Die Sorgen der arabischen Schriftsteller
Wie weit sind die Vorbereitungen der Arabischen Liga für die Frankfurter Buchmesse gediehen? Entpuppen sich die arabischen Staaten einmal wieder als die "Meister der verpassten Chance"?
Zwischen 100 und 150 arabische Schriftsteller sollen zu Gesprächen und Lesungen nach Frankfurt eingeladen werden, doch noch immer sind die Namen der beteiligten Autoren nicht bekannt. Viele arabische Schriftsteller sind deshalb in Sorge, dass der Auftritt der Arabischen Liga in eine Katastrophe mündet.
Finanzielle und organisatorische Probleme
So auch Dschamal al-Ghitani, einer der international bekannten ägyptischen Autoren, von dem schon mehrere Bücher ins Deutsche übersetzt wurden: "Es gibt derzeit keinen Anlass zum Optimismus, da die arabischen Staaten - außer Marokko - bisher nur aus ihrem eigenen Blickwinkel an die Sache herangehen. Sie betrachten die arabische Kultur nicht als Einheit. Außerdem gibt es finanzielle Probleme, da die drei Millionen Euro, die die Arabische Liga und die arabischen Kulturministerien insgesamt zugesagt haben, noch nicht zur Verfügung stehen."
Es sei außerdem vereinbart worden, dass zwanzig Bücher ins Deutsche übertragen werden, doch noch immer stünden die Titel der Bücher nicht fest. Nun reiche die Zeit für die Übersetzung sicher nicht mehr aus.
Lieber Rückzug als Scheitern
Dass die Arabische Liga für die Deutschen der richtige Ansprechpartner sei, bezweifelt al-Ghitani nicht, ist es doch unmöglich, mit 22 unterschiedlichen Staaten in Verhandlungen zu treten. Man dürfe dabei aber nicht vergessen, "dass die Arabische Liga eine offizielle Organisation ist. Vielleicht werden daher wichtige Repräsentanten der arabischen Kultur, die sich im Exil befinden und keinerlei Kontakte zu ihren Regierungen haben, nicht auf der Buchmesse vertreten sein."
"Wenn aber die arabische Kultur nicht in angemessener Weise auf der Buchmesse repräsentiert wird, so ist ein ehrenhafter Rückzug allemal besser als eine schwache Teilnahme, die der arabischen Kultur großen Schaden zufügen würde. International assoziiert man mit dieser Kultur sowieso nur Unterdrückung, Terror und Missachtung der Rechte der Frauen. Dem sollte man mit einem gescheiterten Buchmessenauftritt nicht noch mehr Schaden hinzufügen."
Sein oder Nichtsein
Auch Ibrahim al-Muallim, Vorsitzender des arabischen Verlegerverbands, glaubt, dass man die arabische Kultur weltweit mit Terrorismus, Fanatismus und Engstirnigkeit gleichsetze. Die Buchmesse sei deshalb eine gute Chance, dieses Bild gerade zu rücken. Um das zu erreichen, würden von den Verantwortlichen große Anstrengungen unternommen, denn für die Araber heiße es jetzt "Sein oder Nichtsein".
Ganz so pessimistisch wie Dschamal al-Ghitani ist al-Muallim jedoch nicht. Zwar räumt auch er Probleme mit der Finanzierung und der verspäteten Vorbereitung ein, doch die verschiedenen Kulturminister würden nun alles daran setzen, der Veranstaltung zum Erfolg zu verhelfen.
Salwa Bakr, eine auch in Deutschland nicht unbekannte ägyptische Schriftstellerin, ruft die Araber auf, ihren Individualismus und Egoismus zu überwinden, der nur dazu führe, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Die Araber, so Bakr, müssten ihre politischen Querelen vergessen und sich auf kultureller Ebene zusammenschließen.
Ein Erinnerungsbuch für arabische Pioniere
Salah Fadl, ein ägyptischer Kritiker und Autor, wurde von der "Arabischen Organisation für Bildung und Wissenschaften" (Alecso) damit beauftragt, ein Buch über große arabische Denker herauszugeben, die für ihren zivilisatorischen Beitrag für die arabische Kultur gewürdigt werden sollen.
Damit will man dem Bild von einer arabischen Kultur des Terrorismus etwas Positives entgegen setzen. Das Buch wird auf Arabisch und Deutsch erscheinen und den Gästen des arabischen Flügels auf der Buchmesse als Geschenk überreicht werden.
Nelly Youssef
Aus dem Arabischen von Larissa Bender
© Qantara.de 2004