Kooperation zum beidseitigen Nutzen

Syriens Präsident Bashar al-Assad versucht seit geraumer Zeit, sein Land aus der Isolation zu befreien. Dabei helfen könnte ein Nachbar aus dem Norden: Damaskus entwickelt eine immer engere Partnerschaft mit der Türkei. Peter Philipp berichtet.

Der syrische Präsident Bashar Assad trifft den türkischen Premierminister Recep Tayyip Erdogan; Foto: AP
Schulterschluss mit Syriens Präsident Assad: Der türkische Ministerpräsident Erdogan setzt auf neue Strategien der regionalen Kooperation, um mehr Selbständigkeit vom Westen zu erlangen.

​​Während seiner 29jährigen Regierungszeit hatte Bashar al-Assads Vater Hafiz Syrien in die Isolation geführt - eine Isolation, die verstärkt wurde durch den Zerfall der Sowjetunion, mit der Syrien durch umfassende und langfristige Militär- und Wirtschaftsabkommen liiert war.

Bis zum Sturz Saddam Husseins herrschte ein eisiges Klima gegenüber Bagdad, das sich bislang nur langsam verbesserte. Gegenüber dem Libanon gab es zunächst – durch den Mord an Ex-Premier Rafik Hariri im Jahre 2005 – ein absolutes Tief:

Die syrischen Truppen mussten abgezogen werden, aber inzwischen gibt es diplomatische Beziehungen und eine zumindest oberflächliche Aussöhnung.

Weiterhin eng sind die Beziehungen zum Iran, sie nützen Syrien freilich nicht sonderlich viel - wegen der wachsenden internationalen Isolation Teherans.

Präsident Assad knüpfte zwar - über Nicolas Sarkozy - engere Beziehungen zur EU, diese haben sich bisher aber nicht ausgezahlt. Und Avancen der Obama-Administration verheißen Damaskus zwar eine Normalisierung der Beziehungen, seit einem halben Jahr wartet man nun aber schon vergebens auf die Rückkehr des 2005 abberufenen US-Botschafters nach Damaskus.

Die Türkei als regionaler "Tigerstaat"

Vor diesem Hintergrund entwickelt sich immer mehr zur Erfolgsstory, was zwischen Damaskus und Ankara zu beobachten ist: Syrien und die Türkei entwickeln sich immer mehr zu engen Partnern auf den verschiedensten Bereichen. Der erneute Besuch des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan am Dienstag (22.12.2009) in Damaskus ist ein weiteres Zeichen für diese Entwicklung.

Syrische Truppen beim Abzug aus Beirut; Foto: DW / Marc Röhlig
Außenpolitischer Rückschlag für die Führung in Damaskus: Auch Jahre nach dem Mord an Hariri und dem Abzug der syrischen Armee aus dem Libanon gestalten sich dies syrisch-libanesischen Beziehungen schwierig.

​​So wollen beide Länder, nachdem sie im September die gegenseitige Visa-Pflicht aufgehoben haben, die direkten Verkehrs-, Tourismus- und Handelsbeziehungen intensivieren. Eine äußerst attraktive Angelegenheit für die Türkei, die sich längst zum regionalen "Tigerstaat" gemausert hat: kein arabischer Markt, auf dem nicht türkische Waren angeboten werden.

Die Türkei will Syrien mit Erdgas beliefern und beide Staaten betreiben darüber hinaus eine Strategie der größeren regionalen Kooperation, um mehr Selbständigkeit gegenüber Brüssel und Washington zu gewinnen.

Ankaras ambitionierte Außenpolitik

Politisch kommt das Ankara entgegen, denn es sieht darin die Chance, an Bedeutung in der Region zu gewinnen, die ja bis nach dem Ersten Weltkrieg unter osmanischer Herrschaft gestanden hatte.

Ankara will sich zum Beispiel als Schlichter und politischer Vermittler hervortun, wo andere bisher kläglich scheiterten: So führte erst eine türkische Vermittlung 2008 zu indirekten syrisch-israelischen Friedensverhandlungen.

Peres, Gül und Abbas; Foto AP
Weder in Damaskus noch in Ankara hat man aber die Hoffnung aufgegeben, dass die Gespräche im Nahostkonflikt wieder aufgenommen werden können.

​​Diese Kontakte brachen in der Folge des israelischen Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen ab. Auch die seit vielen Jahren guten und engen Beziehungen zwischen Ankara und Jerusalem froren wegen dieses Krieges ein.

Weder in Damaskus noch in Ankara hat man aber die Hoffnung aufgegeben, dass die Gespräche wieder aufgenommen werden können. Wobei sicher viel vom weiteren Verhalten der nationalistischen Regierung Benjamin Netanyahus in Jerusalem abhängt.

Mit dem Zerfall des Osmanischen Reiches wurde das heutige Staatsgebiet Syriens unter französisches Mandat gestellt, das erst 1946 unabhängig wurde. Hass und Abneigung gegenüber den alten Herrschern am Bosporus hielten sich lange und führten gelegentlich auch zu militärischen Spannungen.

Heute scheint dies vergessen: Das Interesse beider Staaten liegt auf Annäherung und Kooperation und dies lässt die Vergangenheit rasch vergessen.

Peter Philipp

© Qantara.de 2009

Qantara.de

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