Der Tatort-Türke
In jedem zehnten deutschen Wohnzimmer flimmern Sonntagsabends die Tatort-Kommissare aus verschiedenen deutschen Regionen über die Bildschirme. Und das seit 35 Jahren. Vom Herbst nächsten Jahres an wird ein weiterer Kommissar Fälle lösen: Mehmet Kurtulus.
Filmerfahrung
Fatih Akins Film "Kurz und Schmerzlos" war sein Sprungbett. Für seine Rolle des Gabriel erhielt Mehmet Kurtulus den Grimme Preis. Später spielte er in Akins "Im Juli" und in "Gegen die Wand", er war in Doris Dörries "Nackt" zu sehen und im "Tunnel" von Roland Suso Richter.
Mehmet Kurtulus hat in seiner Laufbahn als Schauspieler in vielen Filmen mitgespielt und lässt sich nicht ausschließlich auf türkische Charaktere festlegen. Der 35-jährige Schauspieler sagte, auch deshalb habe er das Angebot vom NDR Hamburg bekommen.
Dabei sei die Absicht nicht gewesen, den Tatort neu zu gestalten indem man einen türkischen Kommissar einsetzt. "Sie haben gesagt, 'Mehmet wir wissen, was du bisher gemacht hast und wir möchten mit dir arbeiten'", erklärt Kurtulus.
Keine "Multikulti-Soße"
Die Dreharbeiten beginnen nächstes Jahr im Frühling. Mehmet Kurtulus sagte, er wolle an einer künstlerischen, politischen und ästhetischen Weiterentwicklung des "Tatort" mitarbeiten. Seine Herkunft spiele dabei keine Rolle, er sehe seine neue Aufgabe als Herausforderung.
Bei sechs geplanten Filmen würden ein oder zwei sicher auch seine Herkunft behandeln, sagt Kurtulus. "Das heißt, wir haben die Möglichkeit diese Themen, meine Herkunft, meine Wurzeln, meine Religion zu bearbeiten. Und die Filme werden anders sein." Aber man werde keine "Multikulti-Soße ausgießen", wehrt der Schauspieler ab.
Medieninteresse
Seitdem bekannt ist, dass im "Tatort" ein türkischstämmiger Schauspieler den Kommissar spielen wird, gibt es ein großes Medieninteresse. Mehmet Kurtulus freut sich zwar darüber, aber es gebe auch kleine Wermutstropfen, wie er sagt. "Weil es über das normale Interesse hinausgeht und fast zu einem Politikum wurde."
Da seien Sätze gefallen wie "ein Türke im Allerheiligsten der ARD" oder "eine Bastion ist gefallen". Das sei alles positiv, aber die Vehemenz der Reaktionen zeige uns auch eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft. "Und mit dieser Vehemenz habe ich nicht gerechnet, ganz ehrlich."
Jülide Mollaoglu
© DEUTSCHE WELLE 2007
Qantara.de
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