Schiitische Bündnisse liegen bei Wahl im Irak nach Teilergebnissen vorn

Bei der Parlamentswahl im Irak hat sich nach ersten Teilergebnissen eine Niederlage für Regierungschef Haider al-Abadi abgezeichnet. Auf Überraschungserfolge steuerten dagegen die Bündnisse von Schiitenführer Moktada Sadr und Hadi al-Ameri zu. Abadi lag am Montag lediglich in einer von 18 irakischen Provinzen vorn. Sadr konnte dagegen in sechs Provinzen mit dem Sieg rechnen, die Liste des ehemaligen schiitischen Milizenführers Al-Ameri in vier Provinzen.

Sadrs Bündnis mit den Kommunisten war den amtlichen Teilergebnissen zufolge zudem in vier weiteren Provinzen zweitstärkste Kraft. Al-Ameris Liste, die aus Ex-Kämpfern gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) besteht, setzte sich in acht Provinzen an die zweite Position. Die "Siegesallianz" Al-Abadis gewann demnach nur eine Provinz.

Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, wäre wieder völlig offen, wer das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen würde. Mehrere ranghohe irakische Politiker hatten zunächst auf Basis erster inoffizieller Ergebnisse berichtet, dass Al-Abadi trotz starker Konkurrenz mit einer weiteren Amtszeit rechnen könne.

Noch nicht eingerechnet in die amtlichen Teilergebnisse waren die Stimmen von Sicherheitskräften, Auslandsirakern und Flüchtlingen - sie könnten das Blatt durchaus noch wenden. Aussagen über die endgültige Zusammensetzung des Parlaments sind wegen des komplexen Wahlsystems ohnehin bis zuletzt schwierig. Die Wahlbeteiligung bei dem Urnengang - dem ersten seit dem Sieg über den IS im Irak - war mit nur 44,5 Prozent die niedrigste seit 2003.

Abadi ist seit 2014 im Amt. Der auf Ausgleich bedachte Politiker wurde Ministerpräsident, als der IS seinen vorübergehenden Siegeszug im Irak antrat. Die beiden Widersacher Sadr und Al-Ameri stehen für einen konfliktträchtigeren Kurs gegenüber den USA. Beide hatten vor der Wahl der weit verbreiteten Korruption im Land den Kampf angesagt.

Sadr bot mit seiner Schiitenmiliz seinerzeit den Truppen der US-geführten Koalition die Stirn, sie war einer der zähesten Widersacher der US-Truppen. In Bagdad gingen Sadr-Anhänger jubelnd auf die Straßen, als sich der Wahlsieg des Milizenführers in der Hauptstadt abzeichnete. Vornehmlich junge Anhänger schwenkten Fahnen und hielten Sadr-Porträts hoch.

Die Abstimmung verlief weitgehend friedlich. Anschläge blieben trotz Drohungen der IS-Miliz aus. Die US-geführte Koalition wertete die Abstimmung als deutliche Absage der Iraker an "gewaltsamen Extremismus".

Der Irak war 2014 nach Jahrzehnten geprägt durch Sanktionen und Krieg von der IS-Miliz überrannt worden. Zeitweise stand ein Drittel des Staatsgebiets unter Kontrolle der Dschihadisten. Durch die jahrelangen Kämpfe gegen die IS-Miliz wurden die Industrie und die Infrastruktur des Landes stark in Mitleidenschaft gezogen. In der Großstadt Mossul wurden ganze Wohnviertel in Schutt und Asche gelegt. Im Dezember verkündete die Regierung schließlich den Sieg über den IS.

3,3 Millionen Iraker kehrten inzwischen nach Hause zurück, aber noch immer sind nach Angaben der Regierung mehr als zwei Millionen Menschen auf der Flucht. (AFP)