Erfolgreiche Deutschtürken in Deutschland 1982 sagte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl, er wolle die Zahl der in Deutschland lebenden Türken um die Hälfte reduzieren. Wir stellen Prominente in Deutschland mit türkischen Wurzeln vor. Als Hauptdarstellerin im Kinofilm "Gegen die Wand" schaffte sie 2004 den Durchbruch. Heute ist Sibel Kekilli (*1980) eine der profiliertesten deutschen Schauspielerinnen. Ihre Eltern kamen in den 70er Jahren aus der Türkei nach Deutschland, gehörten zur ersten Gastarbeitergeneration. Gegen das Etikett "Deutschtürkin" wehrt sich Sibel Kekilli jedoch und verweist auf ihren deutschen Pass. Wie jüngst bekannt wurde, wollte Bundeskanzler Helmut Kohl 1982 die Zahl der in Deutschland lebenden Türken um die Hälfte reduzieren. Ein Ansinnen, das vielen heute absurd erscheint. Rund drei Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln leben heute in Deutschland. Etwa Fatih Akın - als Sohn türkischer Eltern 1973 in Hamburg geboren, gehört er zu den bekanntesten Regisseuren des deutschen Films. Ali Güngörmüş erhielt 2006 als bislang erster Gourmetkoch türkischer Herkunft einen Michelin-Stern - die Auszeichnung für die besten Küchen weltweit. Sein Restaurant "Le Canard Nouveau" zählt zu Hamburgs Topadressen. Güngörmüşs Karriere ist beachtlich. Als Zehnjähriger kam er aus der Türkei nach Deutschland. Dass er aus einfachen Verhältnissen komme, habe ihn oft angetrieben, sagt der 37-Jährige. Die Künstlerin Ayşe Erkmen (*1949) in einer eigenen Arbeit als "Bodyscan": Sie ist aus der deutschen Kunstszene nicht mehr wegzudenken. Vor 20 Jahren kam sie von Istanbul nach Berlin, heute lebt sie abwechselnd in beiden Städten. Seit 2012 ist sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. In ganz Deutschland hat sie Spuren hinterlassen: Sie verwandelt banale Räume in aufregende Orte der Kunst. Vural Öger (*1942) kam 1960 aus der Türkei nach Deutschland. Nach seinem Bergbau-Studium gründete er den internationalen Reiseveranstalter Öger Tours und baute ihn zu einem der größten Reiseunternehmen in Deutschland aus. Von 2004 bis 2009 saß er für die SPD im Europaparlament. Für sein interkulturelles und gesellschaftliches Engagement wurde Öger mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Emine Sevgi Özdamar (*1946) zählt zu den bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Seit 1986 lebt sie in Berlin, ihre Bücher schreibt sie auf Deutsch. Zum ersten Mal kam sie mit 18 ins Land, aus Liebe zum Theater. Doch Geld verdiente sie in einer Fabrik. Heute ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung: Anerkennung für ihre Arbeit, mit der sie die deutsche Literatur bereichert. Ob als Inder Ranjid, als Türke Hakan oder als Italiener Francesco - das deutsche TV-Publikum kennt Kaya Yanar (*1973) unter vielen Namen. In seiner Sketchshow "Was guckst Du?" spielte der deutsch-türkische Komiker mit den Klischees von Migrantengruppen. 2005 beendete er die Show, um sich seinem Bühnenprogramm (Bild) zu widmen. Sein Spruch "Guckst du!" war da längst Kult geworden. Seit Beginn der Spielzeit 2013/14 ist Shermin Langhoff Intendantin des Maxim Gorki Theaters in Berlin. Zuvor hatte sie fünf Jahre das Theater Ballhaus Naunynstraße im Berliner Bezirk Kreuzberg geleitet, das "postmigrantisches Theater" macht, wie Langhoff es nennt. Seitdem gilt das Ballhaus über die Hauptstadt hinaus als Vorzeigebühne. Langhoff (*1969) kam mit neun Jahren nach Deutschland. Ein deutscher Türke im Parlament sei kein bärtiges Ungeheuer mit einem Krummdolch am Gürtel - das wollte Cem Özdemir (*1965) zeigen, als er 1994 für die Grünen als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Bundestag einzog. Ganz ohne Dolch wurde er 2008 sogar Parteivorsitzender. Er engagiert sich für den Beitritt der Türkei zur EU und Türkischunterricht an deutschen Schulen. Sie strahlt fröhlich in die deutschen Wohnzimmer: Nazan Eckes (*1976) ist eine der bekanntesten Fernsehmoderatorinnen in Deutschland. Die Tochter türkischer Einwanderer präsentiert Magazine und große TV-Shows. 2010 veröffentlichte Nazan Eckes ein Buch über ihre Familiengeschichte. Sie engagiert sich auch gesellschaftlich: Seit 2011 sitzt sie im Integrationsbeirat der Bundesregierung. Spätestens seit seinem berühmten Roman "Leyla" aus dem Jahr 2006 gehört er in die erste Reihe der deutschen Gegenwartsliteraten: Feridun Zaimoğlu (*1964). Er kam als Sohn türkischer Einwanderer fünf Monate nach seiner Geburt nach Deutschland. Das Leben von Migranten und das Wandern zwischen zwei Welten verarbeitete der Autor immer wieder in Büchern, Theaterstücken und Kunstwerken. Sein bislang erfolgreichstes Stück "Verrücktes Blut" erzählt von einer Lehrerin, die mit der Waffe versucht, sich in ihrer Migrantenklasse Respekt zu verschaffen. Nurkan Erpulat (*1974) ist Schauspieler, Regisseur und Autor. Heute arbeitet er als Hausregisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus. Er ist einer der größten deutschen Fußballstars: Mesut Özil (*1988), Sohn türkischer Eltern, entschied sich für den deutschen Pass und wurde 2009 in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Spätestens bei der Weltmeisterschaft 2010 eroberte der Mittelfeldspieler die Herzen der Fans und wurde als bester WM-Spieler nominiert. Bei seinem Verein Real Madrid schwärmen sie vom "Wunderwerk" Özil. | © DW 2013 Autor: Marie Todeskino, Johanna Veh, Aya Bach; Redaktion: Klaudia Prevezanos