Fußballspielen als Integrationshilfe

Die deutsche Stiftung Jugendfußball betreibt seit zwei Jahren das Projekt Streetfootballworld, das weltweit Straßenfußball-Initiativen mit sozialem Anspruch vernetzt. Von Oliver Samson und Rainer Sollich

Fußballspielen macht Spaß und kann auch helfen. Die deutsche "Stiftung Jugendfußball" betreibt seit zwei Jahren das Projekt "Streetfootballworld", das weltweit Straßenfußball-Initiativen mit sozialem Anspruch vernetzt.

Kicken in Afghanistan, Foto: AP
Kicken in Afghanistan

​​Euphorie um das runde Leder gibt es nicht nur in den großen Profi-Arenen. Auch das private Fußballspielen auf Straßen, in Garageneinfahrten oder auf Bolzplätzen ist überaus populär - weltweit. Zum Beispiel auch im kriegszerstörten Irak.

Bernd Stange, deutscher Ex-Trainer der irakischen Nationalmannschaft, erinnert sich: "Wenn Sie auf dem Dach des Hotel Palestine oder des Sheraton-Hotels stehen - den höchsten Gebäuden von Bagdad - und sie schauen hinunter in die Straßen, dann sehen Sie auf jedem Bolzplatz und auf jedem asphaltierten Parkplatz Kinder mit Erwachsenen Fußball spielen. Mit alten Bällen. Das ist eigentlich die Basis des irakischen Fußballs: Straßenfußball."

Beckenbauer und Klinsmann Seite an Seite

Weil Fußballspielen auch helfen kann, zivilgesellschaftliche Prozesse anzustoßen, betreibt die deutsche "Stiftung Jugendfußball" seit zwei Jahren das Projekt "Streetfootballworld". Darin engagieren sich auch Ex-Fußballer Franz Beckenbauer und Jürgen Klinsmann, Bundeskanzler Gerhard Schröder hat die Schirmherrschaft übernommen.

Das Projekt wird finanziell vom Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstützt - und auch die Deutsche Welle engagiert sich für "Streetfootballworld" und pflegt eine Medienpartnerschaft mit dem Projekt.

"Streetfootballworld" will vor allem jungen Leuten helfen. Im Vorfeld der 2006 anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland sollen weltweit Projekte gefördert werden, die über das populäre Lockmittel Fußball Jugendarbeit betreiben und sich dabei etwa für die Bekämpfung von Jugendarmut, die Förderung von Völkerverständigung oder für Gesundheitsaufklärung einsetzen.

Gemeinsames Fußballspielen in Nahost

Die Verantwortlichen von "Streetfootballworld" sind sich sicher: Die Anziehungskraft des Fußballs ist weltweit so stark, dass sich dieser Sport bestens als Katalysator eignet, um wichtige gesellschaftliche Prozesse anzustoßen. Straßenfußball-Projekte, so ihre Überzeugung, können nicht nur sozial schwachen Jugendlichen bei der Integration in die Gesellschaft helfen.

Sie können im besten Fall sogar kleine Brücken zwischen verfeindeten Völkern schlagen - wie etwa im Nahen Osten, wo das vom ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreis-Träger Schimon Peres gegründete "Peres Center for Peace" seit zwei Jahren gemeinsame Fußballnachwuchs-Schulen für palästinensische und israelische Jugendliche betreibt.

"Streetfootballworld" hat sich zum Ziel gesetzt, solche und ähnliche Straßenfußball-Projekte mit gemeinnützigem Anspruch weltweit zu vernetzen. Ob Straßenfußball in Kenia, Brasilien, Afghanistan oder Deutschland - die von der deutschen "Stiftung Jugendfußball" gegründete Initiative bringt diejenigen zusammen, die Fußballspielen mit einem gewissen gesellschaftlichen Anspruch verbinden.

Derzeit sind dies etwa 150.000 meist jugendliche Kicker in weltweit rund 50 Projekten. "Streetfootballworld"-Geschäftsführer Jürgen Griesbeck: "Fußball motiviert und bringt Menschen in Bewegung, die man normalerweise eben nicht zusammenbringt. Sei es, weil sie sich nicht mögen oder weil sie sich grundsätzlich für nichts begeistern. Oder auch weil sie sich sonst gegenüber Kampagnen verschließen - zum Beispiel bei der gesundheitlichen Aufklärung, etwa aus religiösen, kulturellen oder sozialen Gründen."

Die Fußball-WM 2006 kann kommen

Die Themen, die über den Umweg des Straßenfußballs vermittelt werden sollen, sind vielfältig. Es geht aber stets um soziales Engagement. Und vor allem geht es darum, Menschen zu helfen. Einer dieser Ansätze wird mit staatlichen deutschen Geldern in Afghanistan verfolgt.

In Kabul kümmert sich der deutsche Fußballtrainer Holger Obermann seit 2003 um die Ausbildung des Fußball-Nachwuchses. Rund 4.000 Jugendliche sind so bereits an das Fußballspielen herangeführt worden - unter der Herrschaft der Taliban war der Sport noch verboten. Zudem haben Obermann und sein Team 40 junge Afghanen zu Fußball-Nachwuchstrainern ausgebildet.

Dass Kinder und Jugendliche aus Straßenfußball-Projekten auch rein fußballerisch einiges drauf haben, dürfte sich spätestens 2006 zeigen: Im Rahmen der Fußball-WM in Deutschland plant "Streetfootballworld" ein internationales Straßenfußball-Turnier.

Oliver Samson / Rainer Sollich

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004

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