Stephan Neetenbeek, 3. Februar 2006
zu: Bombe im Turban, von Peter Philipp
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich kann mir nicht vorstellen, wie wir mit unseren liberalen Vorstellungen von Presse- und Meinungsfreiheit jemals ALLE Empfindlichkeiten ALLER religiösen, weltanschaulichen oder sonstwie überzeugten Gruppen berücksichtigen könnten.
Salman Rushdie hat wahrscheinlich auch nicht damit gerechnet, dass Khomeini für die satanischen Verse die Fatwa über ihn verhängt. Irgendwo wird also immer jemand aufstehen und sich von irgendetwas beleidigt fühlen - müssen wir also deshalb im vorauseilenden Gehorsam die Wertmaßstäbe rückwärtsgewandter selbsternannter Religionsführer an uns selbst anlegen und immer bereits die Zensurschere im Kopf haben?
Wie steht es denn mit Verletzungen, die von Personen, die jetzt so empfindlich reagieren, anderen beigebracht werden, sei es, weil diese anders denken oder einfach nur das falsche Geschlecht haben? Religion wird so oft zum Knüppel, mit dem sich alles, was einem intoleranten Erleuchteten nicht passt, erschlagen kann und jede Diskussion im Keim ersticken.
Ich denke, wir sind nicht gut beraten, wenn wir die radikal gestrigen Wertmaßstäbe der Mullahs übernehmen. Ich will meiner Frau ja auch keine Burka anlegen. Der Gott der Christen lässt übrigens ähnliches seit Jahren über sich ergehen.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Neetenbeek