Die "friedensstiftende Wirkung" von Religionen
Für Heiko Maas ist es "lohnend und notwendig, mit Religionsgemeinschaften zu kooperieren". Alle großen Religionen hätten den Anspruch, friedensstiftend zu wirken. Es ist das zweite Mal, dass das deutsche Außenministerium Religionsvertreter zum Dialog über "Friedensverantwortung der Religionen" eingeladen hat. Es ist der Versuch, gerade in Konflikten nicht mehr nur auf staatliche Akteure zu setzen, sondern Religionen als wesentliche Kräfte vieler Zivilgesellschaften einzubinden.
Mit Maas widmet sich mittlerweile der dritte deutsche SPD-Außenminister dem Thema. Zunächst hatte Frank-Walter Steinmeier 2016 einen Dialog mit Kulturschaffenden begonnen. Den globalen Dialog mit Religionsvertretern stieß er noch an. Gastgeber 2017 war dann jedoch sein Nachfolger Sigmar Gabriel.
"Ich zumindest kenne keine Religionsgemeinschaft, die in ihren geschriebenen oder überlieferten Ideen sich nicht genau das zum Ziel macht, nämlich Frieden zwischen Menschen und vor allen Dingen mit Gott zu schaffen", begrüßte Gabriel die Gäste. Um dann auf Religion "im Zentrum von Konflikten" zu kommen. Denn das Religiöse, so Gabriel, werde auch zur Durchsetzung von politischen Machtinteressen missbraucht.
Nun also Maas. Und er lädt diesmal nicht alleine ein. Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt wurde das finnische Außenministerium aktiv. Minister Timo Soini erklärt, seine Erfahrung zeige ihm, "wie wichtig Religionsvertreter und Religion an sich" für Bemühungen zur Friedensförderung seien. Glaubensgemeinschaften zeichneten sich durch Werte aus, "etwa Vergebung und Heilung, die im Streben nach Versöhnung und Gerechtigkeit von herausragender Bedeutung sind".
Mag sein, dass aus diesem gemeinsamen Engagement auch eine weitere Zusammenarbeit auf EU-Ebene erwächst. Wegen anderer Verpflichtungen werden allerdings weder Maas noch Soini in Berlin dabei sein, sie lassen sich vertreten.
Fokus auf Südasien
Der Schwerpunkt der diesjährigen Konferenz liegt auf Asien. So kommen die rund 70 Gäste beispielsweise aus Indonesien, Malaysia und von den Philippinen, aus Bangladesch, Pakistan, Myanmar, Südkorea, Japan und China. Es sind Vertreter von Buddhismus, Hinduismus, Shintoismus, Taoismus, Konfuzianismus, Zoroastrismus, Islam, Christentum und Judentum sowie von Quäkern und Bahai. Es fällt auf, dass der Frauen-Anteil doppelt so hoch ist wie 2017. Jeder dritte Gast ist weiblich.
Mögen asiatische Religionen im Klischee auch als besonders friedfertig gelten, so gibt es doch in einer Reihe der Länder Asiens wachsende Konflikte, die zumindest auch religiös begründet scheinen. Die dramatische Eskalation des Rohingya-Konflikts in Myanmar bis zum vorigen Jahr erinnerte beispielsweise daran, wie militant Buddhisten sein können.
Die Vernetzung der Religionsvertreter in der Region, so heißt es aus dem Auswärtigen Amt, ist eines der Ziele der Initiative. "Der Einfluss von Religionsvertreterinnen und -vertretern reicht weit in die Gesellschaft hinein", so Minister Maas. Sie hätten "eine gemeinsame Friedensverantwortung".
Christoph Strack
© Deutsche Welle 2018