Amnesty: Junta in Myanmar lässt Oppositionelle systematisch foltern

London/Yangon. Die Militärjunta in Myanmar lässt Oppositionelle laut Amnesty International systematisch foltern und schwer misshandeln. Gängige Praxis seien Schläge mit Gewehrkolben oder Elektrokabeln sowie Tritte, sexuelle Gewalt, Elektroschocks und Morddrohungen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag bei der Veröffentlichung eines entsprechenden Berichts. Damit versuchten die Machthaber, den Widerstand der Menschen gegen den Putsch vom Februar vergangenen Jahres zu brechen.



Amnesty forderte das Militär auf, unverzüglich alle politischen Gefangenen freizulassen. Nach Angaben der myanmarischen Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden seit dem Putsch vor eineinhalb Jahren mindestens 2.138 Menschen ermordet und mehr als 14.900 Personen festgenommen. Die meisten sitzen bis heute hinter Gittern. Für internationale Empörung sorgte die Junta zuletzt, als sie im Juli trotz weltweiter Proteste vier Oppositionelle hinrichten ließ.



In dem Amnesty-Report «15 Tage fühlten sich an wie 15 Jahre» berichten frühere Inhaftierte sowie deren Anwälte von Festnahmen ohne Haftbefehl. Razzien fänden in der Regel nachts statt. Geständnisse würden unter Folter erzwungen, die Verfolgten ohne Kontakt zur Außenwelt inhaftiert, die Gefängnisse seien überfüllt. Viele seien nach ihrer Freilassung traumatisiert. Zudem gehe das Militär auch gegen Familienmitglieder vor.



Mit der abscheulichen und brutalen Behandlung von Häftlingen habe Myanmar unvorstellbare neue Tiefpunkte erreicht, kritisierte die Generalsekretärin von Amnesty International, Agnès Callamard. Das Vorgehen sei «Teil einer Gesamtstrategie, die darauf abzielt, ihren Mut zu brechen und die Menschen dazu zu zwingen, jeglichen Widerstand gegen den Militärputsch aufzugeben.» Laut Callamard bewirkt das Vorgehen der Junta jedoch das Gegenteil. Die Bevölkerung bleibe trotz aller Menschenrechtsverletzungen unbeugsam.



Amnesty forderte die Staatengemeinschaft auf, mehr Druck auf die Junta auszuüben. So müsse der UN-Sicherheitsrat den Internationalen Strafgerichtshofs mit Ermittlungen beauftragen. Auch müsse ein globales Waffenembargo auf den Weg gebracht werden. (epd)