Keine Schließung der Fahd-Akademie

Die König-Fahd-Akademie in Bonn wird nicht – wie von verschiedenen Seiten gefordert – geschlossen. Peter Philipp von der Deutschen Welle kommentiert.

Auf einer Pressekonferenz in Köln wurde bekannt gegeben, dass die König-Fahd-Akademie in Bonn nicht – wie von verschiedenen Seiten gefordert – geschlossen wird. Peter Philipp von der Deutschen Welle kommentiert.

König-Fahd-Akademie in Bonn, Foto: AP
König-Fahd-Akademie

​​Auch in Deutschland ist man sehr empfindlich geworden seit dem 11. September 2001. Umso mehr, als einige der Täter zuvor in Deutschland gelebt hatten, ohne aufzufallen. Dass sie in muslimischen Kreisen verkehrten, erregte keinen Argwohn – wir sind ja eine tolerante Gesellschaft. Und es war und ist wohl auch ein Gebot der „political correctness“, dass man nun nicht alles und jeden unter Beobachtung stellte, was mit Islam zu tun hatte. Immerhin leben 3,2 Millionen Muslime in Deutschland. Die meisten von ihnen sind ungescholtene Bürger - Arbeiter, Kaufleute, Flüchtlinge.

Natürlich gab es da aber auch die Hamburger Täter des 11. September, natürlich gab es da auch den selbsternannten „Kalifen von Köln“, der zu Gewalttaten aufrief, und da gibt es eine arabische Schule am Stadtrand von Bonn, die in den letzten Wochen ins Zentrum der Aufmerksamkeit geriet:

Ort der Begegnung

Die „King Fahd Akademie“ war vor acht Jahren feierlich eröffnet worden – für die Deutschen ein Ort der Begegnung und des Dialogs, für die saudischen Bauherren ein weiteres Schulzentrum, in dem arabische Kinder im Ausland die „richtige“ Botschaft erhalten sollten. So, wie in ähnlichen Akademien in London, Washington und Moskau. In Bonn freilich nahm mit dem Umzug der deutschen Regierung nach Berlin die Zahl der permanent in Deutschland lebenden Schüler der Akademie zu. Die einen mit, die anderen ohne deutschen Pass. Auf jeden Fall aber Kinder, die der deutschen Schulpflicht unterliegen und deswegen nicht in eine „Ergänzungsschule“ gehen dürften, die nur ganz locker staatlicher Aufsicht untersteht und in der nach fremdem Lehrplan unterrichtet wird.

Im vorliegenden Fall nach saudischem Lehrplan, mit reichlich Arabisch- und Koran-Unterricht, aber nur ein, zwei Stunden Deutsch in der Woche. So wie auch an deutschen Schulen im Ausland nach deutschem Lehrplan unterrichtet wird. Kein Beitrag zur Integration, hieß es prompt in den Medien, als dies bekannt wurde. Und es wurde „aufgedeckt“, was selbstverständlich war: Dass die in Deutschland einzigartige Akademie nämlich zum Anziehungspunkt konservativer arabischer Eltern geworden war. Unter ihnen – so einige Medien süffisant – Leute, die bereits bei Untersuchungen radikaler islamischer Gruppen aufgefallen seien.

Schließung gefordert

Die Eskalation war nicht mehr zu bremsen: „Schließen“ – forderte die örtliche Zeitung, der (aus Syrien stammende) eher dubiose Chef der noch dubioseren „Fakt-Partei“, Jamal Karsli, organisierte und missbrauchte eine Demonstration der Eltern und warf Deutschland vor, Moslems zu verfolgen und zu unterdrücken. Wieder andere bedrängten die Regionalverwaltung, diese Schule doch zu schließen.

Es ist gut, dass diese nun endlich auf einer Pressekonferenz in Köln die Dinge zurecht gerückt hat: Die Schule wird nicht von deutschen Behörden geschlossen. Die der deutschen Schulpflicht unterliegenden Schüler aber müssen fortan deutsche Schulen besuchen. Wie türkische Kinder es ja auch tun. Und wo neuerdings fast überall in Deutschland auch Koran-Unterricht angeboten wird. Radikale Tendenzen im Unterricht werde man – von deutscher wie saudischer Seite - nicht hinnehmen. Was freilich nicht heißt, dass der Staatsschutz künftig mit im Unterricht oder in den Gottesdiensten sitzen wird.

Verquickung mehrerer Faktoren

Bislang – auch dies mag einigen aufgeregten Stimmungsmachern eine Lehre sein – gibt es keine Beobachtung der Akademie durch die Staatsschützer. Hier lag einfach eine unglückliche Verquickung vor von allzu tolerantem Wegschauen der Behörden, von einem „Sich-Durchmogeln“ mancher Eltern, von übereifrigen journalistischen Rechercheuren und politischen Profiteuren, die mit Demagogie im Seichten fischen wollten.

Man hätte sich einiges ersparen können, wenn man nur früher reagiert hätte. Und die Schule selbst braucht man auch gar nicht zu schließen: Kann sein, dass die Saudis das eines Tages selbst tun: Weil ihnen die Akademie für die wenigen verbleibenden „korrekten“ Schüler zu teuer wird.

Peter Philipp, Deutsche Welle

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