Treffpunkt für Frauen aus verschiedenen Ländern

In der islamischen Welt keine Seltenheit, in Deutschland eine Provokation: Das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen ist nur für Frauen. Männern ist der Zutritt verboten.

Von Mona Naggar

Seit vielen Jahren ist Amina Theissen in der islamischen Frauen- und Mädchenarbeit aktiv. Als Lehrerin hat sie muslimischen Mädchen dabei geholfen, sich auf den externen Haupt- und Realschulabschluss vorzubereiten.

Dabei stellte sie fest, dass ihre Schülerinnen oft einen Ort vermissten, an dem sie sich ungestört treffen können. Viele muslimische Familien erlauben nicht, dass ihre Töchter zu anderen Familien nach Hause gehen. Auch das Freizeitangebot der deutschen Jugendeinrichtungen wird nicht akzeptiert. Und in Moscheen gibt es keinen Platz für Mädchen.

So kam es, dass Amina Theissen einen Frauenverein gründete. Seit mehreren Jahren leitet sie nun das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen (BFmF) in Köln.

Sie hat ein ehrgeiziges Programm auf die Beine gestellt: Psychologische und pädagogische Beratung, Seminare über verschiedene islamische Themenstellungen, Computerkurse, Sport- und Sprachkurse und natürlich die Möglichkeit, Schulabschlüsse nachzuholen.

Männerfreie Zone

Die Räume des Zentrums bleiben den Männern verwehrt. Frauen sollen sich dort auch ohne Kopftuch bewegen können. Parallel zu den Kursen wird eine Kinderbetreuung angeboten. In der kleinen gemütlichen Cafeteria, wo es meistens frische Pizza und Kuchen gibt, tauschen sich die Besucherinnen aus 20 verschiedenen Ländern über ihren Alltag aus. Und es besteht die Möglichkeit, Billard oder Tischtennis zu spielen.

Amina Theissen versteht das Zentrum als einen Schonraum für Mädchen und Frauen. Dort müssen sie sich weder vor der nicht-islamischen Umwelt noch vor ihren Glaubensbrüdern schützen.

Sie können einfach so sein, wie sie sind. In der deutschen Öffentlichkeit müssen sich Musliminnen oft für ihre Lebensweise rechtfertigen. Häufig gestellte Fragen drehen sich um das Kopftuch und um die Stellung der Frau im Islam. Sie müssen sich rechtfertigen und sehen sich mit einer Flut von Vorurteilen konfrontiert.

Das BFmF wird von den Beiträgen der ungefähr 250 Vereinsmitglieder und den Kursgebühren finanziert. Hinzu kommen öffentliche Mittel und einige ABM-Stellen.

Preisgekröntes Zentrum

Die Leiterin ist sichtlich stolz auf das Zentrum, das mit viel Frauenpower auf die Beine gestellt worden ist: "Ich bin seit über 10 Jahren Muslimin, und für mich war immer sehr schade zuzusehen, dass die Muslime mehr gegeneinander arbeiten als miteinander. Ich hoffe, dass wir Frauen das anders machen als die Männer in den Gemeinden."

Anerkennung von deutscher Seite gab es bereits. Vor vier Jahren hat das BFmF den Karl-Kübel-Preis bekommen. Damit werden von der gleichnamigen Stiftung Familieninitiativen ausgezeichnet, die sich in den Gemeinden der verschiedenen Religionsgemeinschaften engagieren. Außerdem ist das Zentrum vom Bundespräsidenten für sein Engagement in der Integration von Zuwanderern geehrt worden.

Mona Naggar

© Qantara.de 2003

BFmF - Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen