Erster Schritt auf einem langen Weg

Niemand wird nach der Sicherheitskonferenz in Bagdad Hoffnung auf ein baldiges Ende des Blutvergießens schöpfen, aber immerhin wurde mit dieser Konferenz ein erster Schritt für eine gemeinsame politische Lösung des Irak-Konflikts gemacht, meint Peter Philipp in seinem Kommentar.

Nuri al-Maliki während der Sicherheitskonferenz in Bagdad; Foto: AP
Der irakische Premierminister Nuri al-Maliki bitte die Konferenzteilnehmer um Unterstützung gegen den wachsenden Terror im Irak

​​Die Irak-Konferenz vom Samstag (10.3.) war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Darüber kann man sich leicht einigen. Nur: Was ist die "richtige Richtung", vor allem: Welches ist das Ziel?

Aus amerikanischer und irakischer Sicht ist es vor allem das Ende fremder Einmischung, aus syrischer und - besonders - iranischer Sicht das Ende der Besatzung des Zweistromlandes, und aus Sicht der anderen Nachbarn und weniger direkt beteiligten Staaten ist es die Stabilisierung im Irak, um zu verhindern, dass die dort schwelende Glut sich zum Flächenbrand entfacht.

Selbst wenn man so ein wenig differenzieren kann zwischen den unterschiedlichen Interessen, so muss man doch auch feststellen, dass es keinen grundlegenden Widerspruch zwischen ihnen gibt.

Und das war die positive Ausgangslage der Konferenz vom Samstag, an der immerhin Vertreter von 16 Staaten teilnahmen - die größte Versammlung dieser Art in Bagdad seit Ende der Saddam-Hussein-Ära.

Alle wollen ein Ende des Blutvergießens an Euphrat und Tigris, alle wollen eine Normalisierung im Irak und alle wollen - früher oder später - auch den amerikanischen Abzug.

Alle. Auch die USA selbst, die sich in Bagdad in ungewohnter Gesellschaft wiederfanden, weil auch Iran und Syrien mit am Tisch saßen. Angeblich in "geschäftsmäßiger Korrektheit" ging man miteinander um, obwohl man sich sonst unverändert verteufelt, bedroht und beschimpft. Etwa wenn es um den Atomstreit mit dem Iran geht oder die Entwicklungen im Libanon.

Selbst wenn die erste Runde in Bagdad noch keine greifbaren Ergebnisse gebracht hat - weitere Runden und Treffen unterschiedlicher Arbeitsgruppen sind angedacht -, so war das Treffen von Bagdad doch ein eindringlicher Hinweis darauf, dass nicht Waffenrasseln und Sanktionen Erfolge bringen, sondern - wenn überhaupt - dann nur das direkte Gespräch.

Es ist eine Binsenweisheit, dass Frieden nicht zwischen Freunden geschlossen werden muss, sondern zwischen Feinden. Und das gilt übertragen auch für die Bemühungen um eine Lösung des Irak-Konflikts.

Wenn alle Seiten erst einmal eingesehen haben, dass sie trotz aller bisherigen Meinungsverschiedenheiten am Ende dasselbe Ziel haben, dann können sie auch miteinander sprechen und können sich auf ein gewisses Maß von Kooperation verständigen.

So wie kurz nach dem Sturz Saddam Husseins, als Amerikaner und Iraner an einer internationalen Irak-Geberkonferenz in Madrid teilnahmen und ihre Hilfszusagen machten.

Seitdem ist jeder Optimismus, ist auch jede Hoffnung gestorben, der Irak werde sich rasch zu einem demokratischen und freien Staat entwickeln.

Umso größer ist die Verpflichtung für alle, jede Gelegenheit wahrzunehmen, um die gegenwärtige Entwicklung dort zu bremsen. Das Treffen von Bagdad war erstes Resultat dieser Erkenntnis. Keine Wende, aber ein schwaches Licht am Ende eines Tunnels, in dem aber wahrscheinlich noch ein langer Weg zurückzulegen sein wird.

Peter Philipp

© DETUSCHE WELLE 2007

Qantara.de

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