Muslime in den USA

Nach den Angriffen vom 11. September kam es in den USA vermehrt zu Übergriffen gegen Muslime, die Einreisevorschriften wurden verschärft. Ein Besuch der muslimisch-arabischen Gemeinde in Dearborn.

Von Lale Konuk

Neonreklamen in arabischer Schrift leuchten an den Schaufenstern in Dearborn’s belebten Einkaufsstraßen. Sportlich gekleidete Musliminnen mit Kopftuch und Turnschuhen fahren in ihren Vans die breiten Alleen entlang. Rund 250.000 Einwanderer aus dem Nahen Osten leben in der Metropole Detroit im Bundesstaat Michigan nahe der kanadischen Grenze. Allein 70.000 in Dearborn, der Geburtsstadt des Automobilbauers Henry Ford. Viele sind bereits vor Generationen in die Staaten eingewandert und haben sich eine eigenständige Existenz aufgebaut.

Die arabischen Einwanderer fühlen sich in Dearborn Zuhause, doch auch hier hat der 11. September schwere Diskriminierungen zur Folge gehabt, wie die libanesische Amerikanerin Najwa Haydooz berichtet. Besonders Frauen, die den Schleier tragen, wurden häufig angegriffen. Nachbarn, mit denen sie jahrelang Tür an Tür lebten, beäugten sie misstrauisch oder bespuckten sie sogar; Müttern, die ihre Kinder von der Schule abholten, wurden ihre Kopftücher weggerissen, erzählt die Muslimin, die selber ihre schwarzen Haare offen trägt.

Ungleiche Behandlung der Immigranten

Dass es nicht zu noch schlimmeren Übergriffen kam, lag zum einen an zahlreichen Solidaritätsbekundungen der Bevölkerung, aber auch an der Präsenz sozialer Einrichtungen wie ACCESS, der ältesten arabischen Wohlfahrts-Organisation in Michigan. ACCESS ist Anlaufstelle für arabische Immigranten, die jetzt in Fragen des Einwanderungsrechts immer häufiger in Anspruch genommen wird. Denn unter der als Maßnahme zur Terrorismusbekämpfung eingeführten Gesetzesinitiative "Patriot Act", wurden die Einreisevorschriften für Immigranten besonders verschärft: Seit dem vergangenen Herbst müssen sich illegale Männer ohne gültiges Visum und über 16, sofern sie aus Nordkorea oder einem von 24 islamischen Ländern stammen, beim FBI registrieren lassen. Dies kann jedoch zur sofortigen Abschiebung führen und zu einem mehrjährigen Einreiseverbot. Der palästinensische Rechtsberater Akbar Abusharar findet diese Behandlung ungerecht und weist auf Millionen anderer illegaler Einwanderer hin, einschließlich der Mexikaner: "Wenn Sie die Einwanderungsgesetze richtig und gerecht ausüben wollen, dann müssen Sie alle Menschen gleich behandeln."

Rund 3,5 Millionen Einwanderer arabischer Herkunft sollen nach Schätzungen in den USA leben. Gegen Bushs Regierungspolitik übt diese Bevölkerungsgruppe jedoch kaum öffentlich Kritik. Viele wählten ihn zum Präsidenten, ihre 60.000 Stimmen in Florida sollen sogar entscheidend für seinen Sieg gewesen sein. Die Beziehungen zwischen Bush und der arabischen Gemeinde in Dearborn seien hervorragend, beruhigt Imam Qazwini vom Islamic Centre of America in Detroit. Mehrfach besuchte der Präsident die Community und empfing den irakischen Imam auch im Weißen Haus. Dessen Kritik gilt nicht der Bush-Regierung, sondern den christlichen Fundamentalisten, die auf den Präsidenten Einfluss nehmen, erklärt der Schiit: "Wir wollen kein Amerika, dass als Feind der islamischen Welt gesehen wird, wir möchten einen Dialog zwischen den Zivilisationen."

Lale Konuk

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