Durchblick auf die Propaganda
Die Wahrheit ist meist das erste Opfer des Krieges. Auch wenn sich diese Erkenntnis bei vielen Medienmachern und Journalisten durchgesetzt haben mag, so hat sich an dieser Realität vor allem in der Konfliktregion des Nahen Ostens wenig geändert.
Nach wie vor geraten zahllose Journalisten im israelisch-palästinensischen Konflikt aus politischen Gründen mit ihrer Berichterstattung zwischen die Fronten – weil diese zum Beispiel nicht der Ausrichtung oder dem Profil des Mediums entsprechen oder aber, weil sie schlichtweg nicht in der Lage sind, umfangreiche Recherchen vorzunehmen, um eine objektive Berichterstattung zu gewährleisten.
Hürdenreiche Recherche in Konfliktgebieten
Dieses Dilemma, vor dem Journalisten in Krisengebieten bis heute stehen, beschäftigte auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle zahlreiche Medienexperten und Korrespondenten aus der arabischen Welt.
Muammar Orabi, Generaldirektor des palästinensischen Senders Watan-TV, verdeutlichte die praktischen Gründe für die Schwierigkeiten einer objektiven Berichterstattung seines Senders in den palästinensischen Autonomiegebieten und Israel:
"Es gibt eine Menge Hürden, wie z.B. die Kontrollpunkte", berichtet Orabi. Seine Arbeitskollegen könnten sich nicht frei bewegen. Nach Jerusalem, Nablus oder Gaza zu kommen, sei für die Journalisten von Watan-TV kaum machbar.
Auf israelischer Seite steht man vor ganz ähnlichen Problemen. David Witzthum, Moderator und Chefredakteur des israelischen Fernsehens TV Channel 1, erläuterte das Dilemma aus der israelischen Perspektive. Für israelische Journalisten sei es schwierig, in die West Bank oder nach Gaza zu kommen.
Daher verlasse man sich oft auf Leute vor Ort, das heißt auf palästinensische Kamera-Teams, die überwiegend für internationale Presseagenturen tätig sind. "Manchmal bekommen wir aber auch eine Genehmigung von den Palästinensern oder den Militärbehörden, um dorthin reisen zu können und von dort zu berichten", so Witzthum.
Selektive Wahrnehmung der Medien
Abgesehen von den schwierigen Arbeitsbedingungen, stellt auch mitunter die Intention und Art der News-Präsentation bei Sendern wie Al-Jazeera ein weiteres Problem dar. Salameh B. Nematt, ehemaliger Büroleiter von Al-Hayat in Washington, kritisierte denn auch die selektive Wahrnehmung mancher arabischer Medien.
"Bei uns gibt es einen Konfliktbogen, der sich von Afghanistan, Irak bis Israel, Palästina, Libanon und Syrien erstreckt", berichtet Nematt. "Und diese Konflikte beinhalten eine Menge Lügen – eine davon ist, wenn man einen Angriff, der vorsätzlich gegen Zivilisten gerichtet ist, als "Widerstand" bezeichnet.
Doch kann Berichterstattung aus Konfliktregionen nie gänzlich objektiv und neutral sein. Das machte die Medienprojekt-Managerin des UNDP für den Irak, Jacky Sutton, in ihren Ausführungen deutlich.
Daher versteht Sutton ihre Aufgabe als Projektmanagerin für die Medien im Irak darin, nicht zu urteilen, sondern professionelle, verantwortungsvolle Einstellungen bei Journalisten zu fördern.
Trotz der massiven Probleme, frei und ungehindert arbeiten zu können, gebe es auch hoffnungsvolle Signale, so Sutton: Die irakische Medienlandschaft weise einen beachtlichen Pluralismus auf. Daher könnten irakische Zuschauer sich selbst ein Bild machen und entscheiden, was für sie Propaganda und was für sie wahr ist.
Arian Fariborz
© Qantara.de 2008
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