Ostafrikanische Staaten wollen über Krise in äthiopischer Region Tigray beraten

Khartum/Genf. Angesichts der anhaltenden Kämpfe in der äthiopischen Region Tigray will die ostafrikanische Regionalorganisation Igad nach Angaben des Sudan ein Dringlichkeitstreffen einberufen. Der sudanesische Ministerpräsident Abdallah Hamdok teilte am Sonntag mit, er habe sich mit seinem äthiopischen Kollegen Abiy Ahmed auf die "dringende Abhaltung eines Igad-Gipfels" geeinigt.



Derweil gelang dem Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) eine erste Lieferung mit Hilfsgütern in die abtrünnige Region. Hamdok hatte sich am Sonntag mit dem äthiopischen Regierungschef Abiy getroffen. Der Besuch habe "fruchtbare Verhandlungen ermöglicht", teilte Hamdoks Büro nach dem Treffen mit. Von äthiopischer Seite lag am frühen Sonntagabend noch keine Bestätigung für den Igad-Gipfel vor.



Die Igad ist ein regionales Bündnis der ostafrikanischen Länder Dschibuti, Äthiopien, Kenia, Somalia, Sudan, Südsudan und Uganda. Ziel der Organisation ist die Unterstützung der Mitgliedsstaaten unter anderem bei der Friedenssicherung, bei humanitären Maßnahmen und beim Umweltschutz.



Das IKRK meldete am Samstag indessen einen Erfolg bei der Versorgung der Zivilbevölkerung in Tigray: Erstmals seit Beginn der äthiopischen Militäroffensive erreichte ein Konvoi mit internationalen Hilfslieferungen die Region. Die Lieferung wurde laut IKRK in Abstimmung mit den äthiopischen Behörden organisiert. Auch das Äthiopische Rote Kreuz beteiligte sich demnach daran.



Der Konvoi bestand den Angaben zufolge aus sieben Lastwagen, die Medikamente und medizinische Ausrüstung für die Behandlung von mehr als 400 Menschen in die Regionalhauptstadt Mekelle brachten. Die Hilfslieferung kommt dem Hauptstadtkrankenhaus, dem regionalen Gesundheitsamt und der Apotheke des äthiopischen Roten Kreuzes zugute.



Das Krankenhaus hatte seine Intensivstation und den Operationssaal schließen müssen, weil medizinische Ausrüstung und Treibstoff für die Generatoren ausgegangen waren. Zugleich mussten die Ärzte Ende November immer mehr Verletzte behandeln.



Die internationale Gemeinschaft hatte seit Wochen humanitären Zugang zu der Krisenregion gefordert, die seit dem Beginn des Konflikts Anfang November praktisch vom Rest der Welt abgeschnitten war.



Anfang Dezember hatte die UNO mitgeteilt, sie habe mit der äthiopischen Regierung eine Übereinkunft erzielt, die "bedingungslosen Zugang für humanitäre Hilfe" garantiere. Das Abkommen scheiterte jedoch, da Addis Adeba darauf bestand, in dieser Angelegenheit die Federführung zu behalten. Die äthiopische Regierung will offenbar verhindern, dass Außenstehende eine führende Rolle bei den Hilfsbemühungen spielen.



Äthiopiens Regierungschef Abiy hatte Anfang November Truppen in die abtrünnige Region Tigray im Norden des Landes entsandt. Ende November verkündete er die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele. Die bisher in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF kündigte jedoch an, sie werde den Kampf fortsetzen.



Mehrere tausend Menschen wurden nach Schätzungen der auf Konflikte spezialisierten International Crisis Group (ICG) bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet. Fast 50.000 Menschen flüchteten demnach in den Sudan. (AFP)