Immigranten-Band erobert Disco-Charts

Vor sieben Jahren eroberte Algeriens Rai-Koryphäe Khaled mit seinem Song "Aicha" die Disco-Charts. Jetzt tut es ihm eine neue multikulturelle Band gleich: Mit ihrer "Aicha"-Version landete Outlandish auf Platz Eins der deutschen Single-Charts.

Mit ihrem Song "Aicha" feiert eine neue dänische Immigranten-Band einen Riesenerfolg: Outlandish heißt das Trio, das es mit einer Neuauflage von Cheb Khaleds "Aicha" auf Anhieb auf Platz Eins der deutschen Single-Charts schaffte.

HipHop-Trio Outlandish

​​Der 25-jährigere dänische Immigrantensohn Isam war im Sommer 1996 gerade auf Verwandtenbesuch in Marokko, als der Original-Song "Aicha" von Cheb Khaled aus den Lautsprechern dröhnte. Den französischen Text hat er bis heute nicht verstanden. Und trotzdem war das für ihn Anlass genug, es dem König des Rai gleichzutun. Mit seinen beiden Freunden von der Band Outlandish verfasste er eine neue Version des Stücks und schaffte damit den Sprung auf den ersten Platz der deutschen Charts.

Über Umwege zum HipHop

Die Eltern der drei Dänen stammen aus Marokko, Pakistan und Honduras. Zusammen leben sie in Bröndby, Kopenhagen – ein Auffangbecken für Immigranten aus aller Welt. In dieser Nachbarschaft mussten sich der Marokkaner Isam, der Pakistani Waqas und Lenny aus Honduras zwangsläufig über den Weg laufen. "Wir leben im selben Häuserblock und haben uns beim Fußballspielen kennen gelernt", sagt Isam. "Dann haben wir unser gemeinsames Interesse an Rap-Musik und Breadkdance entdeckt und uns daran versucht."

Zum Fußballprofi fehlte den dreien jedoch das ausreichende Talent. Und auch für eine Karriere als Breakdancer reichte es nicht. Doch sie entdeckten sehr schnell ihr Faible für Rap-Musik. Von der amerikanischen Westküste drang zu dieser Zeit immer mehr HipHop in den dänischen Vorort Bröndby. Viele ihrer amerikanischen Vorbilder lernten Isam, Waqas und Lenny über MTV kennen. Ihr sehnlichster Wunsch: Einmal selbst ein Video mit ihrer eigenen Musik zu sehen.

Eine bessere Alternative zum amerikanischen Mainstream-Hiphop

Inzwischen ist es soweit. Nach ihrem Debüt-Album in Dänemark gelingt Outlandish mit ihrer zweiten CD "Bread And Barrels of Water" der Sprung in die ausländischen Charts. Mittlerweile können sich die Bandmitglieder sogar einen kompletten Kinderchor im Studio leisten. Dieser pakistanisch-indische Kinderchor tauchte zur Albumproduktion im Studio auf – einer der ungewöhnlichsten Produktionstage: Ein Studio voller Süßigkeiten und aufgeregter Mütter - auch so kann HipHop sein.

Auch in USA rechnen sich Outlandish musikalische Chancen aus. In New York konnte das Trio, als erste europäische Band, einen Vertrag beim renommierten Arista-Label unterschreiben – der Plattenfirma von Whitney Houston und Carlos Santana. Die drei Hiphop-Musiker sehen sich als willkommene Alternative zum US-amerikanischen Mainstream-Hiphop. "Wir sind eine Band, die nicht an Reichtum und Status-Symbolen interessiert ist", sagt Issam. "Uns geht es um völlig andere Werte. Deshalb dürfte unsere Musik für sie eine erfrischende Alternative darstellen."

Oliver Rustemeyer, © 2003 Deutsche Welle