische Basiskultur leichter fallen. Weil es - wie Philipps Beitrag zeigt - eine heillose Verwirrung in den Köpfen gibt, schlage ich eine substantielle Debatte zu der genannten deutschen Leitkultur vor.

Beste Grüße

Dr. Johannes Kandel
Friedrich-Ebert-Stiftung
Politische Akademie/Interkultureller Dialog