Kultur als friedensstiftendes Instrument am Golf

Mit der Gründung eines neuen Gemeinschaftsbüros von Goethe-Institut, DAAD und GTZ in Abu Dhabi soll der Kulturdialog mit den arabischen Staaten am Golf intensiviert werden.

Von Loay Mudhoon

​​Schwerpunkt der Tätigkeit des neuen Verbindungsbüros ist der Aufbau von deutschen Sprachangeboten und die Vernetzung mit Partnern im Kultur- und Bildungsbereich.

Die deutschen Mittlerorganisationen Goethe-Institut und Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) sowie die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) reagieren mit der neuen Gemeinschaftseinrichtung auf den spürbar gestiegenen Bedarf an Informations- und Kontaktangeboten in der Golfregion.

DAAD und Goethe-Institut schließen damit gleichzeitig auch eine noch vorhandene geografische Lücke, was ihre Präsenz in der arabischen Welt betrifft. Dass dieser gemeinsame Kraftakt vor allem den Kulturdialog mit der arabischen und islamischen Welt fördern soll, liegt nach den west-östlichen Irritationen infolge des Karikaturenstreites auf der Hand.

Kultur als dritte Säule der Außenpolitik

"Die Region des Golfs ist in den letzten Jahren sehr stark ins politische und wirtschaftliche Bewusstsein gerückt", erzählt Elke Kaschl Mohni, Leiterin des neuen Verbindungsbüros.

"In diesen Bereichen sind die Beziehungen zwischen Deutschland und den Golfstaaten sehr intensiviert worden. Gerade aber im Kulturbereich, den ich natürlich als sehr wichtige dritte Säule auch der Außenpolitik ansehe, kann man bislang nicht davon sprechen, dass sich hier viel getan hat."

Kaschl Mohni ist überzeugt davon, dass neben der Politik und der Wirtschaft nun auch die Kultur in diesen Beziehungen einen gebührenden Platz einnehmen sollte. Die arabische Welt rückt im Rahmen der Anpassung auswärtiger Kulturpolitik an die veränderte weltpolitische Lage vermehrt ins Zentrum auswärtiger Kulturpolitik.

Sprachvermittlung als wichtigste Aufgabe

Das Goethe-Institut sieht in Abu Dhabi seine Hauptaufgabe in der Vermittlung der deutschen Sprache. Ab 20. Mai startete sein Deutschkursangebot mit vierwöchigen Schnupperkursen. Das neue Verbindungsbüro von Goethe-Institut, DAAD und GTZ ist allerdings nicht nur für die Vereinigten Arabischen Emirate zuständig. Man hat vielmehr die gesamte Golfregion im Blick.

"Eine Besonderheit des Verbindungsbüros besteht darin, dass es nicht nur für ein Land zuständig ist, sondern eine Region bedienen soll", erklärt Kaschl Mohni. "Das heißt, in der Aufbauphase soll das Goethe-Institut die Region und die Partnerstrukturen kennen lernen und sich ein genaues Bild von den Interessen und Bedürfnissen hier machten - um dann die mittel- und langfristigen Ziele zu bestimmen, aber auch die Form, in der wir hier präsent sein wollen."

Zudem fördert das Goethe-Institut die deutsche Sprache in der Golfregion durch Kooperationen mit Bildungsinstitutionen vor Ort. Ein erstes "Memorandum of Understanding" unterzeichnete das Goethe-Institut im Rahmen der Eröffnungsfeier mit dem "Petroleum Institut", ein von der nationalen Erdölgesellschaft der VAE getragenes privates College in Abu Dhabi.

Aktive Gestaltung eines friedensstiftenden Dialogs

Und seit September letzten Jahres lernen über 60 emiratische Studenten mit großem Erfolg Deutsch bei einer vom Goethe-Institut entsandten Fachkraft. Leiterin Elke Kaschl Mohni sieht aber vor allem in der Kooperation mit anderen deutschen Partnern eine weitere Besonderheit des neuen Büros:

"Eine weitere Besonderheit des Büros ist es, dass ich hier nicht etwa alleine im Büro sitze, sondern drei deutsche Organisationen vertreten sind, die sich zum ersten Mal ein gemeinsames Büro teilen. Das sind die 'International Services' der GTZ, die in den Golfstaaten seit 25 Jahren vor Ort sind, und der DAAD, der sich wie das Goethe-Institut hier eine neue Präsenz aufbaut."

Neben der Förderung der deutschen Sprache und Kultur und der Werbung für den Studienort Deutschland soll das neue Gemeinschaftsbüro auch eine besondere Rolle bei der aktiven Gestaltung eines kompetenten und friedensstiftenden Dialogs zwischen den Kulturen spielen.

Kaschl Mohni glaubt, dass gerade in Zeiten zunehmender Konflikte zwischen der islamischen Welt und dem Westen - wie zuletzt im Karikaturenstreit - die Arbeit des Goethe-Instituts sehr wichtig sei, da sie den Austausch und die Reflexion über Werte, Differenzen und Sichtweisen fördere.

Loay Mudhoon

© DEUTSCHE WELLE 2006

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Mehr Informationen über das Gemeinschaftsbüro von Goethe-Institut, DAAD und GTZ finden Sie hier