Ja zur Nostalgie – ja zum Krieg

Der 12-tägige Krieg zwischen dem Iran, Israel und den USA im Juni hat über tausend iranische Todesopfer gefordert. Er hat einen Exodus Hunderttausender aus Teheran in Gang gesetzt und das gesamte Land in Schrecken versetzt. Doch ein Teil der iranischen Diaspora unterstützte den Konflikt offen – vor allem Monarchist:innen aus dem Umfeld von Ex-Kronprinz Reza Pahlavi, dem ältesten Sohn des letzten Schahs.
Der Krieg erschien ihnen offenbar als historische Chance, die Islamische Republik zu stürzen. Pahlavis Frau Yasmine postete auf Instagram sogar ein Graffiti mit dem Spruch: „Schlag sie, Israel, die Iraner stehen hinter euch“.
Über soziale Medien und bestimmte Satelliten-TV-Kanäle haben die iranischen Monarchist:innen, die vor allem in Nordamerika und Europa ansässig sind, in den letzten Jahren an Einfluss gewonnen. Auf diesen Plattformen verbreiten sie ein nostalgisches, royalistisches Narrativ und drängen andere demokratische Oppositionsbewegungen an den Rand. Dabei legen sie eine pro-israelische Haltung an den Tag, die kriegerische Handlungen gegen den Iran gutheißt und jede Form von Diplomatie ablehnt.
Satellitenkanäle wie Manoto und, in geringerem Maße, Iran International prägen Erzählungen und Wahrnehmungen. Sie sind zu mächtigen Instrumenten in einem Psycho- und Informationskrieg geworden, der zunehmend auch innerhalb der Arbeiterklasse im Iran ausgetragen wird.
Dabei versuchen die Monarchist:innen, die iranische Identität neu zu definieren. Sie haben die „Frauen, Leben, Freiheit“-Bewegung gekapert und propagieren ein Führungsmodell, das abweichende Stimmen innerhalb der iranischen Opposition ausgrenzt.
Zudem instrumentalisieren sie den Krieg gegen Gaza, indem sie sich strategisch an Netanjahu und Trump annähern und sich deren Doktrin des „maximalen Drucks“ gegen Iran verschrieben haben, um letztlich selbst an Macht zu kommen.
Manoto schreibt die Geschichte neu
Die meisten Iraner:innen von heute waren während der Herrschaft des Schahs noch nicht geboren. Ihr Verständnis von Geschichte, über die offizielle Version des Staates hinaus, ist weitgehend von Satellitenkanälen geprägt worden, insbesondere vom monarchistisch orientierten Manoto sowie von Iran International.
Die Kanäle, beide mit Sitz in London, haben eine Neuinterpretation der jüngeren iranischen Geschichte ermöglicht und konnten das kollektive Gedächtnis beeinflussen, indem sie nostalgische und revisionistische Vorstellungen verbreiten. Auch haben sie Persönlichkeiten rehabilitiert, die mit den Repressionsapparaten des Schah-Regimes in Verbindung stehen.
Zwar wird das Fernsehen im Iran nach wie vor von der staatlichen Rundfunkgesellschaft Seda o Sima monopolisiert. Doch seit den späten 1990er Jahren haben sich Satellitenschüsseln auf den Dächern rasant verbreitet, womit die staatliche Zensur umgangen werden kann. Die Mehrheit der iranischen Haushalte schaltet heutzutage täglich von der Diaspora betriebene Kanäle ein.
Manoto sendet seit 2010 aus London. Anfangs konzentrierte sich der Kanal auf Mainstreamunterhaltung und zeigt auch heute noch Filme, Serien und Unterhaltungsshows. In den Auseinandersetzungen über Irans Geschichte mischt Manoto aber vor allem über Dokumentarfilme mit.
Der Sender unterzieht Archivmaterial, das der Kanal über Netzwerke innerhalb des Iran erhält, umfangreichen Restaurierungs- und Kolorierungsarbeiten. So ist es ihm gelungen, vergessene, teils auch verbotene Bilder wieder auf die iranischen Bildschirme zu bringen.
Der Kanal drängt seinen Zuschauer:innen nicht nur ein idealisiertes Bild der monarchistischen Vergangenheit auf, sondern verbreitet auch kulturelle Normen, die sich von denen des Regimes unterscheiden. Dies geschieht etwa durch Koch- und Musiksendungen, durch westlich geprägte Kleidung, globalisierte Konsumgewohnheiten (Musik, Reisen, Gastronomie, Popkultur) und liberalere, individualisierte Familienmodelle. Sichtbare religiöse Codes fehlen.
Die Pahlavi-Monarchie wird als Ära des Ruhms, des Fortschritts und des Nationalstolzes portraitiert, eine Darstellung, die durch Expert:innendiskussionen gestützt wird. Fast vollständig aus dem Narrativ gelöscht wird dagegen der Unterdrückungsapparat jener Zeit: der Geheimdienst SAVAK, die Folter und die Hinrichtungen von Dissident:innen sowie das Elend in den Slums zu einer Zeit, in der die Eliten in Luxus lebten.
Einen Höhepunkt erreichte Manotos Umschreiben der Geschichte im vergangenen Jahr, als der Kanal ein siebenstündiges Interview mit einem ehemaligen hochrangigen SAVAK-Funktionär ausstrahlte. Parviz Sabeti rechtfertigte und verherrlichte öffentlich seine Terrorpolitik, ohne auf Widerspruch oder Kritik zu stoßen.
Zugleich unterscheidet sich der Kanal sowohl vom Staatsfernsehen als auch von anderen iranischen Satellitenkanälen durch innovative Formate wie „Bürgerjournalismus“. So zeigt er etwa von Iraner:innen aus dem Iran eingesandte Videos, die das Staatsversagen, die Armut oder die tägliche Unterdrückung dokumentieren.

Ein wichtiger Faktor für Manotos Erfolg ist die Fähigkeit, sowohl die Mittelschicht als auch die iranischen Arbeiter:innen zu erreichen – eine Klasse, deren Eltern die Islamische Revolution von 1979 in weiten Teilen unterstützt haben. Diese soziale Brücke zu schlagen, ist eine seltene Leistung innerhalb der iranischen Opposition, die von Zersplitterung geprägt ist und der es an organisatorischer Kohärenz und guter Medienarbeit fehlt.
Mit über 17 Millionen Follower:innen rangierte Manoto 2023 auf Platz neun der meistgefolgten persischsprachigen Seiten in den sozialen Medien. Mittlerweile ist er der am zweitmeisten gesehene persischsprachige TV-Kanal, direkt hinter BBC Persian, einer langjährigen Säule der britischen Soft Power. Dieser Erfolg ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass Monarchismus im Iran historisch gesehen bei der oberen Mittelschicht auf Resonanz gestoßen ist und von Eliten befürwortet wurde, die 1979 geflohen sind.
Doch diese Basis hat sich erweitert, was auf den Vertrauensverlust in Institutionen, die Ermüdung gegenüber dem offiziellen Diskurs sowie auf die zentrale Rolle des Fernsehens und der Satellitenkanäle im häuslichen Leben zurückzuführen ist. Denn im Iran ist Fernsehen mehr als Unterhaltung. Es strukturiert das familiäre Zusammenleben und läuft oft rund um die Uhr, was Fernsehen zu einem wichtigen Kanal der Politisierung macht. Manoto konnte so nach und nach – über die wohlhabenden Viertel im Norden Teherans hinaus – auch Vororte und ländliche Gebiete erobern, die traditionell eher konservativ sind.
Dabei hat sich der Sender von dem Modell der monarchistischen Satellitenkanäle der 1990er und 2000er Jahre gelöst, die auf einen statischen Moderator setzten, der direkt in die Kamera sprach. Oft waren es Persönlichkeiten, die im Exil verwurzelt waren und nur begrenztem Einfluss innerhalb des Iran hatten.
Die neue Generation, die Manoto derzeit leitet, besteht aus Fachleuten, die in der Islamischen Republik geboren und ausgebildet worden sind. Einige haben für das Staatsfernsehen gearbeitet. Sie beherrschen die zeitgenössischen sozialen, kulturellen und sprachlichen Codes und produzieren Inhalte, die deutlich stärker in der Realität des Landes verwurzelt sind..
Making Iran Great Again
Der Kampf in den sozialen Medien verdient ebenfalls Beachtung. Durch die Verbreitung viraler monarchistischer Inhalte versuchen Anhänger:innen der Monarchie, eine iranische Identität zu rekonstruieren, die ihre Wurzeln im Persischsein und im Erbe der Pahlavi-Monarchie hat. Die Instagram-Reels, TikToks und Memes sowie das verbreitete Archivmaterial sind oft mit patriotischer oder vorrevolutionärer Popmusik unterlegt.
Mittels Wiederbelebung monarchistischer Ikonographie und Storytelling wird dabei eine idealisierte Sicht konstruiert, um die Wiederherstellung einer politischen Ordnung zu legitimieren, die auf einem angeblich zeitlosen Erbe und einer Vision von Größe beruht.
Die gefährlich vereinfachenden, aber überzeugenden Botschaften treffen auf der einen Seite auf eine zersplitterte Diaspora, die mit Identitätsfragen ringt und darum kämpft, wieder eine kollektive Stimme zu finden, und auf der anderen Seite auf eine einheimische Bevölkerung, der durch unerbittliche staatliche Unterdrückung der öffentliche Raum verwehrt wird. Letztlich besagen die verbreiteten Online-Narrative, die auch mit rechtsextremen Elementen durchsetzt sind: „Die Dinge waren früher besser. Make Iran Great Again.“
Zugleich zeichnet sich das Online-Lager der Monarchist:innen durch interne Vielfalt aus: nostalgische junge Influencer:innen, radikale pan-iranistische Gruppen, konstitutionelle Monarchist:innen, royalistische Kurd:innen – jeweils mit einem leicht unterschiedlichen Diskurs, der auf die individuelle Nische zugeschnitten ist.

Im Gegensatz dazu tun sich andere regimekritische Gruppierungen – im Exil lebende Reformist:innen, Liberale, Linke, National-Religiöse sowie Parteien, die ethnische Minderheiten vertreten – schwer damit, sich auf einen gemeinsamen ideologischen Unterbau und einen vereinenden Slogan zu einigen oder eine Medienproduktion von vergleichbarer Reichweite zu erlangen.
Oft verbinden die von monarchistischen Influencer:innen, Kunstschaffenden und Aktivist:innen produzierten Videos ihre Leidenschaft mit aggressiver Sprache. Die Botschaften zeigen Verständnis für das Leid der Zuschauer:innen, bevor sie einen Sündenbock benennen: die Islamische Republik, die religiöse Bevölkerung des Iran, Linke oder andere oppositionelle Fraktionen, einschließlich derer, die eine diplomatische Lösung befürworten.
Auch Algorithmen spielen eine zentrale Rolle. Miteinander verbunden und sich gegenseitig verstärkend, verbreiten sie monarchistische Inhalte über Plattformen hinweg und nähren Echokammern. Indem sie vor allem die Reichweite polarisierender und visuell eindrucksvoller Inhalte verstärken, tragen Social-Media-Plattformen somit zur Normalisierung dieses radikalen Diskurses bei. So befeuern sie den Aufstieg eines zunehmend kompromisslosen Monarchismus, insbesondere unter jüngeren und weniger politisierten Zielgruppen.
„Frau, Leben, Freiheit“ als Sprungbrett
In dem Aufstand, der im September 2022 durch die Tötung der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini durch die Sittenpolizei ausgelöst wurde, haben monarchistische Kreise ein beispielloses Sprungbrett gefunden. Die Bewegung baut auf den Kämpfen linker kurdischer Feministinnen auf und hat den Slogan „Jin, Jîyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) von der PKK und Komala übernommen.
Rasch breiteten sich die Proteste im Iran aus und vereinten die städtische Jugend, wohlhabende Bürger:innen und Teile der Mittelschicht, verarmte Bevölkerungsgruppen, marginalisierte Minderheiten und rebellische Vorstadtgemeinschaften. Doch nach und nach versuchten monarchistische Netzwerke, der Bewegung ihre Führung aufzuzwingen, obwohl sie keine organische Verbindung zu früheren Volksaufständen hatten und in abgelegenen Regionen des Landes auch auf wenig Sympathie stießen.
Vor dem Hintergrund der zeitweisen Internetabschaltungen und der Zensur sozialer Medien wurden Satellitenkanäle wie Manoto und Iran International während des Aufstands zu den wichtigsten Schnittstellen zwischen dem In- und Ausland. Informationen verließen den Iran, wurden von der Diaspora überarbeitet, gefiltert und verstärkt, bevor sie als Bilder, Erzählungen und Anweisungen zurückkehrten.
Im Januar 2023 schlossen sich der iranisch-kanadische Aktivist Hamed Esmaeilion und die iranisch-US-amerikanische Journalistin Masih Alinejad einer Gruppe von etwa zwanzig iranischen Aktivist:innen und Intellektuellen an, um ein Manifest für die Zukunft des Iran zu verfassen. Eine der ersten Debatten drehte sich darum, ob Reza Pahlavi einbezogen werden sollte – nicht als Führer, sondern als gleichberechtigter Teilnehmer.
Doch das Kollektiv spaltete sich bald auf. Esmaeilion und Alinejad wandten sich im März einer öffentlichkeitswirksameren Koalition zu: der Allianz für Demokratie und Freiheit, die nicht nur von der Georgetown University in Washington unterstützt wurde, sondern auch durch die Bekanntheit von Persönlichkeiten wie Reza Pahlavi profitieren konnte.
Die daraus resultierende „Mahsa Charter“ zielte darauf ab, einen breiten Konsens zu Themen wie Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Wirtschaft und Vielfalt zu erreichen. Kritiker:innen aus dem linken Lager brandmarkten den Text jedoch als oberflächlich; kurdische Parteien kritisierten die zentralistische Sicht. Nationalist:innen dagegen verurteilten die Anerkennung von Minderheitenrechten und das Fehlen eines ausdrücklichen Verweises auf die „iranische Nation“ – ein nationalistischer Diskurs, der auch von Manoto aufgegriffen wurde.
Pahlavi drängte in der Folge darauf, mehr Monarchist:innen in die Koalition aufzunehmen, was zu erneuten Spannungen führte. Einige Mitglieder berichteten von Online-Belästigung durch Anhänger:innen der Monarchie. Im April schließlich zerbrach auch diese Allianz. Die Episode veranschaulicht sowohl die chronische Unfähigkeit der iranischen Opposition im Exil, eine dauerhafte Union aufzubauen, als auch den entscheidenden Einfluss von Medieninfrastruktur beim Aufstieg und Fall politischer Initiativen.
Sie bringt zudem zum Ausdruck, wie die „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung durch eine Diaspora-Elite vereinnahmt wurde, deren Interessen, Prioritäten und kulturelle Codes nicht immer mit denen der Mehrheit der Demonstrierenden im Iran übereinstimmen.
Während des Aufstands waren es die am stärksten marginalisierten Gruppen im Iran, die den höchsten Preis zahlten: Fast die Hälfte der Todesopfer gehörte der kurdischen und belutschischen Minderheit an. Die zur Hinrichtung vorgesehenen Häftlinge stammten größtenteils aus dem Arbeitermilieu. Diese repräsentative Kluft spiegelt sich auch auf internationaler Ebene wider, wo Journalist:innen, Politiker:innen und NGOs häufig Narrative der Diaspora weitergeben, ohne deren blinde Flecken zu hinterfragen.
Die Gefahr ist zweifacher Natur: Ein Teil des Aufstands wird unsichtbar gemacht, während die bekanntesten Persönlichkeiten eine verzerrte Sichtweise verbreiten, die oft an westliche Bezugspunkte angelehnt ist – etwa indem sie sich auf den Schleier konzentrieren. Hier zeichnet sich eine neokoloniale Dynamik ab, in der der Westen die Produktion von Regimewechsel-Narrativen an eine mitunter abgekoppelte oder diskreditierte Exil-Elite delegiert.
Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür ist auch die Einladung von Nour Pahlavi, der Tochter von Reza, in den französischen Senat 2022. Sie hat nie im Iran gelebt und spricht nicht fließend Persisch, sondern verfügt lediglich über das symbolische Kapital ihres Familiennamens. Gesten wie diese Einladung haben einen sich selbsterfüllenden Effekt: Sie verleihen dem Anspruch der Monarchist:innen, die Opposition zu verkörpern, Legitimität und stärken auf diese Weise ihren eigenen Status in den Augen der Diaspora und damit auch bei einigen Iraner:innen im Land selbst.
Dabei richteten sich viele Parolen, die auf den Straßen im Iran skandiert wurden, eindeutig gegen die Monarchie, wie etwa der berühmte Slogan „Tod dem Unterdrücker, sei es der Schah oder der Oberste Führer!“ Solche Parolen wurden auf den Satellitenkanälen nicht ausgestrahlt. Dort wurden harmlosere oder monarchistische Slogans bevorzugt.
Palästina ausradieren
Im April 2023 unternahm Pahlavi eine höchst symbolträchtige Reise nach Israel. Er traf Regierungschef Netanjahu, Präsident Herzog und Geheimdienstministerin Gamliel. Ziel des Besuchs war es, sich strategisch mit der israelisch-US-amerikanischen extremen Rechten zusammenzuschließen. Zu einer Zeit, in der die demokratische Alternative im Iran zusammenbrach, sollte dies Pahlavis Legitimität medial stärken.
In Israel setzte Pahlavi auf Symbole der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung. So besichtige er etwa ein Wandgemälde, das einen Vogel zeigte, der das Auge einer Frau bedeckt – eine Bezugnahme darauf, dass im Iran Sicherheitskräfte absichtlich auf die Augen von Demonstrierenden zielten.
Ironischerweise wurde diese Taktik aber auch in großem Umfang von der israelischen Armee gegen Palästinenser:innen eingesetzt, was Pahlavi nicht zu stören schien. Auch seine Frau Yasmine postete Fotos von israelischen Soldatinnen mit dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“. Auf diese Weise verdrehten die Pahlavis den Aufschrei im Iran gegen staatliche Gewalt, um staatliche Gewalt anderswo zu legitimieren.

Reza Pahlavis bedingungslose Unterstützung für Israel geht auf das Jahr 1982 zurück, als der israelische Geheimdienst versuchte, ihn durch einen Putsch wieder an die Macht zu bringen. Seitdem ist der Ex-Kronprinz häufig in neokonservativen US-Medien aufgetreten, hat an Kongressen wie dem Israeli American Council teilgenommen, sich mit Personen wie S. Adelson getroffen – einem republikanischen Milliardär, der vorschlug, „eine Atomwaffe auf den Iran abzufeuern“ – und hat unermüdlich Netanjahus harte Haltung bekräftigt.
Zudem ist Pahlavi ein regelmäßiger Gast des Washington Institute for Near East Policy, einer Denkfabrik mit Verbindungen zu AIPAC, der wichtigsten pro-israelischen Lobby in den USA. Auch unterstützte er Trumps zweite Amtszeit und dessen Strategie des „maximalen Drucks“ auf den Iran. Harte Wirtschaftssanktionen, behauptete er, seien, was die Iraner:innen wollten.
Als schließlich Gaza zum Schauplatz von Massakern wurde, demonstrierten Pahlavis Anhänger:innen Seite an Seite mit rechtsextremen pro-israelischen Gruppen und schwenkten Pahlavi-Porträts und monarchistische Flaggen. Auch entstanden in dieser Zeit Lobbygruppen wie die National Union for Democracy in Iran, die sich gegen iranischstämmige Amerikaner:innen richten, die Israel kritisch gegenüberstanden.
Pahlavi versucht auf diese Weise, den Konflikt zwischen Israel und Iran sowie die Frustration der iranischen Bevölkerung zu instrumentalisieren, um den Sturz der Islamischen Republik zu beschleunigen. Zur staatlichen Gewalt seitens Israels schweigt er. Angesichts dessen, dass er ein Oppositionspolitiker ist und behauptet, auch in ethischer Hinsicht für einen Bruch mit dem iranischen Regime zu stehen, versäumt er es, auch nur die geringste ethische Grenze zu ziehen.
Vor diesem Hintergrund verbreiten Manoto und Iran International nicht nur das Narrativ, dass „maximaler Druck“ und ausländische Intervention notwendig seien, sondern sie sind auch zu mächtigen Plattformen für anti-palästinensische Rhetorik geworden. Vielen Iraner:innen vermitteln sie, dass Gaza und der Libanon durch die iranische Unterstützung der Hamas und der Hisbollah den Reichtum des Iran „gestohlen” hätten.
Im Gegensatz zu Manoto bekennt sich Iran International nicht offen zum Monarchismus. Dennoch zeigt der Sender deutliche Sympathien, was sich unter anderem an seiner starken Ausrichtung auf pro-israelische Narrative erkennen lässt. Während des Kriegs im Juni interviewte der Star-Moderator des Kanals, Pouria Zeraati, Netanjahu – ein Beitrag, der eher Propaganda war als Journalismus.
Iran International war auch das erste persischsprachige Medium, das einen Exklusivbericht aus dem Inneren einer Iron-Dome-Basis brachte. In dem Beitrag interviewt der Journalist einen israelischen Armeekommandeur, ohne irgendeine Perspektive von Opfern der Besatzung im Westjordanland oder im Gazastreifen einzubeziehen.
In einem anderen Beitrag schrieb ein iranischer Journalist des Senders den revolutionären Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ auf die Trümmer eines palästinensischen Hauses in Gaza – eine besonders surreale Szene, die die Haltung des Senders auf den Punkt bringt.
Turban oder Krone?
Auf einer Linie mit Trump und Netanjahu haben sich Irans Monarchist:innen der neuen internationalen extremen Rechten angeschlossen. Paradoxerweise ähneln Irans Monarchist:innen mit ihrem Kurs aber gleichzeitig den Ultra-Konservativen innerhalb des iranischen Regimes, teilen sie doch deren Ablehnung von pro-demokratischen Kräften wie auch den Militarismus, die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Afghan:innen und die Ausgrenzung von Minderheiten.
Gleichzeitig steht die monarchistische Haltung im Gegensatz zu der vieler anderer Kräfte, die sich für Demokratie und soziale Gerechtigkeit im Iran engagieren und die oft sowohl von Monarchist:innen angegriffen als auch vom Regime inhaftiert werden, darunter die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi, die Anwältin Nasrin Sotoudeh, die kurdische feministische Aktivistin Pakhshan Azizi und der Gewerkschafter Reza Shahabi.
Immer schon haben diese Aktivist:innen betont, dass der Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ zur Verteidigung der Menschenwürde und zum Kampf gegen alle Formen von Diskriminierung, staatlicher Gewalt und religiösen Fundamentalismus aufruft – sei es im Iran oder in Israel.
Sie vertreten demokratische Ideale, verfügen über technische sowie organisatorische Fähigkeiten und könnten im Falle eines Regimewechsels eine effektive Regierungsführung gewährleisten. Zugleich bleibt ihre soziale Basis begrenzt, nicht nur wegen der staatlichen Repression, auch wegen der Dominanz monarchistischer Strömungen innerhalb der Exil-Opposition.
Diese monarchistische Hegemonie, die durch einen ungleichen Zugang zu Medienressourcen noch verstärkt wird, erzeugt eine tiefe Asymmetrie in der Verteilung von Macht und Mitsprache im iranischen politischen Raum. In den Tagen nach dem Juni-Krieg nahm die Islamische Republik, getreu ihrer totalitären Maschinerie, die Unterdrückung wieder auf: Massenverhaftungen und Hinrichtungen von Oppositionellen, gerechtfertigt durch Spionagevorwürfe für Israel und im Namen der Staatssicherheit.
Letztendlich verdient der Iran viel mehr als nur die Wahl zwischen Turban und Krone: Er verdient eine echte Demokratisierung.
Dieser Text ist eine bearbeitete und leicht gekürzte Fassung des englischen Originals. Übersetzung von Annalena Heber.
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