Alaa Abd El-Fattah ist frei

Der ägyptische Demokratieaktivist Alaa Abd El-Fattah ist überraschend begnadigt worden. Präsident Al-Sisi hob die verbleibende Haftstrafe für den 43-Jährigen sowie für fünf weitere Inhaftierte auf, wie das Präsidentenamt am Montag mitteilte.
Alaa Abd El-Fattah – Programmierer, Blogger und Aktivist – war eine Führungsfigur der Revolution von 2011, die Langzeitherrscher Hosni Mubarak zu Fall brachte. Er gilt vor allem auch international als Ikone des sogenannten Arabischen Frühlings. Seit 2021 besitzt er neben der ägyptischen auch die britische Staatsbürgerschaft.
Abd El-Fattah war bereits mehrmals verhaftet worden, bevor sich Al-Sisi 2013 an die Macht putschte. Kurz nach der Machtübernahme des heutigen Militärregimes wurde er bei Protesten gegen ein verschärftes Demonstrationsgesetz erneut festgenommen. Seither saß er fast durchgehend im Gefängnis.
Zuletzt war er 2019 inhaftiert und 2021 wegen der angeblichen Verbreitung von „Falschinformationen“ – ein gängiger Vorwurf gegen ägyptische Regierungskritiker – zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.
Die Vorwürfe bezeichnete seine Familie als politisch motiviert. Aus Protest gegen seine Haftbedingungen trat Abd El-Fattah mehrfach in den Hungerstreik, den jüngsten vor rund drei Wochen. Auch seine in London lebende Mutter schloss sich aus Solidarität an.
Qantara hat immer wieder über Abd El-Fattah berichtet. Hier finden Sie eine Auswahl an Texten.
2011, kurz nach dem Sturz Mubaraks, schrieb Abd El-Fattah selbst einen Brief aus dem Gefängnis:
Brief aus dem Kairoer Gefängnis
"Statt die Mörder des Bloggers Khaled Said festzunehmen, hat das Militär mich verhaftet, kurz vor der Geburt meines Sohnes. Gut nur, dass die Proteste weitergehen", schreibt Alaa Abdel Fattah, einer der bekanntesten Blogger und Aktivisten der Revolution in Ägypten.
2014 sprach der ägyptische Filmemacher Omar Hamilton im Interview über Abd El-Fattah, kurz nachdem dieser vorübergehend freigelassen worden war:

Ägyptens Meinungsfreiheit weiterhin auf dem Tiefpunkt
Trotz der jüngsten Freilassung des prominenten ägyptischen Bloggers Alaa Abdel-Fattah steht es um die Meinungs- und Pressefreheit im Land am Nil denkbar schlecht, wie der ägyptische Filmemacher und Aktivist Omar Hamilton im Gespräch mit Sella Oneko berichtet.
Im selben Jahr starb Abd El-Fattas Vater Ahmed Seif al-Islam, einer der wichtigsten Menschenrechtsaktivisten Ägyptens. Ein Nachruf:

Ein unbeugsamer Kämpfer und Visionär
Ahmed Seif al-Islam war einer der wichtigsten Menschenrechtsaktivisten Ägyptens. Er starb Ende August im Alter von 63 Jahren an den Folgen einer Herzoperation. Ein Nachruf von Andrea Backhaus aus Kairo
2022 erschien ein Buch mit Texten von Abd El-Fattah, das Jannis Hagmann rezensierte:

Revolutionäres Potpourri
Gerade erst wurde Alaa Abd El-Fattah, Ägyptens wohl prominentester Demokratieaktivist, erneut zu jahrelanger Haft verurteilt. Dennoch ist von ihm ein Buch mit wegweisenden Texten erschienen, in denen er die tragische Geschichte des Landes seit dem Arabischen Frühling analysiert. Jannis Hagmann hat das Buch für Qantara.de gelesen.
2022 portraitierte Diana Hodali Abd El-Fattah, als dieser in den Hungerstreik trat:

Alaa Abdel-Fattah im Hungerstreik
Alaa Abdel-Fattah ist eine Ikone von Ägyptens Protestbewegung in 2011. Heute sitzt er im Gefängnis, weil das Regime mit allen Mitteln verhindern will, dass der populäre Aktivist öffentlich wirken kann.
Im Folgejahr forderte Abd El-Fattahs Schwester Sanaa Seif im Qantara-Interview die Freilassung ihres Bruders:

"Das Regime muss seine Paranoia überwinden“
Ägyptens Präsident Abdel Fattah Al-Sisi sei getrieben von der Angst vor einem neuen Aufstand, sagt die Aktivistin Sanaa Seif. Im Interview spricht sie über den Kampf für die Freilassung ihres Bruders Alaa Abdel Fattah – und warum der Westen mehr Druck machen sollte.
Im vergangenen Februar erschien ein Sammelband über Gefängnisliteratur, eine Initiative, die auch auf Abd El-Fattahs Mutter Laila Soueif zurückging. Darin auch ein Text von Abd El-Fattah selbst: