Werner Wandonelli, 21. Februar 2009
zu: Wenn islamisches Recht zum Unrecht wird von Katajun Amirpur
"Zwar sagen die meisten islamischen Rechtsschulen und Rechtsgelehrten, der Abfall vom Glauben – die Apostasie - dürfe nur im Jenseits von Gott gerichtet werden. Doch einige wenige meinen, die Gläubigen sollten dies besser selbst in die Hand nehmen. Das Schicksal Rushdies ist bekannt."
Wie kommt Frau Amirpur zu dieser Einschätzung? Vielmehr sieht es so aus, dass in der islamischen Geschichte ein Konsens zwischen den Rechtsschulen bestand, dass Apostasie die Todesstrafe nach sich zieht, und zwar im Diesseits. Als Islamwissenschaftlerin hätte sie dies wissen müssen. Man kann ihr ja geradezu mit diesem Statement "Schönfärberei" vorwerfen.
Vielmehr ist Amirpurs Einschätzung zu teilen, dass der "takfir" in der islamischen Geschichte bis heute ein politisches Instrumentarium war und ist, um Freigeister und Dissidenten zum Schweigen zu bringen. Aber auch unter den orthodoxen Rechtsgelehrten bediente man sich des "takfir", um unliebsame Konkurrenten auszuschalten. Der Wortführer der sunnitischen Orthodoxie unter der Herrschaft der Mamluken Ibn Taymiyya ist seiner Zeit selbst von konkurrierenden Rechtsgelehrten der Apostasie beschuldigt worden.