Chancen für eine Annäherung
Die Terrorangriffe in Bombay vom vergangenen November haben den Friedensprozess zwischen Indien und Pakistan vor eine schwere Belastungsprobe gestellt.
Neu-Delhi hatte daraufhin die regelmäßigen Konsultationen mit Islamabad vorläufig ausgesetzt und verlangt, dass Pakistan glaubwürdige Schritte gegen die "Infrastruktur des Terrors" auf seinem Territorium unternimmt.
Irfan Husain, Kolumnist der pakistanischen Tageszeitung "Dawn", glaubt jedoch, dass die Regierungen beider Länder im Großen und Ganzen umsichtig und mit Verantwortungsbewusstsein auf die Krise regiert hätten. Schließlich sei in den indischen Medien die Stimmung gegen Pakistan aufgeheizt worden, nachdem bekannt wurde, dass die Attentäter von dort stammten.
Zurückhaltung auf beiden Seiten
"Es war zeitweise ernsthaft zu befürchten, dass Indien jenseits der Grenze Ausbildungslager der Taliban angreifen würde", berichtet Irfan Husain. "Aber sie haben sich zurückgehalten."
Umgekehrt wirbt er um Verständnis dafür, dass die pakistanische Regierung nur mit Verzögerung zugab, dass es Verbindungen der Terroristen nach Islamabad existierten.
Das Terrorismus-Phänomen in Pakistan werde von der dortigen Führung verdrängt, glaubt der pakistanische Journalist. Erst nachdem Indien Indizien und Hinweise auf radikal-islamische Netzwerke lieferte, wurde die Regierung aktiv.
Es gab Verbote extremistischer Organisationen und Verhaftungen ihrer Mitglieder in Pakistan – wobei sich in Indien Zweifel daran halten, ob diese Aktionen, wie in der Vergangenheit, nicht nur Augenwischerei sind. Irfan Husain glaubt, dass die Haltung Neu-Delhis auch mit dem bevorstehenden Wahlkampf in Indien zu tun hat.
Drängen auf Versöhnung
Auch die internationale Gemeinschaft und insbesondere die USA drängen auf eine erneute Annäherung zwischen Indien und Pakistan. Präsident Obamas Mitarbeiter haben mehrfach darauf hingewiesen, dass der Kaschmir-Konflikt nach mehr als 60 Jahren endlich gelöst werden müsse.
"Die USA wollen eine politische Lösung für die indisch-pakistanischen Probleme, damit die pakistanische Armee sich auf die afghanische Grenze konzentrieren kann", berichtet Irfan Husain. "Das erklärt, weshalb es diesen internationalen Druck gibt, zu einer Lösung zu kommen.
Irfan Husain glaubt jedoch nicht, dass Indien viel nachgeben wird, aber wenn Indien Pakistan irgendeinen Ausweg aus dem Kaschmir-Problem anböte, ohne dabei sein Gesicht zu verlieren, wären sicher viele Leute in Pakistan dafür empfänglich. Die jetzige Regierung in Islamabad würde mit Sicherheit gerne die Beziehungen zu Indien verbessern, so Husain.
Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass unter Pakistans Ex-Präsident Musharraf die Verhandlungen über Kaschmir hinter den Kulissen schon recht weit gediehen waren. Dem Vernehmen nach war man sich einig, den politischen Konflikt weitgehend zurückzustellen und sich auf konkrete Verbesserungen für die Menschen zu konzentrieren.
Die Trennlinie im Kaschmir sollte auf diese Weise durchlässig gemacht werden. Beim nächsten indisch-pakistanischen Tauwetter könnte an diese Ergebnisse angeknüpft werden.
Thomas Bärthlein
© Deutsche Welle 2009
Der Autor ist stellvertretender Leiter des Südostasien-Programms der Deutschen Welle.
Qantara.de
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