Perspektiven für Irans junge Cineasten

Regisseure wie Abbas Kiarostami oder Mohsen Makhmalbaf zählen längst zu den Ikonen des iranischen Films. Das "Haus junger Filmemacher" in Teheran ist darum bemüht, auch Filmen junger Regisseure Geltung zu verschaffen.

Regisseure wie Abbas Kiarostami, Mohsen Makhmalbaf oder Bahman Ghobadi zählen längst zu den Ikonen des neuen iranischen Films. Und das nicht nur in der Islamischen Republik. Mit ihren poetischen und metaphernreichen Kinofilmen erobern sie auch über die Landesgrenzen hinweg ein Millionenpublikum. Preisgekrönt sind ihre Werke seit Jahren, auch auf europäischen Filmfestivals. Allerdings haben junge und weniger renommierte persische Regisseure das Nachsehen. Um deren Filmen mehr Geltung im In- und Ausland zu verschaffen, bemüht sich daher eine private Filmgesellschaft – das "Haus junger Filmemacher " in Teheran.

Sie sind jung, kreativ und wollen mit neuen Ideen die Film- und Kinolandschaft im Iran bereichern: Persische Studenten der Filmwissenschaften, junge Laiendarsteller und Drehbuchautoren. Kein leichtes Unterfangen in einem islamischen Staat, in dem die Grenzen zwischen erlaubten und verbotenen Bildern fließend sind, wo Regisseure oft mit der "Schere im Kopf" an die Produktion ihrer Filme gehen – aus Angst vor der Zensur und aus Angst davor, von der allmächtigen Behörde für "Kultur und islamische Führung" (Ershad) womöglich keine Drehgenehmigung zu erhalten. Doch die Arbeitsbedingungen junger Cineasten wiegen noch schwerer: Oft fehlt es am nötigen Startkapital, so dass viele aufstrebende Regisseure ihre Filmproduktionen aus eigener Tasche finanzieren müssen. Der 28jährige Kurzfilmautor Maziar meint, dass junge Regisseure von der Regierung in keinster Weise unterstützt werden, um ein Filmprojekt auf die Beine zu stellen: "Es sind Privatleute und Nichtregierungsorganisationen, die uns helfen. Zwar gibt es die Farabi-Stiftung und andere große staatliche Produktionsfirmen. Sie fördern aber z.B. keine Kurzfilme." So kommt es oft vor, dass im Iran viele junge Kurzfilmregisseure gleichzeitig auch die Produzenten ihrer eigenen Filme sind.

Hilfe zur Selbsthilfe für junge Filmtalente

2. "Mouj"-Filmfestival auf Kish, Iran

​​Angesichts dieser Probleme drohen Jungregisseure in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen zu werden – sofern sie sich nicht den herrschenden Zwängen aussetzen wollen. Im "Haus der jungen Filmemacher" kennt man diese Probleme nur allzu gut. Die vor fünf Jahren gegründete Nichtregierungsorganisation versucht daher bewusst, talentierte und eigenwillige Cineasten zu fördern: Indem sie Drehgenehmigungen vom Staat erwirken, Filmprojekte finanzieren, Kamera-Equipment stellen und bei der Produktion der Filme fachmännisch assistieren. Doch damit nicht genug: Die Initiatoren der Gesellschaft organisieren regelmäßig Filmfestivals, die den jungen Regisseuren als Plattform für ihre Werke dienen. "Bislang haben wir insgesamt 15 Filmfestivals organisiert, zwei davon in Dubai", erklärt der Direktor des Filmhauses, Puyan Shahrokhi, nicht ohne Stolz. Dazu zählen das "Mouj"-Festival, das jedes Jahr auf der südiranischen Insel Kish stattfindet, das "Baran"-Festivals, das ausschließlich die Filmarbeiten junger Regisseurinnen zeigt und sich inhaltlich vor allem Frauenthemen widmet sowie das "Shahr-e ma"-Festival, auf dem Filme präsentiert werden, die die gesellschaftlichen Probleme in der Hauptstadt Teheran aufgreifen.

Kooperation mit ausländischen Produktionsfirmen gefragt

Programm vom 2. "Mouj"-Filmfestival auf Kish, Iran

​​Das "Haus der jungen Filmemacher" finanziert sich überwiegend durch Einnahmen aus den Festivals sowie durch private Spenden. Aber auch durch Auftragsarbeiten verschiedener Firmen: "Zuletzt haben wir für ein Schiffunternehmen einen Werbefilm gemacht und Dock- und Hafenarbeiten gedreht", berichtet Puyan Shahrokhi.

Obwohl junge Nachwuchsregisseuren wie Maziar und Missa längst das Film-Zentrum für ihre Arbeit entdeckt haben und zu schätzen wissen, ist die Filmgesellschaft unter vielen iranischen Cineasten noch kaum bekannt. Auch hält sich der Kontakt zu europäischen und amerikanischen Filmgesellschaften noch sehr in Grenzen. Zu sehr sind die Initiatoren noch mit ihrer aufwendigen Projektarbeit im Iran beschäftigt. "Wir wollen eine Art persischer Babelsberg werden", scherzt Sharokhi. "Wir möchten daher künftig mehr Filmausbildung anbieten und nicht zuletzt die Verbreitung iranischer Filme im Ausland vorantreiben." Ein erster Schritt in diese Richtung ist bereits gemacht: Im amerikanischen Boston hat das Filmhaus eine Zweigstelle eröffnet, wo eigene Produktionen gezeigt und verbreitet werden. Kooperationen sind in diesem Jahr auch mit französischen Filmgesellschaften geplant.

Arian Fariborz, © 20003 Qantara.de