Internetzeitung wirbt für Frieden im Nahen Osten
Während der Friedensprozess im Nahen Osten seit Jahren nicht vorankommt, versuchen Israelis, Palästinenser, Ägypter und Jordanier durch eine neue Internetzeitung den Dialog miteinander voranzutreiben. "Partners for Peace" heißt die neue Plattform, auf der Berichte und Analysen zum Stand der gegenseitigen Beziehungen lanciert werden. Igal Avidan hat sich die Website angesehen.
Durch Begegnungen der Redakteure, wie Ende Mai in der jordanischen Hauptstadt Amman und demnächst in Jerusalem, versucht die einzige regionale Friedensbewegung für die Unterstützung eines friedlichen Dialogs in den jeweiligen Völkern zu werben.
Geboren wurde die so genannte Kopenhagener Gruppe 1995, als sich israelische und ägyptische Intellektuelle, Politiker und Publizisten auf Initiative des ehemaligen Chefredakteurs der dänischen Zeitung "Politiken", Herbert Pundik und auf Einladung des dänischen Außenministeriums trafen. Die Begegnung sollte dem kalten Frieden zwischen beiden Staaten warme Impulse geben.
Nach der Ermordung Yitzhak Rabins und dem Wahlsieg des rechtsnationalen Likud-Blocks bei den Parlamentswahlen in Israel wurde Ende 1996 der Dialog auch auf Palästinenser und Jordanier erweitert.
Probleme mit der Meinungsfreiheit
Zum Jahresbeginn wurde die neue Zeitung im Internet mit Finanzierung des dänischen Außenministeriums lanciert. "Wir haben keine Ambitionen für eine Papierzeitung, weil wir die Mittel dafür nicht haben und weil unsere Partner Probleme mit der Meinungsfreiheit haben", sagt Pundik.
"Wir möchten auf keinen Fall, dass es zu Reibereien mit den Regierungen kommt. Da unsere Leser alle Englisch können, verzichten wir auf die Übersetzung ins Hebräische und Arabische. Wir haben keinen gemeinsamen Leitartikel, weil jedes Regionalbüro allein für die Berichterstauung aus dem Land verantwortlich ist."
Die Berichterstattung soll den Friedenswillen zum Ausdruck bringen", fügt Herausgeber Shlomo Gal hinzu. "Bisher erreichen uns 500 Internetleser täglich, und wir möchten Tausende erreichen."
Vier Redakteure (in Ägypten, Jordanien, Palästina und Israel) ergänzen die Nachrichten aus den lokalen Medien mit Kommentaren. Berichte über Annäherung und Dialog werden durch Berichte über Konflikte und Probleme ergänzt, wobei auch Positionen der Hamas, die Israels Existenz in Frage stellt, berücksichtigt werden.
Nachrichten aus den Ländern
Täglich informiert das Israel-Büro die Leser, zum Beispiel über das Interesse des Verteidigungsministers Shaul Mofaz, drei Städte in der West Bank noch vor Beginn der Räumung von Siedlungen den Palästinensern zu übergeben. Voraussetzung sei, dass die Palästinenserbehörde Waffen von Militanten einsammelt.
Sharons engster Berater Dov Weisglass verspricht, Israel werde nach der Räumung von Gaza illegale Vorposten in der West Bank evakuieren. Andererseits warnt der ausscheidende Armeechef Moshe Yaalon, dass nach der Räumung die Gewalt in der Westbank wieder ausbricht.
Das israelische Gründungsmitglied Dave Kimche ruft Israel dazu auf, die Verhandlungen über das Endabkommen sofort nach dem Rückzug aus Gaza zu beginnen. Der palästinensische Arbeitsminister Ghassan Khatib äußert die Befürchtung, dass Israel einen Keil zwischen Gaza und die Westbank treiben wolle. Berichtet wird auch, dass die Hamas die Verschiebung der palästinensischen Wahlen als ein Ende des Waffenstillstandes betrachtet.
Ägypten informiert über den neuen israelischen Botschafter in Kairo, über die bevorstehende Stationierung ägyptischer Truppen, um einen ordentlichen israelischen Rückzug zu ermöglichen. Zugleich warnt der ägyptische Botschafter in Israel, Assef Ibrahim, dass seine Sicherheitskräfte keine Angriffe auf Israel aus Gaza verhindern würden.
Aus Jordanien erfahren die Leser, dass der israelische Polizeichef in Amman die Sicherheit auf dem Tempelberg erörtert hat und dass der Export aus der israelisch-jordanischen Freihandelszone zugenommen hat.
Zumindest über ein Thema scheinen sich die Leser der Zeitung einig zu sein – Israelis wie Araber. 85% von ihnen befürworten eine Rückkehr an den Verhandlungstisch – ohne Vorbedingungen. Nun müssen nur noch ihre Landsleute zustimmen.
Igal Avidan
© Qantara.de 2005
Qantara.de
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