Harmonisches Miteinander der Religionen

Zum ersten Mal öffnet eine Kunst-Biennale in Singapur ihre Türen. Seit Anfang September präsentieren Künstler aus 38 Ländern ihre Arbeiten an unterschiedlichen Veranstaltungsorten. Bernd Musch-Borowska berichtet.

Ein Banner mit der Aufschrift 'Belief' von der Biennale Singapur; Foto: www.singaporebiennale.org
Die erste Biennale in Singapur steht unter dem Motto 'Belief'.

​​Die erste Biennale in Singapur gilt als das wichtigste Kulturereignis des Jahres. Die größte und umfassendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst steht unter dem Motto "Belief" und knüpft damit an die multi-kulturelle Gesellschaft des südostasiatischen Stadtstaates an.

An insgesamt 19 verschiedenen Ausstellungsorten in der ganzen Stadt, in Museen und öffentlichen Institutionen, aber ebenso an ungewöhnlichen Schauplätzen, wie stillgelegten Gebäuden, Kirchen, Tempeln und Moscheen, setzen sich Künstler aus der ganzen Welt mit den unterschiedlichen religiösen Kulturen in einer globalisierten Welt auseinander.

Der künstlerische Direktor der Biennale Singapur 2006, der Japaner Fumio Nanjo, stellvertretender Direktor des Mori Art Museums in Tokio, hebt die Besonderheit dieser Biennale hervor:

"Wir zeigen Kunst an sehr unterschiedlichen Orten: Unter anderem in der City Hall, dem historischen Sitz des Parlaments, außerdem im Tanglin Camp, das früher eine Militär-Kaserne war, sowie in der Orchard Road, der wichtigsten Einkaufsstraße in Singapur. Die Ausstellungsorte repräsentieren also sehr unterschiedliche Zentren der Macht."

Singapur als Kulturzentrum

Mit der Biennale will sich Singapur als Global City, als Welt der Möglichkeiten, präsentieren und eine Brücke schlagen zwischen der internationalen Kunstszene und Südostasien.

95 Künstler aus der ganzen Welt nehmen daran teil. Aus Deutschland ist der aus Chemnitz stammende Künstler Carsten Nicolai vertreten. Roger McDonald, der Kurator der Biennale Singapur 2006, zeigt sich begeistert:

"Carsten Nicolai baut eine riesige Skulptur auf. Sie heißt 'Syncron' und ist ein architektonisches Objekt, in das die Besucher hineingehen können. Es reflektiert das Licht eines Lasers, der wiederum mit Sound verbunden ist. Also ein Kunstwerk, das man mit dem ganzen Körper erfahren kann."

Fast 200 Kunstwerke werden im Rahmen der Biennale in Singapur gezeigt. Darunter auch spektakuläre Installationen, die die Menschen in ihrem Alltag, an den Orten ihres tagtäglichen Lebens ansprechen sollen.

Auch McDonald erhofft Spektakuläres: "Einige Kunstwerke sind einfach nur groß. Kusama Yayoi zum Beispiel verhüllt Bäume an der Orchard Road und hängt Kugeln daran auf. Für die Menschen, die dort entlang gehen, wird das wohl besonders spektakulär. Aber ich würde eigentlich gerne von dieser Art Kunstbetrachtung wegkommen und einfach das Werk als solches wahrnehmen."

Harmonisches Miteinander

Die künstlerische Auseinandersetzung mit religiösen Kulturen in den Zentren der verschiedenen Glaubensrichtungen kann durchaus zu Problemen führen. Eine Provokation von Gläubigen jedwelcher Religion gilt in Singapur als unakzeptabel.

Der Stadtstaat an der Südspitze von Malaysia ist kaum größer als eine deutsche Großstadt wie Berlin oder Hamburg. Vier Millionen Menschen mit unterschiedlichen Religionen, Sprachen und kulturellen Traditionen leben hier friedlich zusammen.

Die Regierung legt großen Wert auf das harmonische Miteinander der verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen und würde bei einer Störung dieser Harmonie sofort einschreiten.

Eine Zensur oder einschränkende Auflagen habe es aber nicht gegeben, sagt der künstlerische Direktor Fumio Nanjo, es liege aber auch nicht in der Absicht der Biennale zu provozieren:

"Alle Biennalen haben einschränkende Begrenzungen. Manchmal ist es der Konflikt zwischen dem Ausstellungsort und dem Kunstwerk, manchmal ist es ein Konflikt zwischen dem Künstler und dem Organisator, manchmal ist es der zu enge Zeitplan. Also Einschränkungen gibt es überall."

Die Biennale Singapur 2006 wird von einigen Sonderausstellungen begleitet, unter anderem von einer Ausstellung über die zeitgenössische Kunst Südostasiens in den 70er Jahren, als Abstraktion ein Ausdruck von Progressivität war und zugleich die Möglichkeit, sich kritisch mit dem Prozess der Transformation in den postkolonialen Staaten Südostasiens auseinanderzusetzen.

Bernd Musch-Borowska

© DEUTSCHE WELLE 2006

Qantara.de

"Belonging" - Siebte Kunstbiennale von Sharjah
Künstlerische Testbohrungen am Golf
Sharjah ist das drittgrösste der vereinigten sieben arabischen Emirate und gilt als das kulturelle Zentrum der Föderation. Seit 1993 findet regelmässig eine Kunstbiennale statt. Zu Beginn nur dem regionalen Schaffen verpflichtet, hat sich die Veranstaltung mit ihrer siebten Ausgabe auf internationalem Niveau etabliert.

9. Istanbul Biennale
Farbmarken in der Stadt
In diesen Tagen steht Istanbul im Fokus der Kunst. Noch bis Ende Oktober findet dort die 9. Istanbul Biennale statt. Wie nie zuvor beschäftigten sich Künstler aus aller Welt mit den urbanen Phänomenen dieser Metropole, die innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer wahren Megalopolis explodiert ist. Von Dirk Fuhrig

Zeitgenössische Kunst in Bangladesch
Optimismus und Konfusion
Die südasiatische Metropole Dhaka mit geschätzten 16 Millionen Einwohnern ist von Armut, Verkehrschaos, Überschwemmungen, Korruption, sozialen und politischen Konflikten gezeichnet. Wie entwickelt sich die zeitgenössische Kunst in einer Situation, die bestimmt ist von Kriminalität, Brutalität und Anarchie? Von Simone Wille

www

Website der Biennale Singapur