März 2023 - Vom Unabhängigkeitskrieg bis zur Justizreform

Paris (AFP) - Die Geburtsstunde des Staates Israel im Jahr 1948 garantierte jüdischen Emigranten aus aller Welt ein eigenes Heimatland. Für die Palästinenser hingegen bedeutete seine Gründung vor 75 Jahren Flucht und Vertreibung. Eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Israels:



14. Mai 1948: Staatsgründung und Unabhängigkeitskrieg

Drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und der Ermordung von mehr als sechs Millionen europäischen Juden durch Nazi-Deutschland wird im britischen Mandatsgebiet Palästina der Staat Israel gegründet. Basierend auf einem Beschluss der UN-Vollversammlung verkündet der erste Ministerpräsident des Landes, David Ben-Gurion, in Tel Aviv die Unabhängigkeit von Großbritannien. Die UNO hatte 1947 mehrheitlich der Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat zugestimmt.

Das Land wird sofort von seinen arabischen Nachbarn angegriffen. Denn die arabischen Staaten lehnen den UN-Teilungsplan ab. Infolgedessen besetzt Jordanien das Westjordanland, einschließlich Ost-Jerusalem. Ägypten nimmt den Gazastreifen ein.

Der Krieg endet mit einem umfassenden Sieg Israels. Mehr als 760.000 Palästinenser flüchten oder werden vertrieben. Sie bezeichnen die israelische Staatsgründung bis heute als "Nakba" (Katastrophe).



1967: Sechstagekrieg

Im Juni 1967 besiegt Israel im sogenannten Sechstagekrieg seine arabischen Gegner Ägypten, Jordanien und Syrien. Israel nimmt das Westjordanland, Ost-Jerusalem, die Golanhöhen und den Gazastreifen ein und beginnt mit der Besiedlung der eroberten Gebiete. Die UNO erklärt die Besetzung für illegal.



1973: Jom-Kippur-Krieg

Am 6. Oktober 1973 greifen Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten Israel am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur überraschend im Sinai und auf den Golanhöhen an, werden aber zurückgedrängt.



1979: Frieden mit Ägypten

Unter Vermittlung der USA schließt Ägypten Frieden mit Israel - als erster arabischer Staat. Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat und Israels Regierungschef Menachem Begin unterzeichnen den Friedensvertrag von Camp David. Sadat wird zwei Jahre später von Extremisten ermordet.



1982: Erster Libanon-Krieg

Israelische Streitkräfte marschieren in das Bürgerkriegsland Libanon ein, um militante Palästinenser zu bekämpfen. Von Israel unterstützte, christliche libanesische Milizen töten hunderte Menschen in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila. Israelische Truppen bleiben bis zum Jahr 2000 im Libanon.



1993: Friedensprozess und Oslo-Abkommen

Sechs Jahre nach der Ersten Intifada, dem Aufstand gegen die israelischen Besatzer, einigen sich Israel und die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) auf eine palästinensische Autonomie im Westjordanland und dem Gazastreifen. Die Vereinbarung sieht einen schrittweisen Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten vor und wird mit einem historischen Handschlag zwischen Israels Regierungschef Jizchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat besiegelt.



1995: Ermordung von Rabin

Für ihre gemeinsamen Friedensbemühungen erhalten Rabin, Arafat und Außenminister Schimon Peres 1994 den Friedensnobelpreis. Ein Jahr später wird Rabin in Tel Aviv von einem rechtsextremen Israeli und Gegner des Oslo-Abkommens ermordet. Die Ermordung Rabins hinterlässt in der israelischen Gesellschaft tiefe Spuren.



2002 bis 2005: Zweite Intifada

Die zweite Intifada beginnt, nachdem der rechtsgerichtete israelische Oppositionsführer Ariel Scharon der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg einen provokativen Besuch abgestattet hat. Nach einer Reihe von Selbstmordattentaten startet Israel im Jahr 2002 seinen größten Militäreinsatz im Westjordanland seit dem Sechstagekrieg.



2005: Abzug aus dem Gazastreifen

Die zweite Intifada endet. Im September zieht Israel nach 38 Jahren Besatzung alle Soldaten und Siedler aus dem Gazastreifen ab, verhängt aber ein Jahr später eine Blockade gegen das dichtbesiedelte Palästinensergebiet. Die Spannungen nehmen zu, als die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas 2006 nach gewonnenen Wahlen die Kontrolle über den Küstenstreifen übernimmt.



2009: Zweite Amtszeit von Benjamin Netanjahu

Zehn Jahre nach seiner ersten Amtszeit wird der Chef der konservativen Likud-Partei, Benjamin Netanjahu, im März 2009 erneut Ministerpräsident. So lange wie er ist kein anderer Regierungschef in Israel an der Macht. Angesichts des von ihm massiv vorangetriebenen Siedlungsausbaus schwinden immer mehr die Chancen auf einen unabhängigen Palästinenserstaat.

Nach zwei Jahren in der Opposition feiert der wegen Korruption angeklagte Likud-Chef im Dezember 2022 ein politisches Comeback - an der Spitze der am weitesten rechts stehenden Regierung, die Israel je hatte. Im Jahr 2023 bringt seine Koalition aus Rechtsextremen und Ultrareligiösen eine umstrittene Justizreform auf den Weg, die beispiellose Proteste wegen eines befürchteten Demokratie-Abbaus und eine tiefe innenpolitische Spaltung auslöst.