Peace of Christ for all – auch für die Muslime
Der ugandische Radiosender "Radio Pacis" hat mehrere BBC-Preise als bester nichtkommerzieller Sender Ostafrikas erhalten, im Mai wurde die Station in Nairobi mit dem Preis "Best African New Radio" ausgezeichnet. Erhard Brunn besuchte den Sender in Arua.
Der ugandische Diktator Idi Amin war wohl der bekannteste Muslim, den Uganda je hervorgebracht hat. Er stammte aus dem Grenzgebiet Nord-Uganda, Süd-Sudan und Demokratischer Republik. Als Sohn dieser Region floh er hierher zurück, als Truppen des Nachbarlandes Tansania ihn 1979 stürzten und gefangen nehmen wollten.
Große Teile der Stadt wurden dabei zerstört, zehntausende Einheimische flohen über die Grenzen in den Südsudan oder den Zaire und fanden dort über Jahre Zuflucht. Auch in den folgenden zwanzig Jahren kam die Region nicht zur Ruhe.
Durch die zunehmende Befriedung Süd-Sudans und Nord-Ugandas aber erlebte die Region einen Boom, und Arua wurde das Tor zum Süd-Sudan. Und von dort sendet seit nunmehr fast drei Jahren der katholische Radiosender Radio Pacis.
"Es war eine Entscheidung der Diözese, dass die Kirche, sobald Frieden eingekehrt ist, eine Radiostation gründen sollte, die zum Wiederaufbau beiträgt", berichtet Sherry Meyer, Laienmissionarin aus den USA und Stationsmanagerin des Radios.
Finanzielle Unterstützung aus Deutschland
Schon im Jahre 2001 hatte Bischof Frederick Drandua daher zwei Missionare mit der Aufgabe betraut, nicht nur ein Radio, sondern ein ganzes Informationszentrum zu planen. Der Bau dieses Zentrums startete schon im Folgejahr, und die Hauptgebäude konnten 2004 eröffnet werden.
Offiziell ging man im November 2004 auf Sendung. "Das Geld dafür", so der Direktor des Radios, Pater Tonino Passolini, "kam und kommt zum allergrößten Teil aus Deutschland und Österreich. Missio Aachen und missio München sind hier zusammen mit 85.000 Euro mit mehreren Maßnahmen in der Gründungsphase als die größten deutschen Geldgeber zu nennen. Dadurch konnte die Druckerei aufgebaut werden, das Gebäude für die Studios und zum ganzen Teil die Studiotechnik."
Sherry Meyer, die Stationsmanagerin war zuvor in der Pastorale tätig. Dann wurde sie zur Assistentin von Pater Passolini ernannt und damit beauftragt, das Projekt durchzuführen:
"Das Radio war nie als ein katholisches Radio im strikten Sinne gedacht. Es sollte ein Radio für alle sein und der Region in ihrer sozialen Entwicklung helfen. Im Gegensatz zu anderen Radios sind wir keinen kommerziellen Zwängen unterworfen. Wir machen also Programme über Gesundheitsfragen, über gesunde Ernährung, Landwirtschaft, Frauenrechte, häusliche Gewalt oder Bildung."
Radio auch für Muslime
Man wollte also bewusst kein Missionswerkzeug schaffen, wie das bei anderen katholischen Radiosendern im Land der Fall ist, erklärt sie weiter: "Denn woraus besteht sonst unsere Arbeit vor allem? Doch auch nicht einfach aus Verkündigung, sondern daraus, dass wir Schulen, Gesundheitsstationen und vieles anderes unterhalten, was allen Menschen hier nutzt.”
Und sie weist darauf hin, dass Radio Pacis auch die muslimische Bevölkerung erreichen will: "Wir haben in unserem Sender eine ganze Reihe von Muslimen angestellt. Und wir haben viele Hörer unter den Protestanten und Muslimen, was besonders deshalb ein Erfolg ist, weil auch diese ihre eigene Radiostationen in der Stadt unterhalten."
Es ist vor allem Amina Attako an die sie dabei denkt, eine junge muslimische Journalistin, die über zwei Jahre stellvertretende Nachrichtenchefin des Radios war. Sie kündigte vor einige Zeit, um in die Politik zu gehen.
"Ich habe an der Islamischen Universität Mbale studiert, an der auch viele Christen zu finden sind", erzählt Attako. "Dort war das Lernziel, vor allem etwas gegen die Armut in unserem Land zu tun und Menschen auszubilden, die zur ländlichen Entwicklung beitragen können. Mit diesem Ziel vor Augen war ich bei Radio Pacis gerade richtig."
Beitrag zur religiösen Toleranz
Dort hatte Attako natürlich auch über islamische Themen zu berichten. "Wenn also der Ramadan anstand oder religiöse Feste, bekam ich immer die zusätzliche Aufgabe, Programme zu machen, die diese muslimischen Feiertage den Christen besser verständlich machen, ebenso aber zu Ostern, Pfingsten oder Weihnachten, um dies den Muslimen näher zu bringen."
Und die Zuhörer? Sherry Meyer hat viele positive Reaktionen von Muslimen erfahren: "Viele Muslime haben vorher gedacht, dass im Gottesdienst viel Schlechtes über den Islam gesagt wird. Seitdem aber Pater Passolinis Sonntagsgottesdienst übertragen wird, kann jeder hören, was er sagt. Und das hat die Muslime beruhigt.”
Attako bestätigt die grundsätzlich positive Einstellung: "Wenn es überhaupt muslimische Reaktionen auf meine Arbeit für Radio Pacis gab, dann nur positive. Die Leute waren doch stolz darauf, dass ich als Muslimin so eine Aufgabe übertragen bekommen habe."
Erhard Brunn
© Qantara.de 2007
Erhard Brunn ist Mitarbeiter des Deutschen Entwicklungsdienst (DED) und erarbeitet zurzeit eine Studie über Flüchtlingsarbeit des DED im Westnil-Gebiet.
Qantara.de
Interview mit Erhard Brunn
Das Potential der Religionen nutzen
Welche Rolle der Islam in der Entwicklungszusammenarbeit spielen soll, darüber streiten die Experten. Erhard Brunn, der für den DED in Uganda und im Niger arbeitete, ist überzeugt, dass die Einbindung der Religion positive Ergebnisse zeitigt.