Wer Wasser hat, hat Macht

Das Lebenselixier Wasser ist auch ein politisches Instrument - und der Streit darum ist oft erbarmungslos. Das treibt manche zu einer Horrorvision: Wird demnächst nicht mehr um das Öl Krieg geführt, sondern um Wasser?

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Konfliktpotential Wasser: Israelische Soldaten überwachen vom Jeep aus den Bau einer Wasserleitung an der israelisch-libanesischen Grenze durch Arbeiter aus dem Libanon

​​Die Vereinten Nationen rufen am Weltwassertag (22.3.2005) die internationale Dekade "Wasser zum Leben" aus. Die Aktion soll der Welt ins Bewusstsein rufen, dass das Lebenselixier endlich ist und dafür sorgen, dass ein Versprechen wahr wird: Beim Millenniumsgipfel im Jahr 2000 nahmen sich die Staaten vor, den Anteil der Weltbevölkerung ohne Zugang zu sauberem Wasser bis 2015 zu halbieren - derzeit sind es 1,1 Milliarden.

Wasser ist knapp. Etwa die Hälfte der Menschheit lebt in Ländern, die Flüsse und Seen mit ihren Nachbarn teilen müssen. Wenn dort die Menschen mehr Wasser verlangen – zum Trinken, für die Felder, für Fabriken – dann könnte das in Mord und Totschlag münden. Staudammprojekte zum Beispiel können schnell zwischenstaatliche oder innenpolitische Spannungen auslösen.

Werden Kriege also in Zukunft nicht mehr um Öl, sondern ums Wasser geführt? Das war das Thema beim alternativen Wasserforum, das am Sonntag (20.3.2005) in Genf zu Ende ging. Experten der UNO und der USA halten solche Kriege für wenig wahrscheinlich. Die Erde biete genügend Wasser für die Grundbedürfnisse ihrer Bewohner, erklärt der Präsident des unabhängigen Pacific Institute in Oakland (Kalifornien), Peter Gleick.

Zusammenarbeit bei Wasserknappheit

Die schwindenden Süßwasser-Vorräte "müssen nicht unbedingt ein Grund für Spannungen sein", meint auch UN-Generalsekretär Kofi Annan, der sauberes Wasser als Teil der Menschenwürde bezeichnet hat. Die Wasserknappheit könnte sogar einer Zusammenarbeit den Weg bereiten. Internationale Abkommen, die Nutzungsrechte der Staaten detailliert festlegen, haben nach Ansicht von Beobachtern schon so manche Eskalation verhindert.

Politische Gegner haben sich schon oft in Wasser-Angelegenheiten einigen können ohne vorher Frieden zu schließen – Indien und Pakistan oder Israel und die Palästinenser zum Beispiel. Beim Streit um die Nutzung des Nils helfen neben der Weltbank auch Afrikas Entwicklungsbank, die kanadische Regierung sowie die Vereinten Nationen den zehn Anrainerstaaten, eine Lösung zu finden.

Auch innerhalb eines Landes ist die Organisation wichtig, um Konflikte zu vermeiden. In Sambia kümmere sich eine Wasser-Regulierungsbehörde darum, dass alle Menschen versorgt würden, sagt Andreas Kuck von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) – nun gebe es auch in den Slums "Wasser-Kioske" mit günstigem Trinkwasser.

Gleick forderte die Industrieländer auf, mehr Geld zu geben. Statt der benötigten 30 Milliarden Dollar (22,5 Milliarden Euro) würden sie derzeit nur 3 Milliarden Dollar zur Trinkwassergewinnung und sanitären Versorgung in Afrika und Asien bereitstellen.

In 5000 Jahren nur ein Krieg ums Wasser

Zusammen mit dem Geographen Aaron Wolf von der Staatlichen Universität von Oregon und weiteren Kollegen hat Gleick Wasserkonflikte der vergangenen 5000 Jahre erforscht – und nur ein einziger Krieg drehte sich demnach tatsächlich ausschließlich um Wasser, nämlich eine Auseinandersetzung um 2500 v. Chr. in Mesopotamien, dem heutigen Irak. Damals grub Ulama, der König des Stadtstaates Lagasch, dem benachbarten Umma Wasser von Euphrat und Tigris ab.

Zwei Drittel der 1800 Dispute seit 1950 über die Wasserrechte in den 261 multinationalen Flussgebieten der Welt seien am grünen Tisch gelöst worden, sagte Wolf in einem Interview. In 150 Fällen habe es ein Abkommen gegeben, einige Konflikte seien noch offen.

"Wir können künftige Kriege verhindern, wenn wir heutige Reserven durch den Einsatz neuer Technologien erhalten", meint auch die Wasserstrategin Marcia Brewster von der UN-Abteilung für nachhaltige Entwicklung. Mögliche Maßnahmen seien der Bau neuer und größerer Staudämme, die Wiederaufbereitung von gebrauchtem Wasser, aber auch die Erziehung des Verbrauchers.

Da das Angebot an Wasser sich nur schwerlich vergrößern lässt, sind private Investoren gefragt, die wassersparende Technologien voranbringen. Doch dafür muss sich die Wasserpolitik ändern - sie muss den sorgsamen Umgang belohnen und nicht mit Subventionen die Verschwendung finanzieren. (reh)

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2005

Qantara.de
Jakarta
Teures Wasser, Schwermetall inklusive
Trinkwasser ist in vielen Ländern des Südens zu einem teuren Gut geworden. Internationale Konzerne wie Nèstle, Danone oder Coca-Cola profitieren von der Wasserprivatisierung und erzielen unermessliche Gewinne. Am Beispiel Jakarta beschreibt Gerhard Klas die Folgen für die Bevölkerung.

www
Das Wasserportal der UNESCO
Details zur Dekade 'Wasser zum Leben'

The World's Water
Das Pacific Institute (USA) informiert über die Trinkwasservorräte auf der Erde und listet die Wasserkonflikte der vergangenen 5000 Jahre auf