Friedenskonferenz von Imamen und Rabbinern
Unter der Schirmherrschaft des marokkanischen Königs Muhammad VI und des belgischen Thronfolgers Albert II kamen in Brüssel hundert Imame und Rabbiner zu einem ersten Friedenskongress zusammen. Organisiert wurde die Konferenz von der Organisation Homme de Parole, die schon im Juni 2003 vierzig Israelis und Palästinenser zusammenbrachte. Labib Fahmi berichtet.
Die vom 3.-6. Januar in Brüssel versammelten Imame und Rabbiner bekräftigten in der Abschlusserklärung ihrer ersten Konferenz, sich dafür einzusetzen, dass dem Blutvergießen und den Angriffen auf unschuldige Menschen ein Ende gesetzt werde.
In der einstimmig angenommenen Erklärung forderten sie alle Völker zum Kampf gegen Hass und Ignoranz auf; die politischen Führer auf der Welt sollten gerechte, friedliche und langfristige Lösungen für alle Krisen, insbesondere im Heiligen Land, finden.
"Wenn wir von unrealistischen Prinzipien ausgehen, können wir zu keiner Lösung kommen", so Rabbi René Samuel Sirat, Unesco-Verantwortlicher für den interreligiösen Dialog. "Das Wichtigste ist, dass wir begreifen, dass die Probleme wirklich bestehen und dass es für alle diese Probleme eine Lösung gibt. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir uns in brüderlicher Liebe zugetan sind und dass diese Liebe vor allen anderen Fragen ausschlaggebend ist."
Die Konferenzteilnehmer forderten die Imame und Rabbiner auf der ganzen Welt auf, die Achtung aller Religionen zu predigen. Außerdem gründeten sie eine ständige gemeinsamen Kommission, die die Einhaltung der auf der Konferenz eingegangen Verpflichtungen beobachten soll.
Dialog noch immer schwierig
Viele Imame und Rabbiner allerdings boykottierten die Konferenz oder entschuldigten sich. So auch Said Tantawi, Scheich der Al-Azhar-Universität in Kairo.
Erwartungsgemäß belastete die Lage im Nahen Osten die Konferenz. So räumte Scheich Talal Sedir, der Verantwortliche für interreligiösen Dialog innerhalb der Palästinensischen Autonomiebehörde, beispielsweise ein, dass Friedensgespräche für Angehörigen des islamischen und jüdischen Glaubens weiterhin schwierig seien:
"Um fair zu sein: Die Mehrheit der Muslime unterstützt so etwas nicht. Aber die Gruppe derjenigen, die das unterstützen, glaube ich, genießt Achtung, und sie wird kurzfristig und langfristig Einfluss haben.
"Bislang allerdings steht es um den Frieden in den palästinensischen als auch israelischen religiösen Kreisen nicht gut. Wir hoffen, dass solche Treffen und Konferenzen zu einem grundsätzlichen Wandel führen und die Mehrheit tatsächlich die Botschaft annimmt, die Sie heute gehört haben."
Weiter Weg zur Annäherung
Eigentlich hätte der Erste Weltfriedenskongress der Imame und Rabbiner im marokkanischen Ifran stattfinden sollen, doch religiöse Gruppierungen in Marokko verhinderten dies. "Für mich wäre die Abhaltung der Konferenz in Marokko, also der Dialog mit Juden auf muslimischen Boden, ein Symbol gewesen", bedauert Alain Michel, Vorsitzender von Hommes de Parole, die Institution, die die Konferenz nun in Brüssel organisiert hat.
Diese Friedenskonferenz ist zwar ein erster Schritt auf dem dornigen Weg des Dialogs zwischen Islam und Judentum, der erst Jahre nach Beginn des politischen Dialogs erfolgte. Doch wenn man bedenkt, dass die meisten der muslimischen Konferenzteilnehmer ihren offiziellen Institutionen eng verbunden sind, wird deutlich, wie weit die Völker der beiden Religionen noch voneinander entfernt sind.
Labib Fahmi
Aus dem Arabischen von Hans-Joachim Siggelow
© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE
Mehr über die Konferenz können Sie lesen auf der Website von Hommes de Parole (Engl./Franz.)