Lothar Kopp, 28. September 2006

zu: Fehler auf beiden Seiten, von Khaled Hroub

"Der Vortrag des Papstes an der Universität Regensburg weist gleich in mehrfacher Hinsicht Fehler auf, die sich auf Inhalt, Kontext, Zeitpunkt und Ort gleichermaßen beziehen." (Khaled Hroub)

An einem solchen Satz ist so ziemlich alles falsch. Es tut mir nicht Leid, dass ich Papstkritikern ins Stammbuch schreibe, wie einseitig sie selbst das Gesagte interpretieren und sich damit als "Differenzierer" wichtig machen. Zu Fragen von Religion und Geschichte Stellung zu beziehen, kann es im Land der Reformation niemals einen falschen Zeitpunkt geben!

Vermutlich ist dieser Papst einer der letzten großen lebenden Intellektuellen und Philosophen, die nun wirklich rar gesät sind. Da fällt mir nur noch Habermas ein. Diese Debatte von Kritikastern, die immer alles besser wissen, wenn es hart auf hart geht, aber statt Zivilcourage Feigheit an den Tag legen, ist entsetzlich. Sie erreicht das Niveau der Regensburger Rede von Benedikt auch nicht ansatzweise.

Vielleicht stören sich gerade deshalb so viele an ihm, weil er den Finger in Wunden legt? Hat dieser Papst je kirchliche Gräuel geleugnet? Was sollen denn sonst die Hinweise auf die 2000jährige Geschichte der christlichen Kirche?

Wer mit einem Finger auf andere zeigt, weist mit drei Fingern auf sich. Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte. Solche Fingerzeige kann bisher dem Papst niemand nachweisen. Seien wir ihm doch dankbar, weil er dem interreligiösen Dialog einen neuen Impuls gab in Abgrenzung zum Multikultigesäusel der ach so toleranten deutschen und auch westeuropäischen Gesellschaften, die - wie gerade an einer Oper in Berlin passiert - bei Gegenwind zurückweichen.

Gerade von Leuten, welche die intellektuelle Auseinandersetzung sonst immer bewusst auch mit Mitteln der Provokation suchen, darf man anderes erwarten. Vielleicht sollten sie mal wieder zur Bibel greifen und das Augenbeispiel vom Balken und Splitter lesen. Das ist sehr erhellend. Was an jener Rede in Regensburg verwerflich sein soll, muss mir erst mal jemand erklären.

Gut, dass der Papst nur die Wirkung bzw. Auslegung des entsprechenden Redeteils und ihre unzulässige Kontextualisierung durch andere bedauerte und sich eben nicht entschuldigte. Wofür auch? Für die Wahrheit? Diese Rede wird nachhaltiger sein als ihre Kritiker heute erahnen. Dies sage ich nicht als Religions-, sondern als Kirchenkritiker.

Lothar Kopp, Berlin