Zoubid Rachida, 31. Dezember 2005
zu: Überraschungen auf beiden Seiten, von Martina Sabra
Sehr geehrte Damen und Herrn,
ich finde es überhaupt nicht in Ordnung, dass viele Aussagen vieler arabischer Teilnehmerinnen an diesem Dialog pauschalisiert wurden. Als Beispiel nenne ich die abschließende Erklärung von Frau Latifa Akherbach:
Nur einige Frauen in Marokko und nicht "wir Frauen" wie sie behauptet, hätten ein Problem mit ihrem Selbstbild, und es wurde ihnen von klein auf vermittelt, sie wären weniger Wert und sie sollten neben der Schule und dem Beruf auch perfekte Hausfrauen und Mütter sein.
Ich kenne eine große Zahl von beruftätigen Frauen und Müttern, die ich auch während meiner Kindheit gekannt habe, die selbstbewusst sind, erfolgreich sind, und die Kindererziehung sowie den übrigen Verpflichtungen des Alltags mit ihren Ehemännern teilen. Manchmal tun sie sogar weniger als ihre Männer, wenn sie beruflich viel zu tun haben. Die im Haushalt anfallenden Aufgaben werden meistens von Hausmädchen geführt.
Die Medien in Marokko brauchen nicht mehr viel zu tun, um das marokkanische Frauenbild zu verändern, weil sie bereits vor der neuen Arbeit von Frau Latifa Acherbache verändert wurde. Die Probleme der modernen marokkanischen Frau sind fast die gleichen Probleme der deutschen Frauen. Dies ist ein Ergebnis meines langjährigen wissenschaftlichen und beruflichen Lebens in Deutschland. Ich habe Frauen verschiedener Nationalitäten, Kulturkreise und Religionen neben deutschen Frauen betreut und bin danach zum Ergebnis gekommen, dass vor allem wir berufstätige marokkanische und deutsche Frauen uns mit den gleichen Problemen bzw. Hindernisse im Alltag auseinander setzen müssen.
Dr. Zoubid Rachida, mag. rer. publ. Dipl. Übersetzerin (Univ. Prof.)