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Constantine – Arabische Kulturhauptstadt 2015

Im algerischen Constantine haben Römer, Osmanen und Franzosen ihre Spuren hinterlassen. Der Ort hat eine Tradition als religiöses und intellektuelles Zentrum – und trotzdem verfällt die historische Altstadt. Ein Besuch in der arabischen Kulturhauptstadt 2015. Von Jakob Krais

  • Foto: Jakob Krais
    Verfallender Glanz: Bis heute verirren sich nach Constantine kaum Besucher, die sich für das reiche kulturelle Erbe der Vergangenheit interessieren. 2013 kamen nach Algerien weniger als eine Million ausländische Touristen – nicht viel im Vergleich zu zehn Millionen Besuchern in Marokko und gut sechs Millionen in Tunesien. Das in der Kolonialzeit erbaute Grand Hotel Cirta im Herzen Constantines scheint auch schon bessere Tage gesehen zu haben.
  • Foto: Jakob Krais
    Aus dem Fels gewachsen: Das im 5. Jahrhundert v. Chr. auf einem schroffen Felsen erbaute Cirta war in der Antike die Hauptstadt Numidiens, bevor es von den Römern erobert wurde. 313 n. Chr. gab ihm Kaiser Konstantin seinen Namen. Heute ist Constantine mit knapp einer halben Million Einwohner die drittgrößte Stadt Algeriens (im Großraum Constantine leben über 800.000 Menschen).
  • Foto: Jakob Krais
    Eine Stadt mit vielen Vergangenheiten: Nach den Römern kamen die Araber und schließlich die Türken nach Constantine. Ab 1520 herrschte offiziell drei Jahrhunderte lang das Osmanische Reich über Algerien – auf dem Felsen von Constantine hatte aber nur der ortsansässige Bey wirklich etwas zu sagen, nicht der ferne Sultan in Istanbul. Der Palast Ahmed Beys vom Beginn des 19. Jahrhunderts verbindet osmanische und nordafrikanische Architektur.
  • Foto: Jakob Krais
    Stadt der Brücken: Da Constantine inzwischen längst über den Felsen der Altstadt hinausgewachsen ist, überspannen unzählige Hängebrücken die steile Schlucht des Wadi Rhummel. Aus teils Schwindel erregender Höhe – wie hier bei der Sidi-M’sid-Brücke – bietet sich ein beeindruckender Ausblick auf die Naturschönheit mitten in der Stadt. Erst 2014 wurde die Salah-Bey-Brücke fertig gestellt, die mit über 1.100 m als längste Hängebrücke Afrikas gilt.
  • Foto: Jakob Krais
    Religiöse Metropole: In Constantine findet man zahlreiche islamische Lehreinrichtungen und Moscheen aus dem Mittelalter sowie aus der osmanischen Epoche wie die Sidi-Abdelmoumen-Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Daneben gab es bis zur Unabhängigkeit auch eine große jüdische Gemeinde in Constantine.
  • Foto: Jakob Krais
    Im Herzen der Sufi-Bruderschaft: Auch die Gnawa haben eines ihrer Zentren in Constantine. Die Nachfahren ehemaliger Sklaven, die besonders aus dem heutigen Mali mit den Sahara-Karawanen nach Norden verschleppt wurden, sind Marokko-Touristen in erster Linie als Folkloregruppe bekannt. In Algerien führen sie ihre Musikstücke und Tänze vor allem im Rahmen der mystischen Rituale ihres Sufi-Ordens auf.
  • Foto: Jakob Krais
    Ein Zentrum der islamischen Reform: 1909 öffnete die Medersa von Constantine als neue Koranschule ihre Pforten. Bald wurde die Stadt zu einem Zentrum muslimischer Intellektueller, die Religion und Moderne versöhnen wollten. In der ganzen arabischen Welt bekannte Söhne der Stadt waren etwa der Islamgelehrte Abdelhamid Ben Badis (1889-1940) oder der Reformdenker Malek Bennabi (1905-1973).
  • Foto: Jakob Krais
    Leuchtturm der Wissenschaft: Heute hat Constantine vier Hochschulen, die auch durch ihre Bauten beeindrucken. Die Studenten der Mentouri-Universität lernen etwa in einem Auditorium des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer. Die Emir-Abdelkader-Universität mutet dagegen eher wie eine Reminiszenz an das Pariser Pantheon oder das Kapitol in Washington an. Diese staatliche Hochschule für islamische Wissenschaften entstand seit den 1980er Jahren.
  • Foto: Jakob Krais
    Stadt der Bücher: Aus Constantine stammen mit Kateb Yacine (1929-1989) und Malek Haddad (1927-1978) zwei der berühmtesten Schriftsteller Algeriens. Und während der 1950er Jahre wuchs im jüdischen Viertel der Altstadt der renommierte französische Historiker Benjamin Stora auf. Noch heute findet man in vielen Altstadtgassen kleine Buchläden mit der Literatur dieser und weiterer Autoren auf Arabisch und Französisch.
  • Foto: Jakob Krais
    Öffentliche Schreiber: Trotz solcher Traditionen leben in der Kulturhauptstadt nach wie vor viele Menschen, die nur die lokale Umgangssprache beherrschen und weder lesen noch schreiben können – in Algerien sind über ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung Analphabeten. Wenn sie offizielle Schriftstücke auf Hocharabisch oder Französisch aufsetzen müssen, suchen sie einen der zahlreichen öffentlichen Schreiber auf, für die in der Altstadt an vielen Ecken geworben wird.
  • Foto: Jakob Krais
    Armenviertel auf antiken Fundamenten: Die Wohlhabenden leben inzwischen vor allem in den neuen Vierteln jenseits des Wadi Rhummel. Auf dem Felsen sind die ärmeren Einwohner Constantines zurückgeblieben – die Altstadt gleicht daher in Teilen einem Slum. Hier liegt der Müll zwischen baufälligen Häusern und den Überresten antiker Bauten.
  • Foto: Jakob Krais
    Leben im Museum: Mit dem Denkmalschutz nimmt man es in Constantine nicht immer allzu genau. Historische Gebäude sind häufig noch bewohnt – und da sie von der Stadtverwaltung oft nicht instand gehalten werden, greifen die Bewohner auch mal zu Beton, um baufällige mittelalterliche Säulen durch neue Pfeiler zu ersetzen. In diesem Innenhof eines Herrenhauses aus osmanischer Zeit hat die Familie ihre Wäsche zum Trocknen aufgehängt.
  • Foto: Jakob Krais
    Die arabische Welt zu Gast: Mit der Wahl Constantines zur arabischen Kulturhauptstadt 2015 verbanden sich daher auch Hoffnungen auf mehr Besucher und eine erhöhte Aufmerksamkeit für den Erhalt der historischen Stätten. Vor dem Kulturpalast von Constantine flattern hier die Flaggen der 22 Mitglieder der ALECSO, der Unterorganisation für Bildung, Kultur und Wissenschaft der Arabischen Liga. Für dieses Jahr hat die ALECSO den Titel "arabische Kulturhauptstadt" an das tunesische Sfax vergeben.
https://qantara.de//node/33120 Link
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