Gerd Neubronner, 6. Januar 2006
zu: Im Zwielicht der Mehrheitsgesellschaft, von Eberhard Seidel
Seidel beobachtet für das Jahr 2005 ein Ende der Zeit, in der es schick war, sich als tolerant mit Muslimen zu geben. Das Misstrauen gegen alle Muslime sei gewachsen. Er hält einen Generalverdacht für ungerecht und bedauert den Gesinnungstest bei der Einbürgerung in Baden-Württemberg.
Ich finde die Entwicklung bei den steigenden Attentaten mit eigenem Suizid im Nahen und Mittleren Osten für leicht verständlich. Es wird aber im Jahre 2006 höchste Zeit, dass ein realistischer Dialog zwischen den beiden Kulturkreisen beginnt. Wenn mir ein EKD-Beamter schreibt, die Kirche habe keinen Grund, ihr Dogma zu "korrigieren", so liegt das ganz neben der Sache: ein Teil der Dogmen sind auch bei Kirchenmitgliedern fraglich.
Trotzdem könnte die Amtskirche ruhig bei ihnen bleiben, wenn sie nur klar stellte, dass kein Mensch sich über die letzten Wahrheiten absolut sicher sein kann. Das Wahrheitsmonopol muss fallen. Es verstößt gegen das Gebot, sich als Mensch kein abschließendes Bild von Gott zu machen.
Die Masse der Bevölkerung muss sich aber darüber klar werden, was die Ursache jeden Suizids ist: nach Emile Durckheim soziale Desintegration. Bedrohlich ist nicht der Islam, sondern die wirtschaftlich und politisch ausweglose Lage im Nahen und Mittleren Osten, in der sich sehr viele Muslime befinden. Die gilt es zu verändern!
Gerd Neubronner